Table of Contents Table of Contents
Previous Page  322 / 346 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 322 / 346 Next Page
Page Background

anleihen und Pfandbriefen anzulegen. Wie

gering die entsprechende Verzinsung dann

ausfällt, ist bekannt, und das wird sich wohl

auch in den nächsten Jahren kaum verbessern.

Wenn der Kunde allerdings bereit ist, auf

einen Teil der Garantie zu verzichten, dann

kann ein wesentlich größerer Teil seiner

Anlage in Investmentfonds erfolgen mit der

Aussicht auf eine entsprechend höhere Ren-

dite. Wenn er sogar bereit ist, die Beitrags-

garantie auf 70 Prozent zu reduzieren, kann

nahezu sein gesamter Sparanteil in die Fonds-

anlage fließen, und er hat dennoch eine wert-

haltige Garantie.

Geht mit einer solchen Absenkung nicht

ein wichtiges Verkaufsargument für den

Vermittler verloren?

Kurtenbach:

Ich glaube, dass eine etwas

geringere Beitragsgarantie das kleinere Pro-

blem ist. Vielmehr geht es darum, in Zeiten,

in denen es so gut wie keinen Zins mehr gibt,

unsere Vertriebspartner an neue, auch künftig

noch wirklich tragfähige Verkaufsansätze

heranzuführen. Der eben angesprochene Per-

spektivwechsel wurde bei der Gothaer bereits

eingeleitet und wird zukünftig konsequent

vorangetrieben.

Wie sehen diese Verkaufsansätze aus?

Kurtenbach:

Es geht zum einen darum, sich

auf ein paar alte Grundsätze der Lebensversi-

cherung zurückzubesinnen. Damit meine ich

zum Beispiel das Argument, dass am Ende

nur die private Rentenversicherung dem Kun-

den hilft, eine immer noch weiter steigende

Lebenserwartung so abzusichern, dass er sei-

nen Lebensstandard bis zu seinem Ableben

aufrechterhalten kann. Nur so kann er das

Langlebigkeitsrisiko wirklich absichern. Da-

rüber hinaus haben wir – gerade weil die klas-

sische Lebensversicherung immer mehr an

Bedeutung verliert – bei der Gothaer schon

sehr frühzeitig den Schwenk gemacht weg

von der Klassik stärker hin einerseits zum

Segment Biometrie und andererseits zu kapi-

taleffizienten Produkten. Beim ersten Ge-

schäftsfeld geht es um die reine Risikoabsi-

cherung ohne Sparprozesse. Darunter fallen

insbesondere die Berufsunfähigkeitsversiche-

rungen und die Risikolebensversicherung,

aber auch Versicherungen gegen schwere

Krankheiten, der Bereich „Critical Illness“.

Und in diesem Segment sind wir durchaus

erfolgreich. Unser Marktanteil ist in diesem

Feld über die vergangenen Jahre stetig ge-

wachsen.

Andererseits ist für einen Vermittler

doch der Bereich der Versicherungen mit

angeschlossenem Sparprozess der deut-

lich lukrativere. Wo stehen Sie denn in

Bezug auf Themen wie betriebliche

Altersvorsorge und das Einmalbeitrags-

geschäft?

Kurtenbach:

Das Feld der betrieblichen Al-

tersvorsorge wird auch künftig für uns eine

sehr wichtige Rolle spielen, zumal gerade in

der bAV im Moment natürlich sehr viel pas-

siert, nicht zuletzt weil eine ganze Reihe von

gesetzlichen Veränderungen ansteht. Ich wür-

de sogar sagen, dass wir in der betrieblichen

Altersvorsorge inzwischen zu einem bedeu-

tenden Player geworden sind. Dieses Ge-

schäftsfeld hat mittlerweile mit 30 Prozent,

und zwar sowohl im Neugeschäft als auch im

Bestand, eine extrem wichtige Größenord-

nung für die Gothaer erreicht. Beim Thema

Einmalbeitrag sieht das allerdings anders aus.

Was muss man darunter verstehen?

Kurtenbach:

Wie viele unserer Mitbewerber

auch haben wir uns in der Vergangenheit aus

dem Einmalbeitragsgeschäft zurückgezogen.

Das hängt damit zusammen, dass viele Le-

bensversicherer mit Einmalbeitragsprodukten

– ob nun immer gewollt oder ungewollt, sei

einmal dahingestellt – Ausflüge ins Bankge-

schäft unternommen haben. Viele Einmalbei-

tragsprodukte sind dabei gewissermaßen als

höher verzinste Alternative zum Festgeld re-

gelrecht missbraucht worden. Bei der Gothaer

haben wir ein Produkt namens Gothaer Park-

konto als sogenannte aufgeschobene Renten-

Michael Kurtenbach: „Viele Vermittler haben ihren Kunden das Signal gegeben, dass mit den noch bestehenden

Angeboten voraussichtlich letztmalig die Chance besteht, eine Beitragsgarantie von 100 Prozent zu erhalten.“

fonds & versicherung I

michael kur tenbach | gothaer leben

320

www.fondsprofessionell.de

| 1/2017

»

Das Feld der betrieblichen

Altersvorsorge wird auch künftig

für uns eine sehr wichtige Rolle

spielen, zumal gerade in der

bAV im Moment natürlich

sehr viel passiert.

«

Michael Kurtenbach, Gothaer Leben

Foto: © Florian Trettenbach

Michael Kurtenbach

Im Oktober 2013 hat Michael Kurtenbach zusätzlich zu

seiner Funktion als Vorstandschef der Gothaer Kranken-

versicherung auch den Vorstandsvorsitz bei der Gothaer

Leben übernommen. Der Diplomkaufmann blickt auf mehr

als 25 Jahre Erfahrung in der Assekuranz zurück. Nach

verschiedenen Stationen in der Versicherungsbranche

wechselte er bereits 1999 zum Gothaer-Konzern, wo er

zunächst für strategische Beteiligungen und Konzern-

entwicklung sowie das Konzerncontrolling verantwortlich

war. Im Januar 2003 wurde er in den Vorstand berufen.