

aber auch dem Betreuer den Arbeitsalltag er-
leichtern. In naher Zukunft soll er neben den
Inhalten, die der Kunde sieht, zusätzliche
Informationen über die eigene Datenbrille
angezeigt bekommen. Vorstellbar ist, dass das
Portfolio des Anlegers oder die Vertriebspro-
vision eines Fonds eingeblendet werden.
„Wir treffen vereinzelt auf Berater, die
fürchten, dass der verstärkte Einsatz der VR-
Brillen zukünftig ihren Arbeitsplatz obsolet
macht. Die Angst, dass der Kunde mittels der
Brille von zu Hause aus zum Selbstentschei-
der mutiert, können wir ihm jedoch nehmen“,
so Wünderlich. „Die Sparkassen setzen wei-
terhin auf die persönliche Beratung.“
Auch die Hypovereinsbank (HVB) startete
im Herbst 2016 in den Münchner Filialen
Promenadenplatz und Leopoldstraße einen
Testlauf mit der Virtual-Reality-Technologie,
um insbesondere Investitionen in Sachwerte
für Kunden erlebbar zu machen. Gemeinsam
mit der HVB-Fondstochter Wealthcap wurde
ein 360-Grad-Video einer Büroimmobilie im
Silicon Valley erstellt. „Das Betrachten des
Videos durch die VR-Brille vermittelt das Ge-
fühl, in die Umgebung einzutauchen, und ver-
schafft den Kunden einen lebensnahen Ein-
druck von den Immobilien. Ganz so, als wäre
man direkt vor Ort“, so ein Sprecher der Bank.
Grenzen der VR
Dass der Einsatz der Technik sich flächen-
deckend durchsetzen wird, bezweifeln jedoch
einige Marktteilnehmer. „Der größte Mehr-
wert liegt zurzeit in der Unterhaltungs- und
Computerspielbranche. Wir glauben nicht,
dass die Mehrzahl der Bankkunden heute be-
reit ist, bei einer Beratung VR-Brillen aufzu-
setzen“, so ein Sprecher der Commerzbank.
„Wir sehen bei Virtual Reality aktuell keine
konkreten Anwendungsbereiche.“
Auch von wissenschaftlicher Seite wird die
Euphorie etwas gebremst. „Im Finanzbereich
benötigt man sicher etwas mehr Fantasie als
in anderen Branchen, um sich tatsächlich
mehrwertschaffende Anwendungen vorzustel-
len. Auch ich sehe das Potenzial für den Ein-
satz der Technik in der Finanzbranche insge-
samt als deutlich begrenzt“, so Wissenschaft-
ler Heng. „Es ist allerdings gut vorstellbar, die
Schwestertechnik ‚Augmented Reality‘ – also
erweiterte Realitäten – beim Immobilienkauf
und damit in der Baufinanzierung einzusetzen.
So könnte der Häuslebauer mithilfe der Tech-
nik die Ausstattungsoptionen unmittelbar mit
dem Finanzbedarf verknüpft erleben.“
Dominik Moulliet, Leiter Private Banking
& Wealth Management bei der Wirtschafts-
prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte,
verweist darauf, dass VR derzeit noch bedeu-
te, vorproduzierte Inhalte ohne Echtzeitinter-
aktion nachzustellen. „Daher ist VR im
Finanzsektor momentan hauptsächlich für die
Illustrierung von Sachwerten geeignet. Erst
wenn Inhalte in Echtzeit angepasst werden
können, etwa um unterschiedliche Vermö-
Jens Wünderlich, Engram: „Wir wollen die Beratung
emotionalisieren.“
Stefan Heng, Duale Hochschule: „Das Einsatzfeld von
VR spannt sich weit über das Entertainment hinaus.“