

sehr lange ein großer Anhänger der These,
dass kleine und mittlere Werte auf lange Sicht
größer kapitalisierte Aktien outperformen.
Heuser:
Wie sieht die Allokation dann heu-
te in Bezug auf die Marktkapitalisierung
Ihrer Investments konkret aus?
Horvat:
Jeweils rund ein Drittel der veran-
lagten Gelder ist in kleinen, mittleren und
großen Werten investiert. Entsprechend ist die
Länder- und Sektorallokation lediglich eine
Folge dieses Prozesses. Daher spielt für mich
auch – anders als vor meiner Zeit – der
Vergleich mit einer Benchmark eine geringe
Rolle.
Glow:
Führt das nicht zu Diskussionen mit
Ihrem Risikomanagement, das doch sicher
eine Art Orientierungspunkt anhand einer
Benchmark als wünschenswert empfinden
wird?
Horvat:
Das ist tatsächlich Gegenstand unse-
rer internen Diskussionen mit dem Risiko-
management, das mich darauf hinweist, wenn
der Fonds bestimmte Betarisiken aufweist
oder dass manche Branchen deutlich über-
oder untergewichtet sind. Und der Wunsch,
das Portfolio gegen einen Vergleichsmaßstab
messen zu können, ist durchaus verständlich.
Aber meine Art, ein Portfolio zu managen, ist
eben eine andere, weil ich stets versuche, das
am besten performende Portfolio zu konstru-
ieren. Deshalb arbeiten wir unter dem
Risikogesichtspunkt eher szenariobasiert, in-
dem wir uns fragen, was mit dem Portfolio
passieren würde, wenn etwa der Ölpreis um
zehn oder 15 Dollar anstiege oder wenn wir
es noch einmal mit einer Situation wie der
globalen Finanzkrise zu tun hätten. Aber ge-
rade weil für mich als Fondsmanager das Ri-
siko-Ertrags-Verhältnis des Fonds in Bezug
auf bestimmte Szenarien entscheidend ist,
führt das sozusagen automatisch dazu, dass
der M&G Global Basics sich heute deutlich
von einer entsprechenden Benchmark unter-
scheidet beziehungsweise von ihr wegbewegt.
Allerdings ist es in meinen Augen gerade das,
wofür man als Manager schließlich bezahlt
wird.
Heuser:
Nun kann man aber vom ehe-
maligen Fondsmanager Graham French
sicher nicht behaupten, er sei so etwas wie
ein Index-Kuschler gewesen. Teilen Sie
denn zumindest noch die von ihm ent-
wickelte Idee, dass man bestimmte Mega-
trends verfolgen sollte?
Horvat:
Für die Zeit, in der er das Portfolio
gemanagt hat, war diese Strategie sicher ge-
nau die richtige. In den Jahren 2004 bis 2007
war es sicher wichtig und richtig, ein hohes
Exposure in den Schwellenländern und bei
Rohstoffen zu haben, getragen von der Erwar-
tung, dass das Wachstum vor allem in China,
aber auch in anderen Emerging Markets wei-
ter hoch sein und der fortschreitende Infra-
strukturausbau dort sich auch auf die Entwick-
lung von Rohstoffen positiv auswirken würde.
Heutzutage muss man meiner Ansicht nach
anders agieren. Deshalb versuche ich gar nicht
erst, die Zukunft vorherzusagen, son-
dern setze vielmehr auf das Erkennen
von echten strukturellen Veränderun-
gen, die sich am Markt vollziehen und
über die bestimmte Branchen und Ein-
zelwerte stärker nach oben getragen
werden als andere.
Glow:
Wie drückt sich das denn konkret in
der heutigen Ausrichtung des Fonds aus?
Horvat:
Man muss flexibel bleiben, um auf
Veränderungen an den Märkten zu reagieren.
Und ich kann nur sagen, dass zyklische Indus-
trien so heißen, weil sie eben zyklisch sind.
Ein Land wie China hatte den Höhepunkt in
Bezug auf sein Wachstum bereits im Jahr
2007 erreicht, um sich in der Folgezeit immer
weiter abzuschwächen. Deshalb haben wir
uns entfernt von einer zu starken Ausrichtung
auf Themen wie das Wachstum in China und
Rohstoffe. Heute setzt der Fonds sehr viel
stärker auf ertragsorientierte Aktien wie Divi-
denden- oder Income-Titel.
Glow:
Ist der M&G Global Basics damit
nicht nur zumAll-Cap-, sondern auch zum
All-Sector-Fonds mutiert?
Horvat:
Nein. Der Fonds investiert immer
noch rund 70 Prozent seiner Anlagen in Pri-
mär- und Sekundärindustrien. Die restlichen
30 Prozent können wir in andere Sektoren in-
vestieren wie Telekom, Finanztitel, Medien
und Gesundheitswerte. In letzterer Branche
sind wir momentan sogar stark übergewichtet,
weil wir gerade im Gesundheitssektor viele
Unternehmen finden, die unseren Ansprüchen
an qualitatives Wachstum genügen. Eine
Industrie übrigens, die aktuell schon aufgrund
der allgemeinen demografischen Entwicklung
in der Welt einen starken strukturellen
Rückenwind erhält. Insgesamt sind wir auf je-
den Fall flexibler geworden, was Investments
in Branchen wie Infrastruktur sowie das lang-
fristige Produktivitätswachstum von Ländern
angeht, aber auch im Hinblick auf Invest-
Jamie Horvat: „Ich habe mein eigenes ökonomisches Modell stets präsent, anhand dessen ich immer wieder hinterfrage,
wie bestimmte Märkte sich entwickeln werden und wo wir im Zyklus einzelner Branchen gerade stehen.“
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www.fondsprofessionell.de| 1/2017
markt & strategie I
fondsmanager im kreuzverhör
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Für mich spielt – anders
als vor meiner Zeit – der
Vergleich mit einer Benchmark
eine geringe Rolle.
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Jamie Horvat, M&G Investments
KREUZ
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Alle Fotos: © Christoph Hemmerich
Hans Heuser,
FONDS professionell