

Wie muss man sich das in der prakti-
schen Umsetzung vorstellen?
Kurtenbach:
Wir haben zum Beispiel Anfang
des vergangenen Jahres eine ganze Reihe von
insbesondere herkömmlichen, klassischen
Produkten aus dem Angebotsregal heraus-
genommen und zur Jahresmitte zwei neue
Produkte mit neuen endfälligen Garantien auf
den Markt gebracht. Rückblickend kann ich
sagen, dass wir mit dem Ergebnis dieser Pro-
dukteinführung sehr zufrieden gewesen sind.
Wir haben unsere interne Absatzschätzung
sogar weit übertroffen, wobei man sagen
muss, dass dieser Erfolg einem wirklich
herausragenden Produktionsmonat Dezember
zu verdanken ist, in welchem eine Art
Schlussverkauf sicherlich auch eine Rolle
gespielt hat.
Sie meinen eine Art Schlussverkauf auf-
grund der zum 1. Januar 2017 umgesetz-
ten Absenkung des Garantiezinses?
Kurtenbach:
Das ist die große Frage. Zu-
nächst einmal können wir nur feststellen, dass
es solche Schlussverkaufseffekte gegeben hat,
denn das höre ich sozusagen unisono aus der
gesamten Branche und von vielen Mitbe-
werbern. Ich kann mir aber ehrlich gesagt
nicht vorstellen, dass dieser Effekt aus der
eigentlich nur sehr geringen Garantiezins-
absenkung von 1,25 auf 0,9 Prozent heraus
entstanden ist. Ich glaube eher, dass viele
Vermittler ihren Kunden das Signal gegeben
haben, dass mit den noch bestehenden Ange-
boten voraussichtlich letztmalig die Chance
besteht, eine Beitragsgarantie von 100 Prozent
zu erhalten.
Gibt es denn diese 100 Prozent Beitrags-
garantie noch bei der Gothaer?
Kurtenbach:
Es gibt sie noch, aber nur noch
sehr selektiv. Zum Teil sind die 100 Prozent
ja vom Gesetzgeber vorgeschrieben, etwa bei
Riester oder in bestimmten Zusagearten der
betrieblichen Altersvorsorge. Ansonsten sind
auch wir in Bezug auf die Beitragsgarantie
inzwischen auf ein Niveau von 90 Prozent
heruntergegangen. Wir müssen es schaffen,
dem Kunden zu erläutern, dass er bei 100
Prozent Beitragsgarantie künftig bereit sein
muss, dafür einen gewissen Preis zu zahlen.
Der Preis dafür ist ein relativ starker Rendite-
verzicht, denn wir als Versicherer sind in
einem solchen Fall gezwungen, aufgrund
entsprechend strenger Anlageregeln im Siche-
rungsvermögen das Geld sehr starr in Staats-
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www.fondsprofessionell.de| 1/2017
en
Transformationsprozess
“
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Wir haben uns für den
evolutionären statt den
revolutionären Weg
entschieden. Wobei wir uns
darüber im Klaren sind, dass
wir uns in diesem Umbau-
prozess nicht unendlich viel
Zeit lassen können.
«
Michael Kurtenbach, Gothaer Leben