

erläutert erhebliche Überschneidungen im
jeweiligen Geschäft, auch wenn vielleicht das
eine oder andere, etwa im IT-Bereich, ange-
passt werden muss. Zum anderen werden wir
mit diesem Schritt von unserer Größenord-
nung her deutlich zugewinnen. Wir werden
dadurch in Luxemburg zur Nummer zwei
unter den deutschen Anbietern. Dadurch erhält
man natürlich eine deutlich höhere Aufmerk-
samkeit im Markt. Und selbst wenn ich die
ausländischen Anbieter hinzurechne, rutschen
wir im Ranking um einige Plätze nach oben,
was für uns sogar noch sehr viel wichtiger ist.
Warum sehr viel wichtiger?
Bentlage:
Eine unserer strategischen Zielset-
zungen ist, aus demAusland heraus stärker zu
wachsen, weil wir davon ausgehen, dass im
Ausland im Vergleich zu Deutschland die hö-
heren Wachstumsraten in diesem Bereich zu
erwarten sein werden. Hier schließt sich für
uns der Kreis insofern, als Oppenheim in Lu-
xemburg schon heute deutlich internationaler
aufgestellt ist als Hauck & Aufhäuser. Damit
liefert uns die Übernahme gewissermaßen das
Sprungbrett zu mehr Geschäft imAusland.
Worauf stützt sich Ihre Zuversicht in
Bezug auf höhere Wachstumsraten im
Ausland?
Bentlage:
Auf die Kombination aus dem
Standort Luxemburg und der Marke UCITS
als rechtlichem Rahmen. Über unseren neuen
Gesellschafter Fosun haben wir nicht umsonst
einen guten Einblick in das Fondsgeschäft in
Asien, speziell in China und Hongkong.
Wenn man heute in Hongkong einen neuen
Fonds unter dem UCITS-Label zulässt, dann
kennt man dieses dort inzwischen weithin als
regulatorischen Rahmen, der zunehmend an
Beliebtheit gewinnt. Die Statistik zeigt uns so-
gar, dass inzwischen über 75 Prozent aller im
Ausland zugelassenen Fonds als UCITS-Son-
dervermögen aufgelegt werden. Das ist sozu-
sagen der angesagte Brand im Ausland. Und
wenn andererseits ausländische Adressen hier
in Europa den Fondsvertrieb aufnehmen oder
ausbauen wollen, so geschieht das häufig über
Luxemburg, den wichtigsten Standort in
Europa neben Irland, über das vor allem
angelsächsische Anbieter den Weg nach
Europa suchen. Das führt dazu, dass Luxem-
burg einfach stärker wächst als Deutschland.
Und daran wollen wir partizipieren.
Wenn Sie von einem besseren Zugang zu
Asien durch Fosun gesprochen haben,
dann gilt das aber bisher vor allem für
Hongkong, denn in China nützt Ihnen
der UCITS-Brand bisher nichts.
Bentlage:
Das ist richtig. China ist nach wie
vor eine Jurisdiktion für sich. Wir haben in
der jüngeren Vergangenheit versucht zu ver-
stehen, wie die Mechanismen von Geldflüs-
sen aus beziehungsweise nach China funktio-
nieren, und ich kann nur sagen, dass das mit
hochreglementierten Prozessen verbunden ist.
Das funktioniert bisher nur über spezielle
Lizenzen und bestimmte Quoten. Aber das ist
für uns ein Langfristprojekt, das wir mithilfe
von Fosun in Angriff nehmen werden.
Mit welchem zeitlichen Horizont?
Bentlage:
Es werden sicher noch rund zwei
Jahre vergehen, bis chinesische Investoren
unsere Fonds in China kaufen können und
umgekehrt. Asien insgesamt ist natürlich ein
extrem spannender Markt, der im Vergleich
zu Europa und Deutschland sehr viel höhere
Wachstumsraten aufweist. Er ist einfach noch
viel weniger entwickelt, außerdem sind die
Altersvorsorgesysteme noch nicht so ausge-
reift wie in Europa. Entsprechend weist der
Markt eine viel höhere Dynamik auf. Und in
dem Maß, wie China weiter wächst, wird na-
türlich auch der Bedarf an professionellen
Altersvorsorgesystemen wachsen, sodass man
kein Rentenexperte sein muss, um vorherzu-
sagen, dass das Land die höchsten Wachs-
tumsraten beim Thema Altersvorsorge haben
wird. Nicht umsonst versuchen alle größeren
Anbieter, in China Fuß zu fassen.
Michael Bentlage: „Wenn man heute in Hongkong einen neuen Fonds unter dem UCITS-Label zulässt, dann kennt
man dieses dort inzwischen weithin als regulatorischen Rahmen, der zunehmend an Beliebtheit gewinnt.“
vertrieb & praxis I
michael bentlage | hauck & aufhäuser
274
www.fondsprofessionell.de| 1/2017
»
Wenn man von Synergie
sprechen kann, dann doch,
wenn Aspekte wie gleicher
Standort, gleiche Prozesse und
gleiches Geschäftsmodell
zusammenkommen.
«
Michael Bentlage, Hauck & Aufhäuser
Foto: © Roger Strauß
Michael Bentlage
Michael Bentlage ist diplomierter Wirtschaftsmathema-
tiker. Zwischen 1990 und 1992 arbeitete er bei Trinkaus
Capital Management, bevor er zur Allianz KAG wechselte.
Von 1994 bis 1997 war er für die Bayerische Hypothe-
ken- und Wechselbank tätig, unter anderem als Mitglied
der Geschäftsleitung. Im Jahr 2000 wurde er in die Ge-
schäftsführung von Activest Investment berufen, 2002 in
die Geschäftsführung der Bayerninvest KAG. Seit 2009
war Bentlage Partner bei Hauck & Aufhäuser, verantwort-
lich für Financial Markets und Asset Servicing. Im Februar
2017 wurde er zum persönlich haftenden Gesellschafter
und zum Sprecher der Geschäftsleitung berufen.