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www.fondsprofessionell.de| 1/2017
tumsfeld ausgewiesen. „Wir werden uns so-
wohl bei passiven als auch bei aktiven Anlei-
hen-ETFs an neuen Produkten versuchen“, er-
klärt Kumar Palghat von Janus, der die Ex-
pansion des Hauses anführt. Gerade im Bond-
bereich gebe es noch „viel Spielraum“.
Tabubruch gewagt
Auch Fidelity-Chefin Abigail Johnson wag-
te den Tabubruch. Früher hatte sie den Fami-
lienkonzern stets als aktiven Manager positio-
niert und den Nutzen von Investments in Bör-
senbarometer bezweifelt, genau wie zuvor
schon ihr Großvater, der Firmengründer, und
später ihr Vater. Doch angesichts anhaltender
Mittelabflüsse kam der Schwenk: Inzwischen
bietet Fidelity in den USA auch Faktor-Pro-
dukte und aktive Anleihen-ETFs an.
Bislang ist keiner der neuen Indexfonds-
Akteure in Europa aktiv. Aber sowohl Frank-
lin Templeton als auch Fidelity arbeiten mit
Hochdruck daran, ihre Produkte für den euro-
päischen Markt anzupassen und hier zu ver-
treiben. „Wir sehen ein starkes ETF-Wachs-
tum. Zudem können Anleger diese Instrumen-
te sehr einfach nutzen. Als Reaktion auf die-
sen Trend haben wir ein Team mit Sitz in
London aufgebaut, das – je nach Kunden-
bedürfnissen – die Einführung unserer ETFs
unterstützt. Detailinformationen folgen, sobald
wir über weitere Fortschritte berichten kön-
nen“, heißt es etwa von Fidelity International.
Das Londoner Team leitet Nick King, der
früher bei Blackrock tätig war.
Doch wie genau passen aktives und passi-
ves Fondsmanagement unter ein Dach? Dass
dies grundsätzlich möglich ist, zeigt das Bei-
spiel Blackrock und iShares. Aber wie soll das
passive Angebot in das Gesamtsortiment ein-
geordnet werden, ohne bestehende Strategien
zu kannibalisieren? Welche Kunden wollen
die Newcomer genau ansprechen? Nur insti-
tutionelle Kunden oder auch Privatanleger?
Die Häuser wollen sich dazu mit Verweis auf
die anstehenden Produktstarts in Europa noch
nicht äußern. Aus Unternehmenskreisen er-
fuhr FONDS professionell aber, dass diese
Themen zumindest bei einem Haus intern
heiß diskutiert werden – und noch keine Ant-
worten auf alle Fragen gefunden sind.
Ein weiterer Punkt scheint hingegen vom
Tisch – zumindest vorerst: dass das Vehikel
ETF als neuer Absatzkanal für aktive Fonds
dient. Der Bondriese Pimco hatte Spiegelbil-
der seiner aktiven Portfolios in eine börsen-
gehandelte Hülle gepackt und verkauft, da-
runter auch einen Klon des darbenden Dick-
schiffs Pimco Total Return. „Aktive ETFs se-
he ich nicht als mögliche Plattform, um aktive
Fonds über einen neuen Vertriebskanal, näm-
lich die Börse, zu vertreiben – zumindest nicht
im großen Stil. Die Angst ist viel zu groß, die
klassischen Vertriebspartner zu verärgern“,
meint Hübner. Hinzu kommt: „Die große
Herausforderung dabei ist die Transparenz.
Wir sind zwar durchaus für Transparenz, aber
wir wollen nicht jede Neuausrichtung des
Portfolios kommunizieren, denn manche
Akteure wollen das für sich ausnutzen“,
erläutert Andrew Wilson, Europa-Chef von
Goldman Sachs Asset Management.
Schwingt das Pendel zurück?
So bleibt die Frage, ob eine Indexfondspa-
lette künftig zur Überlebensstrategie traditio-
neller Fondshäuser gehören muss. Fragt man
die aktiven Manager selbst, so ist die Antwort
einhellig nein. „Ich glaube, dass das Pendel
zurückschwingt zugunsten des aktiven Ma-
nagements“, sagt Wilson. Seit der Finanzkrise
2009 hätten sich mit Indexprodukten durchaus
gute Renditen erzielen lassen. „Aber einfach
auf den breiten Markt setzen und den Gewinn
mitnehmen – diese Strategie wird nicht mehr
aufgehen“, ist Wilson überzeugt.
Consultant Hübner verweist dagegen auf
den Aspekt der Unternehmensstrategie. „Oft-
mals trifft das Management eine sehr bewuss-
te Entscheidung, wie es sein Haus aufstellen
will. Einige Gesellschaften positionieren sich
mit mutigen aktiven Wetten und streichen das
auch in der Öffentlichkeit heraus“, erläutert
der Experte. „Sie wollen als aktive Anbieter
wahrgenommen werden. Ihre Sorge ist, dass
mit ETFs dieses Bild verwässert werden
könnte.“ Hübner kommt daher zu dem
Schluss: „Nicht jeder aktive Manager muss
ein Passiv-Geschäft aufbauen, um erfolgreich
bestehen zu können.“
SEBASTIAN ERTINGER |
FP
vertrieb & praxis I
etf-strategie der fondsanbieter
Foto: © Bill Denison
Joseph Sullivan, Legg Mason: „Für die Fondsindustrie
ist Evolution keine Option, sondern eine Notwendigkeit.“
Aktive Manager abgeschrieben
Traditionelle aktive Fonds erleiden in den USA herbe Mittelabflüsse. Anleger stecken
ihr Geld lieber in Indexprodukte (ETPs).
Quelle: Deutsche Bank, Bloomberg, ICI
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Fonds
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2015
2016
Passiv kaum auf dem Zettel
In Europa scheint die heile Welt für aktive Manager dagegen intakt zu sein. Sie sind
die erste Wahl für Anleger – noch.
Quelle: Deutsche Bank, EFAMA, Reuters, Bloomberg
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