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www.fondsprofessionell.de| 1/2017
entsprängen vor allem den Aktien. „Anleger
sollten niemals die Stärke der Aktien unter-
schätzen“, sagt der frühere Verwaltungsrats-
vorsitzende von KBC Asset Management.
Und er geht noch weiter. „Ganz ehrlich: Ich
halte die Multi-Asset-Idee für einen puren
Marketingbegriff“, sagt Duchateau. „Misch-
fonds haben den Anlegern früher schon Erträ-
ge geliefert, und das werden sie auch weiter-
hin tun. Das Konzept funktioniert nach wie
vor.“ In das gleiche Horn stößt Sebastian
Klein, Vorstandsvorsitzender der Fürstlich
Castell’schen Bank. „Die Begriffsvielfalt bei
Mischfonds ist Voodoo. Egal ob Total Return,
Multi-Asset oder sonst etwas: Am Ende ist
alles das Gleiche“, wettert der Chef des Tra-
ditionshauses. „Am Ende geht es doch darum,
die Bedürfnisse der Anleger ins Zentrum zu
rücken.“ Die Branche müsse ihr Handeln
danach ausrichten, wie sie bei der Vermögens-
anlage das Versprechen nach einem angemes-
senen Verhältnis von Sicherheit und Rendite
erfüllen könne. „Die Vielzahl neuer Produkte
und Schlagworte aus dem Verkauf hilft da
gewiss nicht“, meint Klein.
Leistungen vergleichen
Auch Michael Busack, Geschäftsführer des
Analysehauses Absolut Research, hat zu
Modeworten wie Absolute oder Total Return
eine klare Meinung: „Wir gebrauchen keinen
dieser Termini“, so Busack. Denn er sei nicht
davon überzeugt, dass es einem einzelnen
Produkt dauerhaft gelingen könne, eine posi-
tive Rendite innerhalb rollierender Zwölf-
monatsfenster oder je Kalenderjahr zu erzie-
len. „Unserer Ansicht nach weckt diese gän-
gige, aber marketingorientierte Bezeichnung
bei Investoren falsche Vorstellungen. Diese
haben in der Vergangenheit zu Enttäuschun-
gen geführt.“
Trotz all dieser Kritik an dem Begriffswirr-
warr ist unbestritten, dass im Mischfonds-Feld
viele unterschiedliche Herangehensweisen
möglich sind. Analysehäuser wie MMD oder
Absolut Research haben es sich zur Aufgabe
gemacht, diese Vielfalt der Strategien und
Ansätze zu ordnen, um die Leistungen der
Manager vergleichbar zu machen. Dabei
kommen sie jedoch nicht umhin, weitere
Untergruppen zu eröffnen.
„Grundsätzlich gruppieren wir vermögens-
verwaltende Fonds anhand der Aktienquote
in Unterkategorien ein“, erläutert Nicolai
Bräutigam, Analyst bei MMD. „Dabei
betrachten wir aber auch die Strategie eines
Managers. Worauf zielt er mit der Steuerung
der Quote schwankungsanfälliger
Investments genau ab?“ So teilt das
Haus vermögensverwaltende Fonds in
die vier Gruppen „Defensiv“, „Ausge-
wogen“, „Offensiv“ und „Flexibel“
ein (siehe Tabellen ab Seite 86). Da-
neben grenzt MMD noch Strategie-
fonds ab. „Diese nutzen oftmals Stra-
tegien aus dem Hedgefondsbereich“,
erläutert Bräutigam. „Nach unserer
Definition setzen sie Derivate zur
Gewinnmaximierung ein und nicht
nur als Absicherung, etwa gegen
Währungsschwankungen. Zudem stre-
ben sie in allen Marktphasen eine
positive Entwicklung an.“
Eine noch feinere Aufteilung mit 13
markt & strategie I
vermögensverwaltende fonds
Foto: © wim kempenaers (wkb), Fürstlich Castell’sche Bank, Werner Bartsch
Stefan Duchateau, PTAM: „Ich halte die Multi-Asset-Idee
für einen puren Marketingbegriff.“
Michael Busack, Absolut Research: „Wir gebrauchen
keinen dieser Termini.“
Gängige Definitionen
Mischfonds:
deckt mehrere Anlageklassen ab,
klassisch: Aktien, Anleihen, Geldmarkt.
Multi-Asset:
deckt mehrere Anlageklassen ab, be-
rücksichtigt weitere Assets wie Rohstoffe und Im-
mobilien sowie „alternative“ Strategien wie Long-
Short-Wetten, oftmals synonym mit Mischfonds.
Total Return:
Erzielung eines möglichst stets
positiven Gesamtertrags aus Kursentwicklung und
laufenden Einkünften (Zinsen, Dividenden).
Absolute Return:
positive Rendite innerhalb rol-
lierender Zwölfmonatsfenster oder in jedem Kalen-
derjahr, manchmal auch über drei oder fünf Jahre.
Vermögensverwaltender Fonds:
deckt min-
destens drei Anlageklassen ab, Risikomanagement
begrenzt Verlust und soll Kapitalerhalt über definier-
ten Zeitraum anstreben, unabhängig vom Index.
Sebastian Klein, Fürstlich Castell’sche Bank: „Die
Begriffsvielfalt bei Mischfonds ist Voodoo.“
Stetiges Wachstum
Die Alleskönner liegen im Trend. Anleger setzen auf die Kombination
mehrerer Anlageklassen im Mantel eines Fonds.
Quelle: BVI
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2015
2014
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2011
2010
2009
Mrd. Euro
229,1
Mrd. Euro
100,9
Mrd. Euro
-2,4
verwaltetes Mischfonds-Vermögen