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Raiffeisenbank beheimatet ist: die

vier Schreibtische, an denen Behn

selbst, zwei weitere Vollzeitkräfte

und eine Angestellte in Teilzeit ar-

beiten. Den kleinen Flur zwischen

Eingang und Schaltern, in dem es

keinen Geldautomaten, dafür aber

eine blaue Bank zum Ausruhen

gibt. Den Durchgang zum Bespre-

chungsraum. Dort steht eine Art

großer Karteikasten. „Da sind die

Kontoauszüge drin“, erklärt Mitar-

beiterin Ingrid Hedewig. Die müs-

sen die Kunden vor Ort abholen,

denn einen Auszugsdrucker hat die

Bank nicht.

Auf dem kurzen Weg zurück in das Zim-

mer mit den vier Arbeitsplätzen klopft Behn

auf ein Gerät, das aussieht wie ein Drucker in

Kleinformat. „Mit diesemApparat überprüfen

wir die Echtheit von Banknoten“, sagt der

Vorstand. Die Vorgängerversion der Maschine

durfte auf Hinweis der Bundesbank nicht

mehr genutzt werden, da sie die neuen Geld-

scheine nicht prüfen konnte. „Daraufhin

mussten wir dieses Ding hier anschaffen“, be-

richtet Behn. Im vergangenen Jahr hat die

Bundesbank dann eine Kontrolle vor Ort vor-

genommen: keine Beanstandungen. Vor zehn

Jahren habe es solche Kontrollen nicht gege-

ben, da war noch alles einfacher. „Aber das

ist nun mal Regulierung“, erklärt Behn.

Finanzmarktregulierung und ihre Folgen:

Dieses Thema mit all seinen Variationen

nimmt die kleinste Raiffeisenbank Deutsch-

lands mit trotziger Gelassenheit hin. An die-

sem Februar-Freitag hat der Präsident des

Genossenschaftsverbandes, Michael Bockel-

mann, verkündet, dass die Zahl der Zusam-

menschlüsse unter den Volks-

und Raiffeisenbanken 2016 weiter gestiegen

ist. Besonders kleinere Häuser befänden sich

„im Zangengriff sinkender Erträge durch die

Niedrigzinsphase und steigender

Kosten durch die Regulierung“.

Eigenständig bleiben

„Natürlich ist die aktuelle Situa-

tion schwierig für uns“, sagt Behn.

Aber eine Fusion, nein, das

kommt für ihn nicht in Frage. „So-

lange es irgendwie geht, bleiben

wir eigenständig“, erklärt er fest.

Zu einem Zusammenschluss mit

einer größeren Raiffeisenbank

will er sich durch die Regulierung

nicht drängen lassen.

Wenn er über dieses Thema

spricht, kann sich der sonst so ausgeglichene

Norddeutsche ereifern. „Ich bin seit 16 Jahren

hier, und in dieser Zeit haben wir noch nie

auch nur einen Euro Strafe gezahlt, wir haben

uns nicht an den Kapitalmärkten verspeku-

liert, mussten niemals staatliche Hilfen in An-

spruch nehmen“, schimpft er. „Und wenn wir

in eine Schieflage gerieten, würde uns auch

niemand vom Staat oder der EU retten.“ Den-

noch muss seine Bank sämtliche Pflichten, die

in Brüssel ersonnen werden, genauso erfüllen

wie große Geschäftsbanken.

Das geht nicht ohne Abstriche. „Wir bieten

schon jetzt keine telefonische Beratung zu Ak-

tien mehr an“, berichtet Henning Pöhls, wie

Behn Vorstand der Raiffeisenbank. Schließlich

müssen Beratungsgespräche bei einer Order

per Telefon heute bereits aufgezeichnet wer-

den. „Das ist umständlich, imAktiengeschäft

lohnt sich das für uns nicht“, sagt Pöhls. Über

Fonds berät die Raiffeisenbank bislang noch

am Telefon, immerhin bringt jede Vermittlung

schöne Provisionen. „Aber wenn mit der Um-

setzung von Mifid II tatsächlich die erweiter-

Vorstand Heinz-Egon Behn: „Wenn wir die telefonische Beratung über Fonds einstellen,

müssen die Kunden eben zu uns kommen, wird sind ja hier.“

Bitte Platz nehmen: Wer warten muss, kann sich auf

einer Bank in Raiffeisen-Blau ausruhen.

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www.fondsprofessionell.de

| 1/2017

bank & fonds I

regulierung

Foto: © Ulrike Schmidt

Volle Transparenz: Ingrid Hedewig hinter einem der drei Schalter. Hinter der Glaswand

haben sie, ihre Kollegin und die beiden Vorstände ihre Arbeitsplätze.

Relikt aus vergangenen Zeiten: Im Eingangsbereich der Raiffeisenbank hängt ein

sogenannter Sparclub. Einmal pro Jahr wird ausgeschüttet.