

anleihen und Pfandbriefen anzulegen. Wie
gering die entsprechende Verzinsung dann
ausfällt, ist bekannt, und das wird sich wohl
auch in den nächsten Jahren kaum verbessern.
Wenn der Kunde allerdings bereit ist, auf
einen Teil der Garantie zu verzichten, dann
kann ein wesentlich größerer Teil seiner
Anlage in Investmentfonds erfolgen mit der
Aussicht auf eine entsprechend höhere Ren-
dite. Wenn er sogar bereit ist, die Beitrags-
garantie auf 70 Prozent zu reduzieren, kann
nahezu sein gesamter Sparanteil in die Fonds-
anlage fließen, und er hat dennoch eine wert-
haltige Garantie.
Geht mit einer solchen Absenkung nicht
ein wichtiges Verkaufsargument für den
Vermittler verloren?
Kurtenbach:
Ich glaube, dass eine etwas
geringere Beitragsgarantie das kleinere Pro-
blem ist. Vielmehr geht es darum, in Zeiten,
in denen es so gut wie keinen Zins mehr gibt,
unsere Vertriebspartner an neue, auch künftig
noch wirklich tragfähige Verkaufsansätze
heranzuführen. Der eben angesprochene Per-
spektivwechsel wurde bei der Gothaer bereits
eingeleitet und wird zukünftig konsequent
vorangetrieben.
Wie sehen diese Verkaufsansätze aus?
Kurtenbach:
Es geht zum einen darum, sich
auf ein paar alte Grundsätze der Lebensversi-
cherung zurückzubesinnen. Damit meine ich
zum Beispiel das Argument, dass am Ende
nur die private Rentenversicherung dem Kun-
den hilft, eine immer noch weiter steigende
Lebenserwartung so abzusichern, dass er sei-
nen Lebensstandard bis zu seinem Ableben
aufrechterhalten kann. Nur so kann er das
Langlebigkeitsrisiko wirklich absichern. Da-
rüber hinaus haben wir – gerade weil die klas-
sische Lebensversicherung immer mehr an
Bedeutung verliert – bei der Gothaer schon
sehr frühzeitig den Schwenk gemacht weg
von der Klassik stärker hin einerseits zum
Segment Biometrie und andererseits zu kapi-
taleffizienten Produkten. Beim ersten Ge-
schäftsfeld geht es um die reine Risikoabsi-
cherung ohne Sparprozesse. Darunter fallen
insbesondere die Berufsunfähigkeitsversiche-
rungen und die Risikolebensversicherung,
aber auch Versicherungen gegen schwere
Krankheiten, der Bereich „Critical Illness“.
Und in diesem Segment sind wir durchaus
erfolgreich. Unser Marktanteil ist in diesem
Feld über die vergangenen Jahre stetig ge-
wachsen.
Andererseits ist für einen Vermittler
doch der Bereich der Versicherungen mit
angeschlossenem Sparprozess der deut-
lich lukrativere. Wo stehen Sie denn in
Bezug auf Themen wie betriebliche
Altersvorsorge und das Einmalbeitrags-
geschäft?
Kurtenbach:
Das Feld der betrieblichen Al-
tersvorsorge wird auch künftig für uns eine
sehr wichtige Rolle spielen, zumal gerade in
der bAV im Moment natürlich sehr viel pas-
siert, nicht zuletzt weil eine ganze Reihe von
gesetzlichen Veränderungen ansteht. Ich wür-
de sogar sagen, dass wir in der betrieblichen
Altersvorsorge inzwischen zu einem bedeu-
tenden Player geworden sind. Dieses Ge-
schäftsfeld hat mittlerweile mit 30 Prozent,
und zwar sowohl im Neugeschäft als auch im
Bestand, eine extrem wichtige Größenord-
nung für die Gothaer erreicht. Beim Thema
Einmalbeitrag sieht das allerdings anders aus.
Was muss man darunter verstehen?
Kurtenbach:
Wie viele unserer Mitbewerber
auch haben wir uns in der Vergangenheit aus
dem Einmalbeitragsgeschäft zurückgezogen.
Das hängt damit zusammen, dass viele Le-
bensversicherer mit Einmalbeitragsprodukten
– ob nun immer gewollt oder ungewollt, sei
einmal dahingestellt – Ausflüge ins Bankge-
schäft unternommen haben. Viele Einmalbei-
tragsprodukte sind dabei gewissermaßen als
höher verzinste Alternative zum Festgeld re-
gelrecht missbraucht worden. Bei der Gothaer
haben wir ein Produkt namens Gothaer Park-
konto als sogenannte aufgeschobene Renten-
Michael Kurtenbach: „Viele Vermittler haben ihren Kunden das Signal gegeben, dass mit den noch bestehenden
Angeboten voraussichtlich letztmalig die Chance besteht, eine Beitragsgarantie von 100 Prozent zu erhalten.“
fonds & versicherung I
michael kur tenbach | gothaer leben
320
www.fondsprofessionell.de| 1/2017
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Das Feld der betrieblichen
Altersvorsorge wird auch künftig
für uns eine sehr wichtige Rolle
spielen, zumal gerade in der
bAV im Moment natürlich
sehr viel passiert.
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Michael Kurtenbach, Gothaer Leben
Foto: © Florian Trettenbach
Michael Kurtenbach
Im Oktober 2013 hat Michael Kurtenbach zusätzlich zu
seiner Funktion als Vorstandschef der Gothaer Kranken-
versicherung auch den Vorstandsvorsitz bei der Gothaer
Leben übernommen. Der Diplomkaufmann blickt auf mehr
als 25 Jahre Erfahrung in der Assekuranz zurück. Nach
verschiedenen Stationen in der Versicherungsbranche
wechselte er bereits 1999 zum Gothaer-Konzern, wo er
zunächst für strategische Beteiligungen und Konzern-
entwicklung sowie das Konzerncontrolling verantwortlich
war. Im Januar 2003 wurde er in den Vorstand berufen.