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www.fondsprofessionell.de| 1/2017
fer muss sehr detailliert darlegen, was er mit
dem Kaufobjekt plant: Will er die Produktpa-
lette eindampfen, will er die Führung umbau-
en oder Personal entlassen? Die Aufsicht ent-
scheidet dann, ob sie widerspricht oder eine
stillschweigende Zustimmung erteilt“, erläu-
tert der Experte von Allen & Overy.
So hatte Amundi-Chef Perrier zusammen
mit der Übernahme von Pioneer im Dezem-
ber auch Einschnitte angekündigt. 180 Millio-
nen Euro will er einsparen. Besonders in den
Bereichen Administration, IT und Backoffice
sollen nach dem Zusammenschluss doppelte
Funktionen weggestrichen werden. Das trifft
auch Mitarbeiter: 450 von 5.000 sollen gehen.
„Das wird aber kein Blutbad, niemand wird
geschlachtet“, sagte Perrier. Denn allein im
vergangenen Jahr habe die Fluktuation bei
175 Mitarbeitern gelegen. Nach zwei Jah-
ren sei somit schon der Großteil des Ein-
schnitts durch die üblichen Abgänge ab-
gewickelt. Mit diesen Argumenten muss
Perrier vor der Aufsicht bestehen.
Doch es lauern weitere Hürden. „Die
Gründe für einen Widerspruch können
mannigfaltig sein“, sagt Herring. „Der
Übernehmende könnte nicht zuverlässig
sein, oder es gelang nicht, eine vollständige
Anzeige zu erstellen.“ Ist der Käufer ein in
der EU regulierter Finanzdienstleister, ge-
hen die Aufseher zwar zunächst grundsätz-
lich von seiner Zuverlässigkeit aus. Den-
noch prüfen sie diese noch mal. „Bei Pri-
vate-Equity-Fonds sieht das aber schon
anders aus. Die Aufsicht will sichergestellt
wissen, dass der neue Gesellschafter von
seiner Persönlichkeit und Erfahrung in der
Materie her geeignet ist, ein Unternehmen zu
führen“, erläutert Aufsichtsexperte Herring.
Auch der Akt, eine korrekte Anzeige bei
der Bafin zu erstellen, ist oftmals schwerer als
gedacht. Daran ist sogar der Branchenprimus
Blackrock schon gescheitert: Die Bafin ließ
deswegen den Riesen 2013 bei der geplanten
Übernahme der BHF-Bank abblitzen. „Es ist
nicht trivial, eine vollständige Anzeige zu
erstellen“, erklärt Herring. „Je größer ein
Unternehmen, desto schwieriger ist es. Noch
komplexer wird es, wenn Fonds die Käufer
sind. Hier muss die komplette Eignerstruktur
aufgeschlüsselt werden.“
Ein Wort mitreden
Noch komplizierter wird es, wenn neben
europäischen weitere Behörden in das Verfah-
ren eingebunden sind. So hat Pioneer seine
Wurzeln in den USA und unterhält hier ein
ausgedehntes Geschäft mit eigenen Struktu-
ren. „Wenn ein Asset Manager in den USA
nur eine Zweigniederlassung besitzt, werden
sich die dortigen Behörden nicht einschalten.
Wenn aber eine separate Einheit aufgebaut
wurde, etwa mit Brokerlizenz, dann wird die
Börsenaufsicht SEC mitreden wollen“, erläu-
tert Herring.
Ähnlich sieht das beim Zusammenschluss
des britischen Hauses Henderson mit dem
US-Anbieter Janus aus. Mit der Fusion ent-
steht immerhin ein 320 Milliarden Dollar
schwerer Fondsanbieter. „Wir schaffen ein
Unternehmen, das die notwendige Größe auf-
weist, um mehr Kunden weltweit zu bedie-
nen, und das die nötige Kraft besitzt, um die
Herausforderungen der Branche zu meistern“,
begründete Henderson-Chef Andrew Formica
die als „Zusammenschluss unter Gleichen“
angekündigte Transaktion.
Am Ende haben auch die Kartellwächter
ein Wörtchen mitzureden. Droht eine markt-
beherrschende Stellung eines neu geschmie-
deten Konzerns, können sie verlangen, dass
Einheiten abgestoßen werden – oder sie kön-
nen den Zusammenschluss gar ganz stoppen.
„Die Asset-Management-Branche ist aber sehr
fragmentiert, daher sind kaum Widersprüche
zu erwarten“, meint Herring. Fondshäuser
müssten die Übernahme bei den Kartellbe-
hörden zwar anzeigen. „Die Zustimmung der
Finanzaufseher ist aber der größere Faktor“,
hält der Jurist fest. Nur bei ihrem „Ja“ ist der
Weg zur Hochzeit frei.
SEBASTIAN ERTINGER |
FP
vertrieb & praxis I
fusionen unter asset managern
Foto: © Francois Daburon, Henderson
Yves Perrier, Amundi: „Das wird kein Blutbad, niemand
wird geschlachtet.“
Andrew Formica, Henderson: „Wir schaffen ein Unter-
nehmen, das Herausforderungen meistern kann.“
Angekündigte Top-3-Übernahmen weltweit
Ziel
Käufer
USD-Volumen Euro-Volumen Bekanntgabe
Aberdeen Asset Management
Standard Life
4,63 Mrd. USD 4,38 Mrd. Euro 3. März 17
Pioneer Global Asset Management
Amundi (Rue La Boetie)
4,09 Mrd. USD 3,86 Mrd. Euro 12. Dez. 16
Janus Capital Group
Henderson Group
2,77 Mrd. USD 2,46 Mrd. Euro 3. Okt. 16
Abgeschlossene Top-10-Übernahmen weltweit
Ziel
Käufer
USD-Volumen Euro-Volumen Bekanntgabe
Barclays Global Investors (zweite Runde)
Blackrock
15,18 Mrd. USD 10,88 Mrd. Euro 11. Juni 09
Merrill Lynch IM (50,2-%-Anteil)
Blackrock
9,49 Mrd. USD 7,97 Mrd. Euro 15. Feb. 06
Ameriprise Financial
bestehende Aktionäre
8,22 Mrd. USD 6,31 Mrd. Euro 1. Feb. 05
Nikko Citigroup (Teile)
Sumitomo Mitsui Financial
7,82 Mrd. USD 5,91 Mrd. Euro
1. Mai 09
Julius Baer Group
bestehende Aktionäre
7,61 Mrd. USD 5,36 Mrd. Euro 1. Okt. 09
AG Edwards & Sons
Wachovia
6,80 Mrd. USD 5,08 Mrd. Euro 31. Mai 07
GLG Partners
Freedom Acquisition
5,50 Mrd. USD 4,21 Mrd. Euro 25. Juni 07
Morgan Stanley Smith Barney (35-%-Anteil) Morgan Stanley
4,73 Mrd. USD 3,70 Mrd. Euro 11. Sept 12
Wachovia Securities Financial (38-%-Anteil) Wells Fargo & Co
4,50 Mrd. USD 3,25 Mrd. Euro 17. Juni 09
Investors Financial Services
State Street
4,39 Mrd. USD 3,40 Mrd. Euro 5. Feb. 07
Die Tabelle gibt einen Überblick über Fusionen und Übernahmen in der Investmentindustrie.
Quelle: Dealogic | Stand: 7.3.2017