

Dennoch haben die
ETF-Anbieter 2016
europaweit fast 50
Milliarden Euro einge-
sammelt.
Wir hatten einen Nachteil
bei Renten-ETFs, die im
vergangenen Jahr stark
nachgefragt waren. Unsere
Palette an Fixed-Income-
ETFs war noch nicht voll-
ständig auf die physische
Replikation umgestellt, da
waren einige Mitbewerber
schon weiter. Große Inves-
toren warten nach einer
solchen Umstellung meist
ein halbes Jahr ab, bevor
sie neues Geld anlegen.
Sie möchten erst sehen,
dass der Asset Manager
einen Index nicht nur
synthetisch, sondern auch
physisch sauber nachbil-
den kann. Ist dieser Be-
weis erbracht, erfolgt erst
eine Investition. Als Fall-
beispiel können unsere
Aktien-ETFs gelten. Ähn-
liches erwarten wir jetzt
bei der Rentenpalette. Es
gibt Investoren, die in
einem Segment nur ETFs eines Anbieters
haben. Aus Diversifikationsgründen sind diese
Anleger froh, wenn es einen anderen Asset
Manager gibt, der ihnen eine Alternative bie-
ten kann. Das können wir jetzt.
Warum haben Sie nicht einfach parallel
zu Ihren synthetischen ETFs eine Palette
mit physisch replizierenden Indexfonds
aufgebaut?
Viele Investoren dürfen höchstens zehn oder
20 Prozent der Anteile eines Fonds halten.
Daher ist es so schwierig, einen ETF ohne
Startkapital aufzubauen. Wir konnten das
Volumen aus unseren synthetischen Produkten
nutzen, um die physischen ETFs gleich mit
einer gewissen Masse zu starten.
War es rückblickend nicht ein strate-
gischer Fehler, synthetische ETFs aufzu-
legen?
Glauben Sie, dass es ein strategischer Fehler
war – angesichts der Tatsache, dass wir die
Nummer zwei der ETF-Anbieter in Europa
und die Nummer sechs auf der Welt sind? Sie
dürfen nicht vergessen: Im Jahr 2006 gab es
bei der Deutschen Bank noch kein ETF-Ge-
schäft. Dann haben wir es geschafft, innerhalb
kürzester Zeit eine breite, innovative Produkt-
palette aufzubauen und damit deutlich stärker
zu wachsen als der Markt. Kein Anbieter, der
später gestartet ist, war so erfolgreich wie wir.
Das wäre uns mit voll replizierenden ETFs
nicht gelungen. Mit der Lehman-Pleite hat
dann ein Umdenken eingesetzt, in diesem
Punkt gebe ich Ihnen recht. Unsere Investoren
haben die Vorteile synthetischer ETFs zwar
nach wie vor zu schätzen gewusst, aber auch
gemerkt, dass es schwierig ist, diese den End-
anlegern zu erklären – egal ob es sich um eine
Pensionskasse, ein Family Office oder den
Kunden einer Privatbank handelt. Darum
haben wir uns als erster Anbieter synthetischer
ETFs dazu entschieden, konsequent auf
physische Replikation umzustellen. Viele Mit-
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www.fondsprofessionell.de| 1/2017
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Mir ist kein Gespräch mit
einem Investor bekannt,
der gesagt hätte, dass er nicht
mehr mit uns zusammen-
arbeiten möchte, weil die
Deutsche AM eventuell
abgespalten werden könnte.
«
Thorsten Michalik,
Deutsche
Asset Management
‚Human Robo‘
gebaut“