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bewerber haben zunächst gezögert, sind letzt-

lich aber doch diesen Schritt gegangen. Rück-

blickend war es darum sicherlich nicht ideal,

mit synthetischen ETFs zu starten. Anderer-

seits wäre uns ein so schneller Start in den

Markt sonst nicht geglückt.

Anleger legen bekanntlich auch Wert

darauf, dass ihr Fondsanbieter stabil

dasteht. Nun gab es im vergangenen

Jahr Gerüchte, dass die Deutsche Bank

ihr Asset Management verkaufen oder

an die Börse bringen könnte. Inzwischen

ist klar, dass tatsächlich ein Teilbörsen-

gang bevorsteht. Schreckt das nicht den

einen oder anderen Investor ab?

Unser Vorstandsvorsitzender John Cryan hatte

schon im vergangenen Jahr betont, dass das

Asset Management ein integraler Bestandteil

des Geschäftsmodells der Deutschen Bank

bleibt, und das auch bei der Ankündigung des

Teilbörsengangs wiederholt. Mir ist kein Ge-

spräch mit einem Investor bekannt, der gesagt

hätte, dass er nicht mehr mit uns zusammen-

arbeiten möchte, weil die Deutsche AM even-

tuell abgespalten werden könnte. 2016 war

kein einfaches Jahr. Viel wichtiger ist mir

aber: Was bringt dieses Jahr, was das nächste?

Ich glaube, wir haben die einmalige Chance,

dass sich der gesamte Markt vergrößert – so-

wohl in Deutschland als auch in Österreich.

In Deutschland haben die Fondsanbieter über

die vergangenen 60 Jahre hinweg rund 2,8

Billionen Euro eingesammelt. Dem stehen

aber immer noch Spareinlagen von gut zwei

Billionen Euro gegenüber.

Das ist die Zahl, die die Deutsche AM im

Sommer 2015 als gigantischen Eisblock

am Roßmarkt in Frankfurt hat schmel-

zen lassen – als Symbol dafür, was mit

dem Vermögen der Deutschen passiert,

wenn es keine Zinsen mehr gibt.

Genau. Und seither hat sich die Situation ver-

schärft, denn inzwischen haben wir gut zwei

Prozent Inflation. Das erhöht den Handlungs-

druck der Sparer enorm.

Nicht, wenn die Zinsen wieder steigen.

Wir sind nicht der Meinung, dass das Zins-

niveau stark steigen wird. Die Europäische

Zentralbank kann es nicht zulassen, dass die

Refinanzierungskosten der südeuropäischen

Staaten deutlich anschwellen. Schon ein An-

stieg um 0,5 Prozentpunkte würde die Zins-

belastung in der Eurozone um 50 Milliarden

Euro erhöhen. Das müsste mit Steuergeld be-

glichen werden, was sehr schwierig wäre. Die

Anleger werden sich also verstärkt überlegen,

was sie mit ihrem Geld machen können. Das

ist für unsere Branche eine absolut einmalige

Chance. Hinzu kommt das Thema Digitalisie-

rung. Derzeit haben nur rund 15 Prozent der

Deutschen in Aktien oder Fonds investiert.

Jetzt haben wir die Möglichkeit, die anderen

85 Prozent zu erreichen, wenn wir gemeinsam

mit unseren Vertriebspartnern die richtigen

digitalen Werkzeuge dafür anbieten. Die Digi-

talisierung wird eines der beherrschenden

Themen der kommenden drei Jahre sein. Wir

arbeiten intensiv daran, unseren Partnern die

digitale Welt zu erschließen – so intensiv wie

wohl kein anderer Asset Manager in Europa.

Das müssen Sie erläutern.

Sie kennen sicherlich den „CIO-View“ unse-

res Chief Investment Officers Stefan Kreuz-

kamp. Wir geben quartalsweise auf rund 60

Seiten ausführliche Markteinschätzungen ab,

ergänzt um Ad-hoc-Kommentare aus aktuel-

len Anlässen. Schon damit bieten wir deutlich

mehr Inhalte als die meisten Wettbewerber.

Umfassende Information wird insbesondere

unter Mifid II sehr wichtig werden, weil der

Berater dann argumentieren muss, warum er

»

Ich sehe es nicht als meine

Aufgabe, unseren Marktanteil

von knapp 27 Prozent im

Heimatmarkt zu verteidigen. Ich

möchte diese Quote erhöhen.

«

Thorsten Michalik,

Deutsche Asset Management

Thorsten Michalik: „Im Jahr 2006 gab es bei der Deutschen Bank noch kein ETF-Geschäft. Dann haben wir es

geschafft, innerhalb kürzester Zeit eine breite, innovative Produktpalette aufzubauen.“

vertrieb & praxis I

thorsten michalik | deutsche asset management

250

www.fondsprofessionell.de

| 1/2017

Foto: © Marlene Fröhlich / Lux & Lumen

Thorsten Michalik

Thorsten Michalik arbeitet schon seit 17 Jahren bei der

Deutschen Bank – und legte eine steile Karriere hin. Zu-

nächst war er im Frankfurter Derivate-Team tätig, dann

leitete er das Optionsscheingeschäft in Asien. Vor gut

zehn Jahren half er schließlich, die ETF-Sparte DB

X-Trackers aufzubauen. Dass die Deutsche Bank heute 73

Milliarden US-Dollar in börsengehandelten Indexfonds

verwaltet, gilt zu einem guten Teil als sein Verdienst. Als

die ETF-Sparte vor einigen Jahren aus der Investmentbank

herausgelöst und in das Asset Management integriert

wurde, stieg Michalik weiter auf. Zunächst leitete er den

Vertrieb des gesamten Passivgeschäfts, vor gut einem

Jahr übernahm er dann die Verantwortung für den Retail-

vertrieb der aktiven und passiven Fonds der Deutschen

AM in Europa, im Nahen Osten, Afrika und im asiatisch-

pazifischen Raum (EMEA & APAC). Seit Juni 2016 ver-

antwortet er zusätzlich den Vertrieb an institutionelle Kun-

den in dieser Region.