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www.fondsprofessionell.de| 1/2017
lich Topleistungen erbracht werden – wie es
die Industrie gern behauptet. Eine Heerschar
aus Wissenschaft und Praxis hat dies einge-
hender untersucht. So prüften die Vermögens-
verwalter Source For Alpha und Heidelberger
Vermögen alle aktiven Europa-Aktienfonds
mit mindestens fünf Jahren Historie, die der
Datenanbieter Lipper führt. Dabei stellten sie
die Gebührenbelastung dem erzielten Ertrag
gegenüber. Die Auswertung kommt zu dem
Ergebnis, dass Manager mit gehobenem
Preismodell bei Weitem nicht auch eine erst-
klassige Leistung abliefern. Vielmehr drücken
hohe Kosten in erster Linie die Rendite.
Luxuspreis für lasche Leistung
„Es ist auffallend, dass günstige Fonds eine
deutliche Outperformance gegenüber Fonds
mit einer hohen Kostenbelastung aufweisen“,
meint Christian Funke, Studienautor und Vor-
stand von Source For Alpha. „Dieses Ergebnis
bedeutet jedoch nicht, dass alle teuren Fonds
schlecht und alle günstigen Fonds gut sind“,
schränkt er ein. Denn auch eine Reihe teurer
Produkte hätte überdurchschnittliche Renditen
erzielt. Einige würden zu Recht hohe Kosten
aufweisen, etwa weil die Aktienauswahl auf
einer sehr arbeitsintensiven Analyse beruhe.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch
eine Auswertung von Faros Consulting. Das
Haus hat sich auf die Beratung institutioneller
Anleger spezialisiert. Dabei nehmen die Be-
rater die Gebühren der Asset Manager unter
die Lupe – und versuchen diese gegebenen-
falls herunterzuhandeln. Sie greifen dazu auf
einen Fundus an Vergleichsdaten aus ihrer
Beratungspraxis zurück und analysieren neben
den Ertragskennzahlen auch Risikoparameter.
„Die Statistik zeigt: Es gibt keinen Zusam-
menhang von Qualität und Kosten eines
Fondsmanagers“, sagt Uwe Rieken, Gründer
und geschäftsführender Gesellschafter von
Faros Consulting.
Die Experten haben darüber hinaus heraus-
gefiltert, welche Komponenten der Fondskos-
ten besonders ins Gewicht fallen. An erster
Stelle stehen die Gebühren des Managers,
unmittelbar danach folgen die Transaktions-
kosten. Ein deutlich geringeres Gewicht neh-
men dagegen andere Aufwendungen, etwa für
die Depotbank, ein. Je nachdem, welchen
Ansatz ein Manager verfolgt, lässt sich bei
den Transaktionskosten nicht viel drücken.
Anders sieht dies hingegen bei der Gebühr
des Fondsmanagers aus. „Hier liegt das größte
Einsparpotenzial“, sagt Rieken. „Die Manage-
mentgebühr lässt sich unserer Praxiserfahrung
nach um bis zu 20 Prozent senken“, berichtet
der Investmentberater.
Der Weg der direkten Preisverhandlung
steht indes nur institutionellen Anlegern offen.
Aber diese Zahl zeigt, dass sich bei der
Fondsauswahl der Blick auf die Gebühren
lohnt. Steht ein Berater nach einemAuswahl-
prozess vor der Wahl zwischen zwei Fonds,
scheint demnach der Griff zum günstigeren
Anbieter angeraten. „Der Ertrag aus dem
Markt ist ungewiss, geringere Kosten sind
fix“, fasst Rieken zusammen. Die Erfahrungs-
werte der Praktiker untermauern also das Bild,
das die britische Aufsicht gezeichnet hat.
Akut vom Aussterben bedroht
Der Analyse des Verhältnisses von Gebüh-
ren und Ergebnis eines Fonds wohnt stets eine
große Crux inne: Die angefallenen Kosten
lassen sich nur zu der bislang erbrachten Leis-
tung eines Managers ins Verhältnis setzen,
nicht aber zu der künftigen. Beim Autokauf
ist von vornherein klar, welche Ausstattung,
Leistung und Komfort ein Käufer für den
Preis bekommt. Sogar über das Pannenrisiko
eines bestimmten Modells klären Statistiken
im Detail auf. Doch kaum eine Analyse kann
mit annähernd so großer Sicherheit vorher-
sagen, ob ein leistungsstarker Fondsmanager
auch künftig Markt und Konkurrenz hinter
sich lassen wird.
Drei Forscher der Universitäten Vancouver
und Toronto wagten dennoch einen Versuch.
Die Wissenschaftler trieb die Frage um, wa-
rum teure Portfolios überleben. Denn ange-
sichts hoher Preise und magerer Ergebnisse
müssten diese akut vom Aussterben bedroht
sein – wie einst die Dinosaurier. Dass allein
die Hoffnung auf künftig bessere Ergebnisse
Anleger zu überteuerten, aber erfolglosen
Portfolios greifen lässt, erschien den drei
Kanadiern reichlich unwahrscheinlich.
Fondskosten in Europa gesamt
Bei den Kosten liegen Deutschland und Österreich im oberen Bereich. In die Gesamt-
quote fließen auch hier nicht gezeigte Domizile ein.
Quelle: Morningstar | Stand: August 2016
0,0
0,2 0,4 0,6 0,8
1,0
1,2 1,4 1,6 1,8
2,0
2,2
Gesamt
Schweiz
Irland
Frankreich
Schweden
Großbritannien
Österreich
Luxemburg
Spanien
Deutschland
Italien
1,25 %
1,00 %
1,09 %
1,12 %
Fondskosten 2013
Fondskosten 2016
Kosten Aktienfonds
Bei den hier ausgewählten Domizilen ist Italien der Kostenspitzenreiter bei Aktien-
fonds, dicht gefolgt von Österreich und Spanien.
Quelle: Morningstar | Stand: August 2016
0,0
0,2 0,4 0,6 0,8
1,0
1,2 1,4 1,6 1,8
2,0
2,2
Gesamt
Schweiz
Schweden
Irland
Großbritannien
Luxemburg
Deutschland
Frankreich
Spanien
Österreich
Italien
1,92 %
1,27 %
1,43 %
1,48 %
Fondskosten 2013
Fondskosten 2016
Frank Vogel, KAS-Bank: „Durch den Druck der Regulie-
rer kommen wir zu einer höheren Kostentransparenz.“