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D

ie einstigen Riesen des Beteiligungs-

marktes sind heute im Publikumsge-

schäft kaum noch präsent. In den

vergangenen Jahren gab es bei zahlreichen

Emissionshäusern einen Wechsel der

Gesellschafter. Was etwa König & Cie.,

KGAL und LHI schon länger hinter

sich haben, geschah kurz vor Jahres-

wechsel der Hannover-Leasing-Gruppe

in Pullach. Der Immobilien-Investment-

manager Corestate Capital kauft vorbe-

haltlich der Bafin-Zustimmung 94,9 Pro-

zent des Unternehmens. Die Landesbank

Hessen-Thüringen (Helaba) behält lediglich

einen Minderheitsanteil von 5,1 Prozent. Die

Hessisch-Thüringische Sparkassen-Beteili-

gungsgesellschaft und der Minderheitsgesell-

schafter, der frühere Geschäftsführer Friedrich

Wilhelm Patt, steigen komplett aus.

Hannover Leasing Büro-

und Hotelimmobilie Freiburg

Wie es mit Hannover Leasing weitergeht,

ist zurzeit nicht bekannt. Klar ist, dass sich das

Unternehmen, das in Branchenkreisen wegen

hoher Altlasten als unverkäuflich galt, zuletzt

im Neugeschäft sehr schwer tat. In den ver-

gangenen drei Jahren hat der Initiator nur

sechs Fonds aufgelegt. In den guten Zeiten

entsprach das einer Jahresleistung. Den Fonds

„Flight 51“ mit einemAirbus A380 von Emi-

rates brachte man nur mit Mühe und zwei

Jahren Vertriebszeit an den Mann. Selbst die

Immobilienfonds waren keine Verkaufsgra-

naten. Trotzdem brachte Hannover Leasing

Ende 2016 den aktuellen Freiburg-Fonds auf

den Markt. Er startete dem Vernehmen nach

als Exklusivprodukt für einen Vertriebspartner,

ist seit einigen Wochen aber frei verfügbar.

Die Fondsgesellschaft hat ein Hotel und ein

Bürogebäude im Quartier „Heinrich von Ste-

phan Businessmile“ erworben, das seit dem

Frühjahr 2015 in mehreren Abschnitten ge-

baut wird. Das Projekt befindet sich im Stadt-

teil Wiehre südwestlich der Altstadt, die zu

Fuß in 18 Minuten erreichbar ist. Zum Haupt-

bahnhof benötigt man zwölf Minuten Gehzeit.

Das Umfeld des neuen Quartiers ist laut

Hannover Leasing durch Büro-, Handels- und

Gewerbeimmobilien geprägt.

Hannover Leasing hat die beiden Fonds-

objekte Ende Juli 2016 vom Projektentwickler

Strabag erworben: Das Hotel soll nach der

geplanten Fertigstellung im kommenden Mai

unter der Marke „Holiday Inn Express“ be-

trieben werden und über 130 Betten verfügen.

In der Tiefgarage sind 32 Stellplätze geplant.

Vis-à-vis steht das Bürogebäude, das plange-

mäß im August 2016 fertiggestellt und abge-

nommen wurde. Es verfügt über eine vermiet-

bare Fläche von rund 7.500 Quadratmetern

(inklusive 400 Quadratmeter Gastronomie).

In der Tiefgarage gibt es 102 Pkw-Stellplätze.

Laut Hannover Leasing besteht für das Büro-

gebäude eine „hohe Drittverwendungsmög-

lichkeit“, weil unterschiedliche Büroformen

und die Nutzung als Einzel-, Kombi-, Grup-

pen- und Großraumbüros möglich seien.

Das Bürogebäude ist zu zwei Dritteln an

die Deutschland-Tochter des Schweizer Zahn-

implantateherstellers Straumann und an drei

weitere Firmen vermietet. Die gewichtete

Restlaufzeit der Mietverträge beträgt rund

neun Jahre. Für einen kleinen Leerstand hat

der Verkäufer eine Mietgarantie über 18 Mo-

nate übernommen. Die Hotelimmobilie ist

vollständig für 20 Jahre an die Gesellschaft

Foremost Hospitality Hiex vergeben. Die

Laufzeit des Pachtvertrags beginnt mit der

Übergabe des Gebäudes. Der Hotelbetreiber

ist Franchisenehmer der Interconti Hotels; für

diese britische Kette betreibt Foremost das

neue Hotel in Freiburg als „Holiday Inn

Express“.

Der Fonds kann ab 10.000 Euro gezeich-

net werden. Die Fondslaufzeit ist grund-

sätzlich bis Ende Oktober 2027 geplant.

Die Laufzeit kann um maximal fünf

Jahre verlängert werden. Eine Gesell-

schaft aus dem Initiatorenkreis hat für

das Eigenkapital eine Platzierungsgaran-

tie übernommen. Hannover Leasing betei-

ligt sich als Co-Investor mir 1,4 Millionen

Euro an dem Fonds. 24 Millionen Euro sol-

len Privatanleger beisteuern. Außerdem wurde

zur Finanzierung der Immobilien bei der DG

Hyp ein 20,7 Millionen Euro schwerer Kredit

aufgenommen. Der fest vereinbarte Zinssatz

liegt bei günstigen 1,2 Prozent im Jahr. Aller-

dings wird das Darlehen nur mit jährlich ein

Prozent getilgt. Das Darlehen läuft bis Ende

Oktober 2027. Somit enden die Fondslaufzeit

und die langfristige Fremdfinanzierung zum

selben Zeitpunkt. Diese Konstellation hat sich

bei vielen geschlossenen Fonds schon als

nachteilig herausgestellt, wenn die Anschluss-

vermietungen nach Ablauf der ersten Mietver-

träge nicht wie geplant funktionieren.

3,7 Millionen Euro Anlaufkosten

Die Fondsanlaufkosten sind aus zwei Grün-

den nicht besonders niedrig: Die Platzierungs-

garantie lässt sich Hannover Leasing mit

400.000 Euro vergüten, für die Fremdkapital-

vermittlung kassiert der Initiator 600.000

Euro. In Summe sind das 4,2 Prozent des An-

legerkapitals (ohne Agio). Insgesamt belaufen

sich die Fondsanlaufkosten auf 3,7 Millionen

Euro respektive 15,49 Prozent des Emissions-

volumens (ohne Agio).

Während der Fondslaufzeit sollen die An-

leger jährliche Auszahlungen von 4,5 Prozent,

bezogen auf ihr Eigenkapital (ohne Agio),

erhalten. Davon müssen die Anleger Steuern

bezahlen. Der Verkaufserlös ist nach aktuel-

lem Steuerrecht einkommensteuerfrei. Aus

dem geplanten Verkauf im Herbst 2027 sollen

die Anleger eine Auszahlung von 96,2 Prozent

erhalten. Die kumulierten Rückflüssse belau-

fen sich auf 146 Prozent (vor Steuern). Daraus

ergeben sich nach Abzug des Kapitaleinsatzes

sachwerte I

aktuelle beteiligungen

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| 1/2017

Foto: © Roberto1977 | Dreamstime; Patrizia Grundinvest; Nordex;

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die aktuell in Zeichnung befindlichen Beteiligungen.

Die einstigen Branchengrößen haben ihre Position verspielt. Heute kämpfen sie

mit Newcomern um Umsatz. Zwei aktuelle Beteiligungsmodelle im Überblick.

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