Table of Contents Table of Contents
Previous Page  260 / 346 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 260 / 346 Next Page
Page Background

258

www.fondsprofessionell.de

| 1/2017

fer muss sehr detailliert darlegen, was er mit

dem Kaufobjekt plant: Will er die Produktpa-

lette eindampfen, will er die Führung umbau-

en oder Personal entlassen? Die Aufsicht ent-

scheidet dann, ob sie widerspricht oder eine

stillschweigende Zustimmung erteilt“, erläu-

tert der Experte von Allen & Overy.

So hatte Amundi-Chef Perrier zusammen

mit der Übernahme von Pioneer im Dezem-

ber auch Einschnitte angekündigt. 180 Millio-

nen Euro will er einsparen. Besonders in den

Bereichen Administration, IT und Backoffice

sollen nach dem Zusammenschluss doppelte

Funktionen weggestrichen werden. Das trifft

auch Mitarbeiter: 450 von 5.000 sollen gehen.

„Das wird aber kein Blutbad, niemand wird

geschlachtet“, sagte Perrier. Denn allein im

vergangenen Jahr habe die Fluktuation bei

175 Mitarbeitern gelegen. Nach zwei Jah-

ren sei somit schon der Großteil des Ein-

schnitts durch die üblichen Abgänge ab-

gewickelt. Mit diesen Argumenten muss

Perrier vor der Aufsicht bestehen.

Doch es lauern weitere Hürden. „Die

Gründe für einen Widerspruch können

mannigfaltig sein“, sagt Herring. „Der

Übernehmende könnte nicht zuverlässig

sein, oder es gelang nicht, eine vollständige

Anzeige zu erstellen.“ Ist der Käufer ein in

der EU regulierter Finanzdienstleister, ge-

hen die Aufseher zwar zunächst grundsätz-

lich von seiner Zuverlässigkeit aus. Den-

noch prüfen sie diese noch mal. „Bei Pri-

vate-Equity-Fonds sieht das aber schon

anders aus. Die Aufsicht will sichergestellt

wissen, dass der neue Gesellschafter von

seiner Persönlichkeit und Erfahrung in der

Materie her geeignet ist, ein Unternehmen zu

führen“, erläutert Aufsichtsexperte Herring.

Auch der Akt, eine korrekte Anzeige bei

der Bafin zu erstellen, ist oftmals schwerer als

gedacht. Daran ist sogar der Branchenprimus

Blackrock schon gescheitert: Die Bafin ließ

deswegen den Riesen 2013 bei der geplanten

Übernahme der BHF-Bank abblitzen. „Es ist

nicht trivial, eine vollständige Anzeige zu

erstellen“, erklärt Herring. „Je größer ein

Unternehmen, desto schwieriger ist es. Noch

komplexer wird es, wenn Fonds die Käufer

sind. Hier muss die komplette Eignerstruktur

aufgeschlüsselt werden.“

Ein Wort mitreden

Noch komplizierter wird es, wenn neben

europäischen weitere Behörden in das Verfah-

ren eingebunden sind. So hat Pioneer seine

Wurzeln in den USA und unterhält hier ein

ausgedehntes Geschäft mit eigenen Struktu-

ren. „Wenn ein Asset Manager in den USA

nur eine Zweigniederlassung besitzt, werden

sich die dortigen Behörden nicht einschalten.

Wenn aber eine separate Einheit aufgebaut

wurde, etwa mit Brokerlizenz, dann wird die

Börsenaufsicht SEC mitreden wollen“, erläu-

tert Herring.

Ähnlich sieht das beim Zusammenschluss

des britischen Hauses Henderson mit dem

US-Anbieter Janus aus. Mit der Fusion ent-

steht immerhin ein 320 Milliarden Dollar

schwerer Fondsanbieter. „Wir schaffen ein

Unternehmen, das die notwendige Größe auf-

weist, um mehr Kunden weltweit zu bedie-

nen, und das die nötige Kraft besitzt, um die

Herausforderungen der Branche zu meistern“,

begründete Henderson-Chef Andrew Formica

die als „Zusammenschluss unter Gleichen“

angekündigte Transaktion.

Am Ende haben auch die Kartellwächter

ein Wörtchen mitzureden. Droht eine markt-

beherrschende Stellung eines neu geschmie-

deten Konzerns, können sie verlangen, dass

Einheiten abgestoßen werden – oder sie kön-

nen den Zusammenschluss gar ganz stoppen.

„Die Asset-Management-Branche ist aber sehr

fragmentiert, daher sind kaum Widersprüche

zu erwarten“, meint Herring. Fondshäuser

müssten die Übernahme bei den Kartellbe-

hörden zwar anzeigen. „Die Zustimmung der

Finanzaufseher ist aber der größere Faktor“,

hält der Jurist fest. Nur bei ihrem „Ja“ ist der

Weg zur Hochzeit frei.

SEBASTIAN ERTINGER |

FP

vertrieb & praxis I

fusionen unter asset managern

Foto: © Francois Daburon, Henderson

Yves Perrier, Amundi: „Das wird kein Blutbad, niemand

wird geschlachtet.“

Andrew Formica, Henderson: „Wir schaffen ein Unter-

nehmen, das Herausforderungen meistern kann.“

Angekündigte Top-3-Übernahmen weltweit

Ziel

Käufer

USD-Volumen Euro-Volumen Bekanntgabe

Aberdeen Asset Management

Standard Life

4,63 Mrd. USD 4,38 Mrd. Euro 3. März 17

Pioneer Global Asset Management

Amundi (Rue La Boetie)

4,09 Mrd. USD 3,86 Mrd. Euro 12. Dez. 16

Janus Capital Group

Henderson Group

2,77 Mrd. USD 2,46 Mrd. Euro 3. Okt. 16

Abgeschlossene Top-10-Übernahmen weltweit

Ziel

Käufer

USD-Volumen Euro-Volumen Bekanntgabe

Barclays Global Investors (zweite Runde)

Blackrock

15,18 Mrd. USD 10,88 Mrd. Euro 11. Juni 09

Merrill Lynch IM (50,2-%-Anteil)

Blackrock

9,49 Mrd. USD 7,97 Mrd. Euro 15. Feb. 06

Ameriprise Financial

bestehende Aktionäre

8,22 Mrd. USD 6,31 Mrd. Euro 1. Feb. 05

Nikko Citigroup (Teile)

Sumitomo Mitsui Financial

7,82 Mrd. USD 5,91 Mrd. Euro

1. Mai 09

Julius Baer Group

bestehende Aktionäre

7,61 Mrd. USD 5,36 Mrd. Euro 1. Okt. 09

AG Edwards & Sons

Wachovia

6,80 Mrd. USD 5,08 Mrd. Euro 31. Mai 07

GLG Partners

Freedom Acquisition

5,50 Mrd. USD 4,21 Mrd. Euro 25. Juni 07

Morgan Stanley Smith Barney (35-%-Anteil) Morgan Stanley

4,73 Mrd. USD 3,70 Mrd. Euro 11. Sept 12

Wachovia Securities Financial (38-%-Anteil) Wells Fargo & Co

4,50 Mrd. USD 3,25 Mrd. Euro 17. Juni 09

Investors Financial Services

State Street

4,39 Mrd. USD 3,40 Mrd. Euro 5. Feb. 07

Die Tabelle gibt einen Überblick über Fusionen und Übernahmen in der Investmentindustrie.

Quelle: Dealogic | Stand: 7.3.2017