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www.fondsprofessionell.de| 1/2017
So begannen die Ökonomen Jinfei Sheng,
Mikhail Simutin und Terry Zhang damit, das
Universum der US-Aktienfonds zu untersu-
chen. Sie bezogen dabei auch Portfolios ein,
die aufgelöst oder verschmolzen wurden. Da-
mit behoben sie das Manko vieler anderer
Studien, die nur überlebende Fonds betrach-
ten, was die Ergebnisse positiv verzerrt („Sur-
vivor Bias“ genannt). Der wichtigste Unter-
schied zu bisherigen Untersuchungen ist aber:
Sie stützten ihre Auswertung auf mehr Fakto-
ren. Die Autoren orientierten sich dabei an
den neuesten Erkenntnissen der Akademiker
Eugene Fama und Graham French.
Die Nobelpreisgewinner hatten nach mehr
als 20 Jahren ihr Drei-Faktoren-Modell, das
die Preisfindung an den Kapitalmärkten er-
klärt, überarbeitet und um zwei weitere Fak-
toren ergänzt. Neben den Markt, den Wert
(Value) und die Größe (Size) treten nun auch
die Rentabilität und getätigte Investitionen ei-
nes Unternehmens. Letztere stehen nicht
zwingend in einem Zusammenhang. Und der
letzte Faktor weist eine zukunftsgerichtete
Komponente auf, denn hohe Investitionen
zahlen sich irgendwann hoffentlich in Form
höherer Unternehmensgewinne und letztlich
auch höherer Aktienkurse aus.
Überraschendes Ergebnis
Die drei kanadischen Forscher nahmen die-
ses erweiterte Modell und legten es an die
Fondswelt an. Das überraschende Ergebnis:
Teure Fonds bieten demnach tatsächlich eine
größere Chance auf höhere Renditen. Um einen
Prozentpunkt höhere Gebühren gehen auch
mit einer Mehrrendite gegenüber dem Markt
von einem Prozentpunkt einher. Nach Kosten
zählen teure Fonds damit nicht mehr zu den
Underperformern, fanden die Forscher heraus.
Als Grund für diese Wende haben die Wis-
senschaftler den Investmentstil ausgemacht:
Die Manager der Premium-Portfolios inves-
tieren bevorzugt in Aktien von Unternehmen,
deren Bilanzsumme rasch wächst, die von
Zeit zu Zeit neue Aktien ausgeben, aber auch
eine geringere Profitabilität aufweisen –
sprich: die Hochpreisfonds investieren offen-
bar gern in Wachstumstitel. Münzen diese
Unternehmen ihr rasantes Wachstum irgend-
wann auch in hohe Profite um, winken hohe
Kursgewinne. Das spiegelt sich dann in den
zu erwartenden Fondsrenditen wider. Das Po-
tenzial solcher Unternehmenstypen hätten die
alten Modelle bei ihrer Risiko-Rendite-Be-
trachtung falsch eingeschätzt, so die Forscher.
Die Forscher gingen noch einen Schritt
weiter. Sie untersuchten obendrein noch, ob
die höheren Gebühren auch mit einem höhe-
ren Arbeitsaufwand einhergehen. Tatsächlich
fanden die Wissenschaftler, dass die Premi-
um-Manager gern in Unternehmen investie-
ren, die arg verschachtelte Geschäftsstrukturen
aufweisen und daher schwierig zu analysieren
sind. Stimmt diese These, wäre die höhere
Gebühr auch durch den höheren Arbeitsauf-
wand gerechtfertigt.
Ob sich die These der Kanadier aber durch-
setzt, ist offen. Denn bislang legten die drei
lediglich ein Arbeitspapier vor. Die Studie
unterlag also noch keiner eingehenden metho-
dischen Prüfung einer akademischen Kom-
mission, wie es bei der Veröffentlichung in
wissenschaftlichen Magazinen üblich ist. Den-
noch liefert das Papier den Anbietern aktiver
Fonds Munition, ihre Gebührenpraxis zu ver-
teidigen – und hält womöglich manchen
Kritiker in Schach.
SEBASTIAN ERTINGER |
FP
vertrieb & praxis I
fondsgebühren
Foto: © Source for Alpha, Faros
Uwe Rieken, Faros Consulting: „Der Ertrag aus dem
Markt ist ungewiss, geringere Kosten sind fix.“
Christian Funke, Source For Alpha: „Nicht alle teuren
Fonds sind schlecht und nicht alle günstigen gut.“
Kosten Anleihenfonds
Die Gebühren von Anleihenfonds sind traditionell geringer. Dennoch sanken sie etwa in
Luxemburg, Schweden oder der Schweiz erheblich.
Quelle: Morningstar | Stand: August 2016
0,0
0,2 0,4 0,6 0,8
1,0
1,2 1,4 1,6 1,8
2,0
2,2
Gesamt
Schweiz
Schweden
Frankreich
Österreich
Irland
Großbritannien
Deutschland
Spanien
Luxemburg
Italien
0,75 %
0,74 %
0,89 %
0,68 %
Fondskosten 2013
Fondskosten 2016
Kosten Mischfonds
Bei Mischfonds können die Manager noch zulangen. Bei irischen Portfolios stiegen
die Preise im Vergleich zu 2013 sogar.
Quelle: Morningstar | Stand: August 2016
0,0
0,2 0,4 0,6 0,8
1,0
1,2 1,4 1,6 1,8
2,0
2,2
Gesamt
Schweden
Schweiz
Großbritannien
Spanien
Deutschland
Italien
Österreich
Luxemburg
Frankreich
Irland
1,57 %
1,47 %
1,56 %
1,55 %
Fondskosten 2013
Fondskosten 2016