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www.fondsprofessionell.de| 1/2017
hen, gelten für die Index-Klone noch in schär-
ferem Maße. „Im ETF-Bereich gilt noch mehr
als im aktiven Fondsmanagement: Es ist ein
Skalengeschäft“, so der Consultant. „Dieses
Geschäft funktioniert nicht, wenn man es nur
im kleinen Stil angeht.“ Skaleneffekte würden
sich nur im großen Volumen einstellen, ge-
schätzt ab einem verwalteten Vermögen von
100 Milliarden Euro aufwärts. „Das Geschäft
lohnt sich praktisch nur, wenn es mit Handels-
aktivitäten verbunden ist“, erläutert Hübner
weiter. Daher entspringen viele Indexfondsan-
bieter auch dem Bankenumfeld – zumindest
in Europa. „Denn die können mit ETFs auch
ihre Handelskapazitäten im Investment-
banking auslasten.“
Diese Voraussetzungen bringen Franklin
Templeton, Fidelity und Co. als Urgewächse
der Fondswelt aber nicht mit. Ist ihr Vorstoß
in die passive Welt damit schon grundsätz-
lich zum Scheitern verurteilt? Nicht unbe-
dingt. Denn es gelang auch Blackrock,
dem Branchenriesen der alten Fondswelt,
mit iShares zum Marktführer aufzusteigen.
Vanguard und State Street sind dem Invest-
mentbanking ebenfalls fern, wenngleich ih-
re Wurzeln wiederum nur bedingt im klas-
sischen aktiven Asset Management liegen.
Vor allem aber versuchen Legg Mason,
Janus und Co. gar nicht erst, im breiten
Massengeschäft mit Standardbarometern
die Platzhirsche vom Thron zu stoßen. Sie
konzentrieren sich auf eine bestimmte Ni-
sche: alternative Indizes, oftmals Smart
Beta genannt. Die Zusammensetzung und
die Gewichtung dieser Barometer orientie-
ren sich nicht an der Marktkapitalisierung,
sondern an Faktoren wie Dividendenrendite,
Kurs-Buchwert-Verhältnis oder Schwan-
kungsanfälligkeit. „Smart Beta oder aktive
ETFs rechne ich einer Zwischenzone zu. Sie
weisen immerhin aktive Komponenten auf“,
sagt Hübner. „Hier sind die Management-
gebühren höher – die Margen auch. In dieser
Nische kann sich das Geschäft also durchaus
lohnen“, so das Fazit des Experten. Während
etwa die Verwaltungsgebühr mancher Dax-
ETFs nur bei 0,01 Prozent liegt, kann sie bei
alternativen Indizes deutlich mehr als 0,5 Pro-
zent betragen.
Das Wachstum bei Smart-Beta-Produkten
ist zudem noch dynamischer als im ohnehin
schon florierenden Feld der Indexfolger. Ana-
lysten der Deutschen Bank haben berechnet,
dass Smart-Beta-ETFs 2016 rund 20 Prozent
an Neugeld im Verhältnis zum verwalteten
Vermögen zuflossen. Bei herkömmlichen bör-
sengehandelten Indexfonds waren es lediglich
acht Prozent. Ein erheblicher Teil des Zu-
wachses im Smart-Beta-Segment entfällt wie-
derum auf Faktor-Produkte. Diese Spielart be-
ruft sich auf Erkenntnisse aus der Finanz-
wissenschaft. Forscher haben mehrere Risiko-
faktoren identifiziert. Diese sollen, bei ge-
schicktem Einsatz je nach Marktphase, ein
besseres Verhältnis aus Risiko und Rendite
liefern als herkömmliche Investmentansätze.
Attraktives Testfeld
Das starke Wachstum, die vergleichsweise
hohen Margen und die Nähe zum aktiven
Management lassen diesen Bereich also als
attraktives Startfeld für die neuen Spieler er-
scheinen. Für das Traditionshaus Franklin
Templeton aus Kalifornien sind das Gründe
genug, hier anzusetzen. „Viele unserer Kun-
den haben die Vorzüge des ETF-Vehikels wie
Liquidität und Transparenz schätzen gelernt“,
sagt Patrick O’Connor, der bei Franklin Tem-
pleton die neue Indexfondssparte verantwor-
tet. „Nun schauen sie sich aber nach Merk-
malen um, die über das hinausgehen, was ein
traditioneller nach Marktkapitalisierung ge-
wichteter Index bieten kann.“ O’Connor war
Ende 2015 von iShares nach San Mateo ge-
wechselt. Franklin Templeton bietet in seiner
Heimat unter dem Markennamen Liberty
Shares vier Faktor-Produkte auf Aktien an.
Die zweite Serie umfasst vier ETFs auf
Aktien und Anleihen, bei denen ein gewisses
aktives Management hineinspielt.
Die Gesellschaft betont jedoch, dass Liberty
Shares keine Abkehr vom aktiven Ansatz ein-
läuten soll. „Seit fast 70 Jahren setzt Franklin
Templeton alles daran, die besten Investment-
ideen zu bieten, die die Bedürfnisse der
Kunden erfüllen“, sagt Greg Johnson, Vor-
standschef von Franklin Resources, der Ak-
tiengesellschaft hinter Franklin Templeton.
„Die Liberty-Shares-ETFs sind eine starke
Ergänzung zu unserem Engagement im
aktiven Management.“
Ähnlich begründet auch Joseph Sullivan,
Vorstandschef von Legg Mason, den Schritt
in die Passiv-Welt. „Für die Asset-Manage-
ment-Industrie ist Evolution keine Option,
sondern eine Notwendigkeit“, begründete
er Anfang 2016 den Einstieg seines Hauses
bei Precidian Investments, einem Anbieter
von aktiven ETFs. Auch die im Zusam-
menschluss steckenden Häuser Henderson
und Janus haben Indexfonds als Wachs-
vertrieb & praxis I
etf-strategie der fondsanbieter
Foto: © Oliver Wyman, Janus
Matthias Hübner, Oliver Wyman: „Für viele, die einzu-
steigen überlegen, wird der Platz nicht reichen.“
Kumar Palghat, Janus: „Wir werden uns sowohl bei
passiven als auch bei aktiven Anleihen-ETFs versuchen.“
Aufstrebende Nische
Besonders ETFs auf alternative Indizes (Smart Beta) verbuchen
hohe Zuflüsse.
Quelle: Deutsche Bank, Bloomberg, Reuters
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2016
2015
2014
27,2
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12,2
%
20,5
%
8,5
%
Non Smart Beta Smart Beta