

78
www.fondsprofessionell.de| 1/2017
markt & strategie I
vermögensverwaltende fonds
D
ie Vermögensverwaltungsbranche lei-
det unter dem Dilemma, dass sie sich
kompetent präsentieren muss, um das
Vertrauen der Kunden zu gewinnen. Gleich-
zeitig sollte sie Produkte anbieten, die wenig
Erklärungsbedarf aufweisen. Zumindest bei
gemischten Fonds gelingt das bislang nicht
über die Maßen gut. Absolute-Return-Fonds,
Total-Return-Fonds, vermögensverwalten-
de Fonds oder Multi-Asset-Fonds: Sind das
nur viele Begriffe für ein und dasselbe,
oder steckt hinter jeder Bezeichnung
tatsächlich auch ein eigenes Anlagekon-
zept? Die Antwort lautet: weder noch.
Theoretisch handelt es sich bei diesen
Begriffen durchaus um Bezeichnungen für
mögliche unterschiedliche Herangehens-
weisen, allerdings schreibt niemand den
Fondsanbietern vor, wie sie ihre Vehikel
nennen dürfen, und somit sagen die Begrif-
fe nicht sehr viel aus. Der Grund für die
Vielfalt liegt in dem enormen Erfolg von
Fonds, die nicht nur auf einzelne Anlage-
klassen wie Aktien oder Anleihen setzen.
So waren es im vergangenen Jahr Misch-
fonds, die im großen Stil Geld einsammeln
konnten. Abgesehen von offenen Immobi-
lienportfolios verzeichneten alle anderen
Publikumsfondsgattungen unterm Strich Mit-
telabflüsse. Die Absatzerfolge verleiten die
Branche dazu, immer neue Variationen an-
zupreisen, um die Siegesserie fortzusetzen.
Die derzeit wohl beliebteste Variante: Multi-
Asset. Sie entspringt der Auffassung, dass
klassische Mischfonds mit ihrer Komposition
aus den drei Komponenten Aktien, Anleihen
und Cash in Nullzinszeiten nicht mehr funk-
tionieren. Denn sichere Anlagen wie Anleihen
spielen keine Rendite mehr ein. Damit droht
die Sicherheitskomponente klassischer Misch-
fonds zum Ballast zu verkommen. Steht eine
Zinswende bevor, mutieren Anleihen
gar zum Risiko, so die Befürchtung.
Der Begriff Multi-Asset soll meist
andeuten, dass alternative Strategien
statt Anleihen die stabilen Erträge ein-
fahren – ohne einem Portfolio die
Risiken der Aktienmärkte aufzuhalsen.
Unter den Verfechtern der klassi-
schen Lehre regt sich heftiger Wider-
spruch. „Der Mischfonds ist mitnich-
ten tot“, sagt Stefan Duchateau, Pro-
fessor für Risikomanagement und
Berater des Global Allocation Fonds
der Metzinger Vermögensverwaltung
PTAM. Sein Argument: Anleihen
dienten an erster Stelle dazu, die Risi-
ken breiter zu streuen. Die Erträge
Foto: © Fotolia | Maciej Czekajewski
Um die Kategorie Mischfonds herum ist ein Dschungel an Begriffen gewachsen.
Das stiftet Verwirrung, obwohl am Ende meist dasselbe gemeint ist.
Verwirrende
Signale
Schildermast: Vor lauter Hinweisen
findet der Wanderer manchmal seinen
Weg nicht mehr – so wie in der
Begriffsvielfalt der Fondswelt.
Beliebte Klasse
Mischfonds verzeichneten in Deutschland über die vergangenen Jahre
fast durchweg Mittelzuflüsse.
Quelle: BVI
-5
0
5
10
15
20
25
30
35
40
2016
2015
2014
2013
2012
2011
2010
2009
Mrd. Euro
Mrd. Euro
11,6
Mrd. Euro
6,3
Mrd. Euro
-2,4
Mrd. Euro
Nettomittelaufkommen Mischfonds