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www.fondsprofessionell.de

| 1/2017

gensaufteilungsvorschläge zu visualisieren,

kann VR nachhaltig im Beratungsgeschäft

Erfolg haben.“

Blick in die USA

Während VR hierzulande noch in den Kin-

derschuhen steckt, ist man in den USA bereits

einen Schritt weiter. Dort wird die Technik

auch im Wealth Management eingesetzt. So

hat Fidelity mit der Applikation „Stock-City

for Oculus Rift“ ein Programm herausge-

bracht, das Investoren helfen soll, mittels

Visualisierung einen besseren Überblick über

ihre Anlagen zu erhalten. Dabei wird das Port-

folio in eine virtuelle Stadt umgewandelt, wo-

bei jede Aktie durch ein Gebäude repräsentiert

wird und der Umfang und die Höhe des Bau-

werks den aktuellen Kurs sowie das Markt-

volumen darstellen. Wenn es in der virtuellen

Stadt regnet, bedeutet dies, dass der Markt zu-

rückgeht; scheint die Sonne, dann steigen die

Kurse. Derweil zwitschern Vögel die neuesten

Firmennachrichten von den Dächern. Bei der

Citibank testen Händler derzeit die „Holo-

Lens“ von Microsoft, um damit an einem

dreidimensionalen virtuellen Arbeitsplatz zu

arbeiten. Damit sollen Handelsmuster leichter

erkannt und das umständliche Navigieren

zwischen verschiedenen Bedienungsoberflä-

chen erleichtert werden.

Auch in Deutschland scheint die Entwick-

lung noch nicht abgeschlossen zu sein. „Auf

Sicht von drei bis vier Jahren kann ich mir

vorstellen, dass der Kunde mittels VR-Tech-

nik bei sich zu Hause eine komplette Konto-

übersicht erhält und per Augenbewegungen

Überweisungen ausführt“, sagt Wünderlich.

„Virtual Reality ist kein Raumschiff Enter-

prise mehr.“

MARCUS HIPPLER |

FP

bank & fonds I

vir tual reality

Foto: © Deka Bank

Dirk Huppert | Deka Bank

„Abstrakte Produkte

erlebbar

machen“

Dirk Huppert, Leiter Vertriebsstrategie der Deka Bank, im Interview mit FONDS professionell über den Einsatz von

Virtual Reality im Fondsvertrieb, 3-D-Filme und virtuelle Immobilienbegehungen.

D

irk Huppert leitet den Bereich Ver-

triebsstrategie bei der Deka Bank. Das

Fondshaus der Sparkassen setzt im

Vertrieb immer mehr auf digitale Techniken.

Herr Huppert, bislang arbeitet vor al-

lem die Computerspielindustrie mit vir-

tuellen Realitäten. Jetzt planen auch Sie

den Einsatz von Virtual Reality. Wo?

Aktuell führen drei Sparkassen, der techni-

sche Entwicklungspartner Engram und die

Deka Bank ein gemeinsames Projekt zu den

Einsatzmöglichkeiten der neuen VR-Techno-

logie durch. Wir prüfen also die Anwendung

der neuen Technik im Sparkassenalltag. Um

Erfahrungswerte zu gewinnen, ist zunächst

versuchsweise der Einsatz im Rahmen von

Beratungsgesprächen geplant. Erste Tests sind

schon angelaufen. Dabei möchten wir heraus-

arbeiten, ob die Kunden die Technik mitsamt

den neuen Darstellungsmöglichkeiten positiv

annehmen. Gerade bei Kunden mit wenig

Wertpapiererfahrung können die neuen Dar-

stellungsmöglichkeiten die Beratung und das

Verständnis sehr gut unterstützen. Damit wer-

den die abstrakten Finanzprodukte für den

Kunden besser greifbar, emotionaler und ins-

gesamt erlebbarer – ein Vorteil, den sonst nur

Anbieter haptischer Produkte, beispielsweise

Konsumgüter, hatten.

Welche Deka-Fonds eignen sich für den

VR-Vertrieb am ehesten?

Im laufenden Projekt entwickeln wir zunächst

eine Erklärung zur Funktionsweise von Wert-

papieren und Investmentfonds. Des Weiteren

erstellen wir eine virtuelle Umgebung in der

Anlageklasse Immobilienfonds. Dort zeigen

wir mittels 3-D-Fotografie beispielhaft Ge-

werbeobjekte, in die unsere Immobilienfonds

investiert sind. Durch ein virtuelles Begehen

der Objekte können die Kunden einen sehr

guten Eindruck gewinnen, in welche Objekte

sie investieren würden. Eine Ausweitung auf

andere Anlageklassen oder Zertifikate ist gut

vorstellbar.

Kann die Technik den Beratungsprozess

schon nachhaltig verändern? Oder han-

delt es sich derzeit eher um das Abspie-

len von bunten 3-D-Filmen?

Das Ziel unseres Projekts ist die Bereiche-

rung des bewährten Beratungsprozesses der

Sparkassen. Wir sehen VR als weiteres Mit-

tel, das der Berater im Kundengespräch be-

darfsgerecht einsetzt und das ihn und den

Kunden im Rahmen der Beratung unterstützt.

Wir setzen in der Virtual-Reality-Umgebung

nicht auf das reine Abspielen von 3-D-Fil-

men, sondern haben uns bewusst dafür ent-

schieden, ruhige, nachvollziehbare Informa-

tionsumgebungen zu entwickeln, die für den

Kunden einen Mehrwert darstellen.

Welche Hemmnisse müssen noch abge-

baut werden, um die Technik flächen-

deckend einsetzen zu können?

Wichtige Faktoren sehen wir in der Distribu-

tion der Hardware und der zugehörigen Um-

gebungen. Natürlich müssen auch alle regu-

latorischen Vorgaben eingehalten werden,

wenn die Technik zum Einsatz kommt. Und

nicht zuletzt ist es ein wichtiger Schritt, die

Berater in den Sparkassen mit der neuen VR-

Technik vertraut zu machen, damit sie diese

anwendungssicher und kundenorientiert ein-

setzen können.

MARCUS HIPPLER |

FP

Dirk Huppert, Deka Bank: „Wir setzen nicht auf das reine

Abspielen von 3-D-Filmen.“