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www.fondsprofessionell.de

| 1/2017

Aspekt hat bei uns bislang keinen

Eingang in unsere Researchkriterien

für die Auswahl von Aktien gefun-

den“, so Hochberg.

Britta Weidenbach, EMEA Co-

Head of Equities bei der Deutschen

Asset Management, sieht die Sache

eher skeptisch. Bisher sei ein Zu-

sammenhang zwischen einer hohen

Frauenquote und dem Börsenerfolg

eines Unternehmens wissenschaft-

lich noch nie eindeutig belegt wor-

den, erklärt sie. „Man muss außer-

dem bedenken, dass nur sieben Pro-

zent der Vorstände von deutschen

börsennotierten Unternehmen weib-

lich sind“, sagte Weidenbach. „Wenn

ich das Gender-Thema als vorran-

giges Kriterium für die Aktienaus-

wahl betrachten würde, wäre mein

Anlageuniversum in Deutschland enorm

eingeschränkt.“

Mehr Frauen in Aufsichtsräten

Tatsächlich sind noch immer relativ wenige

Frauen in den Vorstandsetagen deutscher bör-

sennotierter Unternehmen vertreten. Besser

sieht es in den Aufsichtsräten aus, wie der

Women-on-Board-Index (WoB-Index 160)

zeigt. Dieses Ranking, das seit 2011 die 160

Unternehmen aus Dax, M-Dax, S-Dax und

Tec-Dax nach ihrem Frauenanteil in Auf-

sichtsrat und Vorstand listet, wird von der

Initiative „Frauen in die Aufsichtsräte“

(FidAR) erstellt. „Während der Frauenanteil

in den Aufsichtsräten 2011 im Schnitt noch

bei knapp unter zehn Prozent lag, sind es heu-

te 25,9 Prozent“, sagt die FidAR-Präsidentin

Monika Schulz-Strelow.

Zu dieser Steigerung habe sicher auch das

Gesetz für eine gleichberechtigte

Teilhabe von Frauen und Männern

an Führungspositionen beigetra-

gen, das im Mai 2015 in Kraft ge-

treten ist. Seit dem 1. Januar 2016

verpflichtet das Gesetz börsenno-

tierte, voll mitbestimmungspflich-

tige Unternehmen bei Neubeset-

zungen im Aufsichtsrat sicherzu-

stellen, dass mindestens 30 Pro-

zent der Posten von Frauen be-

setzt werden.

„Das Gesetz hat etwas ge-

bracht“, sagt Schulz-Strelow. Um-

fragen von FidAR hätten jedoch

gezeigt: Unternehmen, die zwar

keine Frauenquote einhalten, aber

zumindest Zielvorgaben entwickeln müssen,

kommen dieser Pflicht oft nicht nach. „Da

hört man dann: ,Wir haben keine Vorgaben

und planen auch keine‘“, so die FidAR-Frau.

Vorbilder dringend gesucht

Liegt es wirklich nur an den Unternehmen?

Oder kann es nicht auch sein, dass Frauen ein-

fach ein geringeres Interesse an Führungs-

positionen haben als Männer? Nein, sagt

Alexandra Niessen-Ruenzi, Professorin und

Inhaberin des Lehrstuhls für Allgemeine Be-

triebswirtschaftslehre und Corporate Gover-

nance an der Universität Mannheim. „Wissen-

schaftliche Experimente haben allerdings ge-

zeigt, dass Frauen – zumindest in Deutschland

– den Wettbewerb viel stärker scheuen als

Männer“, so die Wissenschaftlerin auf dem

Fondsfrauen-Gipfel. „Wir haben auch heraus-

gefunden, dass sich dies durchaus än-

dern kann, wenn Frauen Vorbilder

finden, die selbst sehr wettbewerbs-

freudig sind“, sagt Niessen-Ruenzi.

Das Problem dabei: Es müssen die

richtigen Vorbilder sein. Sie dürfen

nicht nur Kampfgeist und Spaß am

Wettbewerb zeigen, sie müssen

gleichzeitig auch eine sympathische

Ausstrahlung haben. „Als echtes Vor-

bild stellte sich in unseren Experi-

menten zum Beispiel ganz klar die

Tennisspielerin Serena Williams her-

aus“, berichtet die Professorin.

Gut vorangekommen

Echte Vorbilder können Frauen

auch bei den Fondsfrauen finden.

Das noch junge Karrierenetzwerk

möchte Frauen motivieren, an-

spruchsvolle, interessante Positionen an-

zustreben – und tritt für eine bessere Verein-

barkeit von Beruf und Familie ein. Darüber

hinaus ist es dem Netzwerk ein Anliegen,

Frauen dazu zu bewegen, ihre Finanzen selbst

in die Hand zu nehmen. Die Fondsfrauen

stellten sich und ihr Programm erstmals auf

dem FONDS professionell KONGRESS

2015 in größerem Rahmen vor. Ein Jahr spä-

ter fand das erste Gipfeltreffen statt. Seither

hat sich viel getan. „Wir sind im vergangenen

Jahr ein gutes Stück vorangekommen“, be-

richtet Anne E. Connelly, die die Fondsfrauen

gemeinsam mit Anke Dembowski und

Manuela Fröhlich gegründet hat.

„100 Mitglieder sind inzwischen regis-

triert“, sagt Connelly. Das Netzwerk habe

neun Fördermitglieder, darunter die Credit

Suisse sowie die Fondsgesellschaften Union

Investment und Franklin Templeton.

Damit Frauen besser lernen können,

sich mit dem Thema Geldanlage aus-

einanderzusetzen, planen die Fonds-

frauen für dieses Jahr eine Finanzplatt-

form mit dem Namen „Her Money“.

„Frauen brauchen keine anderen

Finanzprodukte als Männer“, sagt

Connelly. Sie bräuchten aber eine an-

dere Ansprache. „Es gibt viele gut ver-

dienende Frauen, aber oft fehlt ihnen

das Wissen, wie sie ihr Geld richtig

investieren können“, erklärt sie. Das

soll sich ändern. Denn: Frauen können

nicht besser oder schlechter mit ihrem

eigenen Geld umgehen als Männer.

Sie müssen nur wissen, wie es funk-

tioniert.

ANDREA MARTENS |

FP

vertrieb & praxis I

fondsfrauen

Foto: © Jens Braune del Angel

Karrierefrauen brauchen Vorbilder: Alexandra Niessen-Ruenzi, Professorin an

der Universität Mannheim, stellt ihre Forschungsergebnisse vor.

Klarer Nachholbedarf

Zwar nimmt die Zahl von Frauen in Aufsichtsräten zu, ihre männlichen Kollegen

haben sie jedoch noch längst nicht eingeholt.

Quelle: FidAR, Stand: 2.11.2016

0

500

1.000

1.500

Aufsichtsräte

Tec-Dax

Aufsichtsräte

S-Dax

Aufsichtsräte

M-Dax

Aufsichtsräte

Dax

Aufsichtsräte

alle Segmente

Aufsichtsräte

1.700

440

491

149

600

158

395

82

214

51

Davon Frauen

Gesamt