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www.fondsprofessionell.de

| 1/2017

vertrieb & praxis I

etf-strategie der fondsanbieter

Foto: © Fotolia | belyjmishka

E

igentlich zählen sie zu den eingefleisch-

ten aktiven Managern. Ihre erklärte

Mission: Menschen schlagen den

Markt. Bisher distanzierten sie sich vom Mot-

to börsengehandelter Indexfonds, einfach nur

mit dem Markt mitzulaufen und trotzdem

oder vielleicht gerade deswegen auskömm-

liche Erträge zu erzielen. Doch nun haben

Fondshäuser mit zum Teil langer Tradition

wie Franklin Templeton, Fidelity, Legg

Mason oder Janus Capital eine Strategie-

wende eingeleitet. Sie bieten jetzt selbst die

vormals verpönten Exchange-Traded

Funds (ETFs) an. Was hat das Umdenken

ausgelöst? Wo greifen die Neulinge im pas-

siven Segment an – und welche Strategie

verfolgen sie?

Das Motiv für die Wende liegt klar auf

der Hand: Der Boom börsengehandelter

Indexfonds ist ungebrochen. Allein 2016

flossen weltweit mehr als 390 Milliarden

US-Dollar in passive Produkte – das waren

noch einmal höhere Mittelzuflüsse als

2015. Anleger bunkern inzwischen mehr

als 3,5 Billionen Dollar in den einfachen

und günstigen Fonds.

Während die ETF-Branche von einem Re-

kord zum nächsten eilt, fällt das Bild bei der

aktiven Industrie deutlich düsterer aus. Beson-

ders der Blick in die USA offenbart: Anleger

vertrauen ihr Geld nicht mehr blind aktiven

Managern an. Das Kapital fließt mittlerweile

überwiegend passiven Strategien zu (siehe

Grafik „Aktive Manager abgeschrieben“, Sei-

te 268). In den USA entspricht das von den

simplen Indexfolgern verwaltete Vermögen

inzwischen mehr als 18 Prozent der Assets

aktiver Fonds. Europa ist von dieser Größen-

ordnung zwar noch weit entfernt (siehe Grafik

unten), wie in vielen Bereichen gilt die Ent-

wicklung am US-Markt aber als wegweisend

für den Rest der Welt.

„Grundlegend ist eine graduelle Bewegung

von aktiven zu passiven Investments zu be-

obachten“, sagt Matthias Hübner, Partner bei

der Unternehmensberatung Oliver Wyman.

Die Bewegung gehe zwar noch eher von in-

stitutionellen Investoren als von Privatanle-

gern aus und sei in den USA stärker ausge-

prägt als in Europa. „Der Trend ist aber zwei-

fellos vorhanden und hält an“, erläutert Hüb-

ner. Klassische Anbieter aktiver Fonds sehen

sich also zunehmender Konkurrenz ausge-

setzt. Anleger ziehen Geld ab, die Margen

schrumpfen. Besonders Franklin Templeton,

Fidelity und Legg Mason haderten mit dieser

Entwicklung. Umso größer scheint die Ver-

lockung, dem Passiv-Boom zu folgen.

Heiß umkämpfter Markt

Trotz der Euphorie ist die Ausgangslage

aber gar nicht so einfach. Ein Blick auf die

weltweite Absatzstatistik zeigt, dass die Platz-

hirsche Blackrock mit seiner Tochter iShares,

Vanguard und State Street mit Abstand das

Feld dominieren. Nur in Europa konnten die

Deutsche Asset Management mit DB X-

Trackers und die Société Générale mit Lyxor

hinter iShares Plätze auf dem Podest er-

obern. Doch auch in Europa setzen Van-

guard und State Street zur Aufholjagd an.

Der Markt scheint also längst verteilt zu

sein. „Für viele, die überlegen, im passiven

Bereich einzusteigen, wird der Platz nicht

reichen“, meint Oliver-Wyman-Experte

Hübner. „Der Markt ist deutlich konzen-

trierter als im aktiven Management.“ Zu-

dem sei ein nicht zu unterschätzender

Preiswettbewerb in den USA entbrannt, der

langsam auch nach Europa schwappe.

„Potenzielle Neueinsteiger stehen vor der

Frage: Wie kann ich das Geschäft wirt-

schaftlich führen?“, ergänzt Hübner.

Denn die grundlegenden wirtschaftlichen

Mechanismen, die für aktive Fonds beste-

Anleger wählen immer häufiger passive Produkte. Das bringt manche traditionelle

Fondsanbieter in Bedrängnis. Einige setzen nun zum Gegenangriff an.

Konter der

Aktiven

Boxer im Ring: Börsengehandelte Indexfonds gewinnen die Gunst von immer mehr Anlegern. Das bringt so manchen

aktiven Manager in Not. Einige wollen verlorenes Feld zurückerobern – und schlagen mit den gleichen Waffen zurück.

Passive Revolution

In den USA liegt bereits deutlich mehr Geld in Indexfolgern als in

Europa.

Quelle: Deutsche Bank, EFAMA, Reuters, Bloomberg, ICI

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