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www.fondsprofessionell.de| 1/2017
Total Expense Ratio (TER) oder den laufen-
den Kosten ausgewiesen, gehen aber von der
Performance ab.
Die europäischen Gesetzgeber wollen die-
ses Geflecht nun entwirren. „In der Sache
geht es darum, dass die Gebühren transparent
offengelegt werden“, sagt Consultant Schröter.
Auf den ersten Blick zielt Mifid II zwar nicht
auf Produktanbieter, sondern auf die Ver-
triebsseite der Finanzwelt. „Mittlerweile hat
die europäische Wertpapieraufsicht ESMA
aber klargestellt: Research gilt als geldwerter
Vorteil und fällt unter Mifid II. Auch wenn
Fondsmanager nicht direkt genannt werden,
werden die Regeln auch auf sie ausgerollt.
Dies gilt sowohl für Publikums- als auch für
Spezialfonds“, hält Herring fest.
In Erklärungsnot
Die neuen Leitplanken sind eng gesetzt:
„Praktisch bleiben nicht viele Möglichkeiten:
Research soll eingekauft und die Gebühren
sollen den Kunden belastet werden“, sagt
RGP-Berater Schröter. „Die Asset Manager
stehen vor zwei Optionen. Entweder sie erhö-
hen die Gebühren, sodass die Kosten für
Research nun enthalten sind“, ergänzt Jurist
Herring. Oder sie setzen einen sogenannten
„Commission Account“ auf, also ein separates
Konto für Research. Die Fondskunden zahlen
hier gesondert von der Vermögensverwaltung
Geld ein. Davon wird dann das Research
bezahlt. „Bei dieser Lösung muss der Asset
Manager Rechenschaft darüber ablegen, war-
um er dieses Research kauft und warum es
qualitativ weiterhilft“, erläutert Herring.
Dies stellt die Fondshäuser vor mehrere
Hürden. Die erste ist, den zusätzlichen Posten
den Investoren zu vermitteln. „Spezialfonds-
anlegern lassen sich noch beide Varianten er-
klären“, meint Herring. „Bei Publikumsfonds
fällt das aber schon schwerer.“ Denn nur we-
nige Endkunden dürften von Aufwendungen
für externes Research gehört haben. „Hier
dürfte es einfacher sein, die Kosten zu erhö-
hen. Demgegenüber sollten die Transaktions-
kosten ja fallen“, argumentiert Herring.
Schwierige Schlüsselsuche
Die zweite Hürde ist: „Die Asset Manager
müssen einen Schlüssel finden, wie sie bei
Research, das sie für mehrere Fonds kaufen,
die Kosten verteilen“, sagt Schröter. „Aktien-
Research ist da besonders ein Knackpunkt,
denn hier ist die Querfinanzierung besonders
hoch. Bei Konjunktur-Research ist sie gerin-
ger.“ Die Fondsanbieter müssen also bis zum
Start von Mifid II im Januar 2018 detailliert
austüfteln, wie sie die Gebührenrechnungen
der Drittanbieter auf die Budgets ihrer Son-
dervermögen aufteilen.
Die Betroffenen sehen die Vorgaben zwie-
spältig. „Der Grundgedanke, dass Research
transparent bezahlt und vom Handel getrennt
wird, ist sicherlich richtig“, sagt TimAlbrecht,
Fondsmanager bei der Deutschen Asset Ma-
nagement. „Wie das in der Praxis umgesetzt
werden soll, ist aber noch offen. Die Heraus-
forderung wird sein, klar abzugrenzen, für
welche Dienstleistung wer wem was bezahlt.
Das bedeutet einen erheblichen organisato-
rischen Aufwand“, meint Albrecht. Er ver-
antwortet vier Deutschlandaktienfonds, in
denen in Summe gut 13 Milliarden Euro
investiert sind.
Auf die eigene Kappe genommen
Konkrete Pläne, wie sie künftig die Kosten
verrechnen wollen, haben bislang nur wenige
Häuser vorgelegt. Eines davon ist der britische
Anbieter M&G. Das Traditionshaus wählt
einen pragmatischen Weg: Es nimmt die Ge-
bühren künftig auf die eigene Bilanz. „M&G
belastet Investoren seit dem 1. Januar 2017
Anleger nicht mehr mit den Kosten für exter-
nes Research. Auch die laufenden Fondsge-
bühren steigen nicht wegen dieser Änderung.
M&G trägt die Kosten für externes Aktien-
research selbst“, teilte die Gesellschaft mit.
Dies dürfte die Kunden freuen.
Eine Umfrage des Online-Portals
RSRCHXchange für institutionelle Analysen
unter europäischen Fondsanbietern ergab, dass
immerhin ein Fünftel der Asset Manager dem
Beispiel von M&G folgen will (siehe Grafi-
ken). Neun Prozent überlegen, die Kosten di-
rekt den Kunden in Rechnung zu stellen. Der
weitaus größte Teil, nämlich die Hälfte der
Befragten, hat aber noch keine Strategie er-
Frank Herring, Allen & Overy: „Das Sell-Side-Research
der Banken und Broker gerät in große Nöte.“
Brotloses Gewerbe
Analysen von Brokern und Investmentbanken erhalten die meisten Fondsmanager
umsonst.
Quelle: Umfrage von RSRCHXchange unter europäischen Asset Managern, Januar 2017
Ja
60 %
Nein
30 %
Weiß
nicht
10 %
Regulierung erregt Ratlosigkeit
Die meisten Fondshäuser wissen noch nicht, wie sie die Kosten für externes Research
abrechnen werden.
Quelle: Umfrage von RSRCHXchange unter europäischen Asset Managern, Januar 2017
Weiß
nicht
50 %
Auf die
eigene Bilanz
nehmen
19 %
13 %
9 %
Gar
nicht
ab-
rech-
nen
9 %
Mit anderen
Häusern teilen
(z.B. über
gemeinsame
Research-
Anbieter)
Kunden in
Rechnung stellen