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www.fondsprofessionell.de| 1/2017
sonnen, wie mit dem Research unter Mifid II
umzugehen ist. Mehr Geld für Studien auszu-
geben planen jedenfalls die wenigsten Asset
Manager. Und auch nur ein Teil des Budgets
soll den großen Investmentbanken zufließen,
ergab die Umfrage.
Das steht im krassen Widerspruch zu den
eklatanten Preisen, die die Institute und Han-
delshäuser für ihre Expertise derzeit offenbar
aufrufen. Wahrscheinlich ist dies ein nahezu
verzweifelter Versuch, Profit aus dem bisher
als Subventionsgeschäft betriebenen Research
zu schlagen. Denn ist der Verkauf der Studien
von den Handelsaufträgen entkoppelt, muss
sich die Analystenabteilung aus eigener Kraft
tragen. Das Research als Aushängeschild wird
ein Luxus werden, den sich längst nicht alle
Institute mehr leisten. „Das Sell-Side-Re-
search der Banken und Broker gerät in große
Nöte“, meint Rechtsanwalt Herring.
Marketingmaterial ohne Tiefe
Tatsächlich dürfte der Bereich mit Mifid II
vor einem Kahlschlag stehen. Branchen-
kenner rechnen damit, dass Investmentbanken
und Handelshäuser die Axt ansetzen und ra-
dikal Stellen streichen. Der Bereich ist auch
bereits imAbbau begriffen. „Bei kleinen Ban-
ken ist das Erstellen von eigenen Analysen
ohnehin stark rückläufig, ebenso bei unabhän-
gigen Vermögensverwaltern. Sie verfügen
kaum noch über Research-Kapazitäten“, be-
richtet ein Branchenkenner, der nicht nament-
lich genannt werden möchte. „Oftmals han-
delt es sich ohnehin nur noch um eine Art
‚White-Label-Research‘: Die Analysen wer-
den von großen Brokern eingekauft, besten-
falls noch geringfügig an die eigenen Bedürf-
nisse angepasst und dann auf Papier mit dem
hauseigenen Briefkopf ausgedruckt. Das soll
dann gut für die Kunden aussehen.“ Und
selbst wenn sich ein Haus noch einen Chef-
ökonomen leiste, der monatlich seine Mei-
nung zu den Märkten kundtue, gehe das kaum
mehr in die Tiefe. „Das ist kein echtes
Research mehr, sondern Marketingmaterial“,
so der Insider.
Harte Zeiten für Analysten
Dass die Research-Abteilungen der Banken
vor harten Zeiten stehen, glaubt auch Portfo-
liomanager Albrecht: „Mifid II dürfte perspek-
tivisch dazu führen, dass die großen Fonds-
gesellschaften die Kontakte mit anderen Re-
search-Anbietern einschränken.“ Wenn Ana-
lysen künftig separat bezahlt werden müssten,
werde es wahrscheinlich nur noch einige
wenige große Häuser geben, die das breite
Spektrum deutscher Standard- und Neben-
werte abdecken. „Daneben bleibt Platz für ein
paar Spezialisten“, meint Albrecht. „Wir spre-
chen heute mit rund 30 Bankhäusern. Viel-
leicht werden es künftig nur noch 15 sein. Das
hauseigene Research dagegen dürfte an
Bedeutung gewinnen.“
Gemeinsame Lösung
Diese Meinung teilen nicht alle. „Ich denke
nicht, dass mit dem Unbundling die Fondsge-
sellschaften Research-Kompetenz im eigenen
Haus aufbauen. Dafür stehen insbesondere die
kleinen und mittleren Häuser zu sehr unter
einem Konsolidierungsdruck“, sagt RGP-Ex-
perte Schröter. Zudem werde es für Asset Ma-
nager immer schwieriger, sich über hochwer-
tiges Research zu differenzieren. „Viele strei-
chen ihre Analysekompetenz zwar gern nach
außen heraus, tatsächlich fahren diese aber
einige zurück“, berichtet der Unternehmens-
berater. „Einerseits sind es die großen Häuser,
die selbst noch Research betreiben. Mittlere
und kleinere Anbieter halten andererseits
allenfalls für spezielle Anlageklassen noch
hauseigene Kompetenz vor.“
Der Consultant hält es für wahrscheinlich,
dass unabhängige Research-Institute entste-
hen. „Ein Szenario ist: Mehrere Banken oder
Asset Manager schließen sich zusammen und
gründen gemeinsame Analysehäuser. Diese
liefern unabhängiges Research für alle“, er-
läutert Schröter. Die Umfrage der Plattform
RSRCHXchange stützt diese Einschätzung
zumindest zum Teil. Immerhin 13 Prozent der
befragten Fondsanbieter ziehen in Erwägung,
sich mit anderen Häusern zusammenzutun
und gemeinsame Research-Dienstleister zu
gründen. Vielleicht finden hier dann Analys-
ten von Investmentbanken und Brokern ein
neues Zuhause.
SEBASTIAN ERTINGER |
FP
steuer & recht I
kosten für research
Stephan Schröter, RGP: „Allenfalls für spezielle Anlage-
klassen ist noch hauseigene Kompetenz vorhanden.“
Hoffen auf stabile Preise
Die meisten Asset Manager stocken wegen der neuen Richtlinien die Budgets für
Analysen nicht auf.
Quelle: Umfrage von RSRCHXchange unter europäischen Asset Managern, Januar 2017
0 %
10 %
20 %
30 %
40 %
stark sinken
leicht sinken
ungefähr
gleich bleiben
leicht steigen
stark steigen
14 %
12 %
42 %
21 %
11 %
Geringes Interesse an großen Namen
Immerhin ein Viertel der Manager interessiert sich nicht für die Meinung der Invest-
mentbanken.
Quelle: Umfrage von RSRCHXchange unter europäischen Asset Managern, Januar 2017
0 % 5 % 10 % 15 % 20 %
25
30
Keine
1 bis 3
4 bis 5
6 bis 8
Alle 9
12,9 %
15,5 %
22,7 %
24,5 %
24,4 %
weniger
als 5:
71,6 %
mehr
als 5:
28,4 %
Foto: © RGP