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www.fondsprofessionell.de| 1/2017
vertrieb & praxis I
fondsgebühren
Foto: © Fotolia | Africa Studio, KAS-Bank
D
er Kauf eines teuren Autos verspricht
eine luxuriösere Ausstattung, mehr PS
und oft auch eine höhere Qualität als
der Griff nach einem günstigen Modell. In der
Fondsbranche gibt es diesen Zusammenhang
zwischen Preis und Qualität dagegen nicht.
Zu diesem drastischen Schluss kam jedenfalls
die britische Finanzaufsicht FCA. Sie hatte die
Vergütungspraxis der Fondsindustrie unter-
sucht und war zu dem Ergebnis gekom-
men, dass die Manager hohe Gebühren
verlangen – oftmals ohne dass sie eine
dem Preis angemessene Leistung ablie-
fern. Obendrein sei die Branche im Ver-
gleich zu anderen so profitabel, dass der
Wettbewerb augenscheinlich nicht rich-
tig funktioniere.
Die Diskussion um die Gebühren der
Asset Manager gärt schon länger. Seit-
dem die Niedrigzinsphase die Renditen
zusammenschnurren ließ, gewinnt sie
jedoch an Schärfe. Denn je geringer der
Ertrag eines Investments, desto größer
ist das Gewicht der Kosten. Jeder Cent
an Gebühren schmälert die ohnehin
schon dezimierten Renditen zusätzlich.
Die Fondsbranche kontert den Vorwurf der
überzogenen Gebühren mit dem Hinweis,
dass aktives Management einen Mehrwert
schaffe. Sprich: Der Anleger erhält für sein
Geld eine höhere Rendite oder ein geringeres
Risiko, als die Marktentwicklung hergibt.
Der von der FCA vorgebrachte Vorwurf
trifft die Anbieter aber empfindlich. Denn
gerade auf der Insel waren die Kosten für
Fondsinvestments nach Verhängung des Pro-
visionsverbots durchweg deutlich gefallen.
Dies zeigt eine europaweite Untersuchung der
Gebühren durch das Rating- und Analysehaus
Morningstar. Folgt man der Argumentation
der britischen Behörde und überträgt sie auf
Kontinentaleuropa, so müsste hier der Über-
schuss für die Asset Manager noch einmal
schwindelerregend höher ausfallen.
Tatsächlich zeigt die Morningstar-Auswer-
tung über den Kontinent hinweg sehr große
Unterschiede. Großbritannien zählt mit der
Schweiz und den skandinavischen Ländern zu
den günstigeren Fondsdomizilen. Deutschland
und Österreich gruppieren sich dagegen mit
Südländern wie Italien und Spanien bei den
teureren Standorten ein (siehe Grafiken). Der
Schluss liegt nahe, dass das sich über den
Kontinent hinweg offenbarende Gefälle dem
unterschiedlichen Druck durch Wettbewerb
und Regulierung entspringt.
Rigorose Transparenz wirkt
Dies untermauert das Beispiel Niederlande.
Hier gilt wie in Großbritannien ein Provi-
sionsverbot beim Vertrieb fast aller Finanz-
produkte an Endkunden. Zudem setzte die Fi-
nanzaufsicht rigoros durch, dass institutionelle
Investoren ihre Kosten offenlegen müssen:
von der Miete über Gehälter bis hin zu den
Aufwendungen für das Asset Management.
„Die Niederlande spielen hierbei eine Vorrei-
terrolle im Pensionsbereich“, berichtet Frank
Vogel, Leiter des Deutschland-Ablegers
der holländischen KAS-Bank. „Durch
den Druck der Regulierer kommen wir
zu einer höheren Kostentransparenz“,
sagt Vogel. Durch das Provisionsverbot
und die Transparenzpflicht sanken die
laufenden Gebühren der Publikumsfonds
deutlich von im Schnitt 1,18 Prozent
2013 auf 0,75 Prozent 2016. Die Bei-
spiele Großbritannien und Niederlande
zeigen: Auf breiter Front geht also was
beim Preis – aber nur mit Druck.
Wenn also der Ländervergleich auf
ein hohes Kostenniveau durch schwa-
chen Wettbewerbs- und Regulierungs-
druck hindeutet, schließt sich die Frage
an, ob für die Spitzenpreise auch wirk-
Entspricht die Leistung der Fondsanbieter den Gebühren, die sie kassieren?
Aktuelle Studien beantworten diese Frage keineswegs einheitlich.
Die ewige
Preisfrage
Zwar können sich auch teure Wagen als pannenanfällig entpuppen, doch zumindest steigen bei Autos mit dem Preis
auch Komfort und Leistung. Bei Fonds hingegen sagen die Kosten meist wenig über die Performance aus.
Im Abwärtstrend
Bei US-Publikumsfonds sinken die Gesamtkosten (TER in Basispunk-
ten) seit Jahren. Der Markt gilt als transparent.
Quelle: Faros Consulting, ICI
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