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www.fondsprofessionell.de| 1/2017
sachwerte I
service-award | marktstudie
Foto: © Hemmerich, CH2
D
ie Lage ist friedlich, die Stimmung
ruhig. Die Sachwertbranche hat sich
damit abgefunden, dass sie in einem
Transformationsprozess steckt, der noch eine
Weile dauern wird. Immerhin lösen Insolven-
zen keine Schockwellen mehr aus, auch nicht
die von Hansa-Treuhand-Chef und Branchen-
urgestein Hermann Ebel. Fragwürdige Ge-
schäftspraktiken in so manchem Emissions-
haus und Fonds werden maximal argwöh-
nisch zur Kenntnis genommen – und ansons-
ten ignoriert. „Bitte nicht noch mehr Skan-
dale“, wünschen sich die übrig gebliebenen
und motivierten Anbieter. Der Blick ist
nach vorne gerichtet. Das war auch auf
dem FONDS professionell KONGRESS in
Mannheim zu sehen.
Eine Umfrage bestätigt den Aufwärts-
trend, denn die Kapitalverwaltungsgesell-
schaften sind durchaus besser gestimmt, als
gemeinhin im Markt angenommen wird.
„Über 60 Prozent der Anbieter schätzen
das Marktpotenzial geschlossener Publi-
kums-AIFs als gut bis sehr gut ein“, be-
richtet der Sachwerteverband BSI. 2017
sollen 31 neue Publikums-AIFs mit einem
Investitionsvolumen von 1,4 Milliarden
Euro auf den Markt kommen. Voriges Jahr
wurden nur 24 Fonds aufgelegt. 85 Prozent
der Kapitalverwaltungsgesellschaften haben
Immobilienfonds angekündigt. Planungen für
andere Strukturen wie Vermögensanlagen
gebe es bei den Häusern, die an der BSI-
Umfrage teilgenommen haben, nicht.
Auch wenn die Mitglieder optimistisch sein
mögen: Der BSI selbst macht eine schwere
Zeit durch, weil es an zahlungskräftigen Mit-
gliedern fehlt. Deshalb versucht sich der Ver-
band in eine Vernunftehe zu retten. Der BSI
spricht mit dem Zentralen Immobilien Aus-
schuss (ZIA) über eine Fusion. Das entbehrt
nicht einer gewissen Logik, denn die meisten
BSI-Mitglieder sind ausschließlich oder über-
wiegend in der Immobilienbranche tätig.
Außerdem ist der BSI, der nur noch 21 Voll-
mitglieder zählt, bereits seit längerer Zeit Mit-
glied im ZIA.
Neuer Sprit für alten Motor
Dabei lief der Markt voriges Jahr gar nicht
so schlecht. Nach FONDS professionell Er-
hebungen betrug das Absatzvolumen 3,0 bis
3,2 Milliarden Euro. Für das Jahr 2015 wur-
den 2,5 bis 3,0 Milliarden ermittelt. Spitzen-
reiter ist die auf Container-Direktinvestments
spezialisierte P&R Gruppe, die 2016 mehr als
660 Millionen Euro mit Privatkunden umge-
setzt hat. Mit großemAbstand folgen auf den
Plätzen Jamestown, Wealthcap, DNL Invest,
CH2 und ZBI. Diese fünf Unternehmen
haben zusammen etwa 630 Millionen Euro
platziert. Zwei Drittel dieses Umsatzes ent-
fielen auf Alternative Investmentfonds (AIFs)
– also auf den „weißen Kapitalmarkt“. Auf
den Gesamtmarkt bezogen dürfte der AIF-
Anteil im vergangenen Jahr bei etwa einem
Drittel liegen.
Generell ist das Produktangebot viel kleiner
als vor der Krise, und zurzeit ist es besonders
mau. Zahlreiche Produkte sind zum Jahresen-
de geschlossen worden. Etwa die Hälfte der
Anbieter hatte bei Redaktionsschluss ein
Investment im Vertrieb, und davon wie-
derum sind die Hälfte voll regulierte AIFs
(siehe Grafik auf der nächsten Seite). Bei
den restlichen Produkten handelt es sich
um Vermögensanlagen wie Direktinvest-
ments, Schuldverschreibungen und opera-
tiv tätige geschlossene Fonds.
Sehr gut zu sehen war voriges Jahr, dass
sich Crowdinvestments zunehmend in den
klassischen Beteiligungsmarkt, der in der
jüngeren Vergangenheit teilweise stark
reguliert wurde, integrieren. So gesehen
wirken die Crowdfunding-Plattformen, die
regulatorisch durch Ausnahmeregelungen
im Vermögensanlagengesetz begünstigt
sind, wie eine Frischzellenkur im Sach-
wertinvestmentmarkt. Wie nah sich die alte
Die Beteiligungsbranche arrangiert sich mit Absatzkrise, Regulierung und New-
comern aus dem Internet. Wer solide Ergebnisse liefert, macht weiterhin Umsatz.
Zuverlässigkeit
zahlt sich aus
Die Gewinner des Service-Awards (v.l.n.r.): Moderatorin Annemarie Carpendale, Antje Montag (CH2), Gunnar
Dittmann, Henning Kranz (beide HEH), Maged El-Morsi (FONDS professionell) und Jürgen Gerber (Jamestown)
Crowdinvesting
Von 41 Anbietern beobachtet jeder Dritte das Thema oder bietet
es schon an, Tendenz steigend.
Quelle: FONDS professionell Umfrage
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