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www.fondsprofessionell.de

| 1/2017

ten mit staatlicher Förderung wie Rürup- oder

Riester-Fondspolicen müssen diese von der

PIA in eine der fünf CRKs einstufen lassen.

Dafür simuliert die unabhängige Stelle 10.000

Kapitalmarktszenarien. „Für jedes dieser

10.000 Szenarien ermitteln wir eine Ablauf-

leistung, und zwar bei Laufzeiten von zwölf,

20, 30 und 40 Jahren“, erläutert Ruby.

Im nächsten Schritt wird pro Laufzeit aus

den 10.000 Ablaufleistungen die Durch-

schnittsrendite für den Mittelwert dieser Ab-

laufleistungen gebildet. „Dann nehmen wir

die schlechtesten 20 Prozent der Ablaufleis-

tungen und errechnen auch hier die durch-

schnittliche Rendite“, sagt Ruby. Die beiden

Kennzahlen bestimmen über die Einordnung

des Produkts in die CRK. Fondspolicen lan-

den in der Regel in den Klassen zwei bis vier.

Vier Hochrechnungssätze

„Jeder CRK sind jeweils vier Hochrech-

nungssätze zugeordnet“, erläutert Ruby (siehe

Grafik vorige Seite). Diese sind in der Alters-

vorsorge-Produktinformationsblattverordnung

vorgeschriebenen. Bei nicht geförderten

Fondspolicen ist es hingegen üblich, unabhän-

gig vom Risiko eines Produkts wahlweise mit

Renditeannahmen von null, drei, sechs oder

neun Prozent zu rechnen. Zum Vergleich: In

der CRK drei, in die viele Fondspolicen ohne

Bruttobeitragsgarantie mit moderatem Risiko

und moderaten Ertragschancen fallen, liegen

die Hochrechnungssätze zwischen null und

fünf Prozent. In der höchsten Klasse bewegen

sie sich zwischen minus einem und sieben

Prozent. Mit dem Minuswert soll Kunden klar

werden, dass den möglichen hohen Erträgen

auch hohe Verlustrisiken gegenüberstehen. Ei-

ne Renditeannahme von neun Prozent ist al-

lerdings noch nicht einmal in der höchsten

CRK vorgesehen.

Die vorsichtiger angesetzten Hochrech-

nungssätze sind Teil der neuen Berechnungs-

methode für die Ablaufleistung von staatlich

geförderten Altersvorsorgeprodukten. Sie sol-

len realistischere Ablaufleistungen prognosti-

zieren. Das ist grundsätzlich gut. Doch

näher an der Realität bedeutet leider

auch: wesentlich niedriger.

Der Grund dafür, dass die Ablauf-

leistungen geringer ausfallen, liegt

zunächst einmal an der neuen Art der

Hochrechnung selbst. „Nach der gän-

gigen Methode, die für nicht geförder-

te Policen mit Bruttobeitragsgarantien

genutzt wird, rechnet man den Sparan-

teil im Deckungsstock mit der derzei-

tigen Rendite des Deckungsstocks hoch“, er-

klärt Dirk Fischer, Geschäftsführer der Pro-

duktschmiede Patriarch Multi-Manager in

Frankfurt. Die Entwicklung des Fondsvermö-

gens wird mit den erwähnten null, drei, sechs

oder neun Prozent berechnet. Die für Siche-

rungs- und Fondsvermögen errechneten Sum-

men werden addiert, Versicherungskosten und

Risikoprämie abgezogen. „Zählt man nun die

Überschüsse dazu, ergibt sich die Ablauflei-

stung“, sagt Fischer.

Die Hochrechnungsmethode für geförderte

Produkte funktioniert anders. Sicherungs- und

Fondsvermögen werden nicht getrennt, son-

dern zusammengenommen mit einem Rech-

nungssatz der entsprechenden CRK kalkuliert.

Von der Summe, die sich ergibt, werden die

Versicherungskosten, die Risikoprämie und

die Fondskosten abgezogen, also alle soge-

nannten „renditemindernden Größen“. Oben-

drauf kommen dann wieder die Überschüsse.

Da unterschiedliche Hochrechnungsmetho-

den angewandt werden, ergeben sich für ge-

förderte und nicht geförderte Fondspolicen,

die ansonsten identisch sind, natürlich ganz

unterschiedliche Summen. Ein Beispiel: Ein

30 Jahre alter Mann zahlt bis zu seinem 67.

Lebensjahr jeden Monat 100 Euro in eine

Fondspolice der CRK vier ein. Bei einer an-

genommenen Rendite von sechs Prozent er-

geben sich nach der Methode für geförderte

Produkte eine Ablaufleistung von 101.035

Euro und eine monatliche Rente von 332,25

Euro. Berechnet man nun die Ablaufleistung

nach der gängigen Methode für nicht geför-

derte Produkte, so liegt diese bei 145.213

Euro. Die monatliche Rente beläuft sich auf

583,64 Euro (siehe Tabelle unten).

Unterschied gut erklären

Natürlich ist das Ergebnis logisch, schließ-

lich werden nach der Methode für geförderte

Produkte die Fondskosten renditemindernd

abgezogen, während im anderen Fall für das

Fondsvermögen eine Performance von sechs

Prozent nach Kosten unterstellt wird.

Versicherungsvermittlern muss es nun aber

gelingen, ihren Kunden diesen Unterschied

auch gut zu erklären.

Hinzu kommt ein weiterer Punkt: Der Ver-

gleich der Ablaufleistungen von geförderten

und nicht geförderten Fondspolicen mit der-

selben Renditeannahme (wie in der Tabelle

unten) zeigt bloß, wie sich die unterschied-

lichen Rechenmethoden auswirken. In der

Praxis kommt hinzu, dass bei identischen Po-

licen mit und ohne Förderung kaum einmal

mit der gleichen Rendite kalkuliert werden

darf. Und da die Vorgaben für geförderte Pro-

dukte niedriger angesetzt sind, sieht die Ab-

laufleistung für viele dieser Policen noch ein-

mal schlechter aus.

Vermittler werden es daher nicht gerade

leicht haben, ihrer Klientel die Vorteile von

Produkten mit staatlicher Förderung begreif-

lich zu machen. „Er ist doch menschlich, dass

ein Kunde erst einmal zu einer herkömmli-

chen Police tendiert, wenn er die höhere

Ablaufleistung sieht“, sagt Dirk Fischer.

Maklern rät er, sich intensiv mit der neuen

Rechnungsmethode auseinanderzusetzen.

„Vielleicht sollten sie als Vertriebs-

argument lieber stärker auf die Steuer-

erleichterungen setzen“, überlegt

Fischer. Klar ist: Die Transparenz, die

der Gesetzgeber bei staatlich geförder-

ten Altersvorsorgeprodukten in der Tat

geschaffen hat, macht diese nicht at-

traktiver. Und wenn Vermittler dann

nicht stichhaltig argumentieren kön-

nen, bleiben geförderte Policen auf

der Strecke.

ANDREA MARTENS |

FP

fonds & versicherung I

fondspolicen mit staatlicher förderung

Foto: © Produktinformationsstelle Altersvorsorge

Melissa Ruby, Produktinformationsstelle Altersvorsorge:

„Jeder CRK sind vier Hochrechnungssätze zugeordnet.“

Vergleich der ausgewiesenen Renten*

Fondspolice

Staatlich

eingeordnet in gefördert

Ungefördert

Differenz

CRK 2

352,66 Euro

452,69 Euro

28 %

CRK 3

344,33 Euro

494,74 Euro

44 %

CRK 4

332,25 Euro

583,79 Euro

76 %

CRK 5

294,10 Euro

531,64 Euro

81 %

*bei jeweils sechs Prozent Fondsperformance nach Kosten; Alter des

Sparers: 30 Jahre, Laufzeit: 37 Jahre, monatlicher Sparbetrag: 100 Euro;

zum Vergleich erstellte Musterrechnung

Quelle: Patriarch Multi-Manager GmbH