

Euro spielen ETFs eine Rolle, wenn große
Anlagebeträge tief diversifiziert werden sol-
len. Für den Privatkundenmarkt sind aus un-
serer Sicht die Vorteile eines aktiven Manage-
ments im Bereich der Mischfonds deutlich.
Daher verzichten wir hier auf ETFs.
Insbesondere kleinere Banken klagen
über den hohen Kostendruck durch den
Personalaufwand und die Regulierung,
die nicht nur den Wertpapierbereich
betrifft. Wie gehen Sie damit um?
Ja, das ist auch für uns eine große Herausfor-
derung. Wir meinen, dass die immer neuen re-
gulatorischen Anforderungen in der Praxis
keinen Zuwachs an Stabilität oder Sicherheit
bringen. Im Gegenteil, dadurch fördert man
nur die Tendenz zu größeren Einheiten. Und
gerade das hat in unseren Augen die Ban-
kenkrisen der Vergangenheit mit ausgelöst
– Stichwort: Too big to fail. Dennoch stellen
wir uns den Anforderungen und versuchen,
diese Mehraufwendungen durch weitere
Effizienzsteigerung, Kostenreduktion und ei-
nen guten Vertrieb aufzufangen.
Stichwort Effizienzsteigerung: Die
Sparkasse Meschede hat 2016 beschlos-
sen, vier Filialen zu schließen. Was wa-
ren die Beweggründe? Und wie haben
Ihre Kunden reagiert?
Unsere Motivation ist eine bessere Kunden-
betreuung, auch in den Geschäftsstellen. Da-
her haben wir uns entschlossen, vier unserer
kleinsten Filialen mit einer Ein-Berater-Beset-
zung zu schließen. Wenn Sie heute mit dem
Kunden beispielsweise eine Anlageberatung
durchführen und dieses Gespräch mehrmals
aufgrund von Kassen- und Servicetätigkeiten
unterbrechen müssen, dann entspricht das
nicht unserem Qualitätsanspruch. Die Fre-
quenz in diesen Kleinstfilialen ist in den letz-
ten Jahren durch verstärkte Nutzung der On-
linekanäle ebenfalls stark zurückgegangen.
Unsere Kunden haben überwiegend Verständ-
nis für die Entscheidung gezeigt. Wir werden
immer nah beim Kunden sein, auch über
unsere Filialen. Wir haben trotz unserer eher
kleinen Größe nach den Reduzierungen noch
immer neun Standorte. Weitere Schließungen
planen wir zurzeit nicht. Und für Kunden, die
tatsächlich aufgrund von Alter oder Erkran-
kung Schwierigkeiten haben, sich mit Geld zu
versorgen, haben wir einen Geldbringservice
eingerichtet.
Und wie fiel die Reaktion der Mitarbei-
ter auf die Schließungspläne aus?
Dass wir uns von vier Filialen trennen wer-
den, hat der Vorstand nicht allein im stillen
Kämmerlein beschlossen. Es war eines der
Ergebnisse eines Ende 2015 gestarteten Mit-
arbeiterprojekts mit dem Namen „RUN –
Rentabilität und Nähe“. Bei diesem Projekt
haben wir auf die Expertise und das Know-
how unserer Angestellten gesetzt, um unser
Institut auf die zukünftigen Herausforderun-
gen in der Bankenbranche einzustellen. Die
einzigen Vorgaben dabei waren: Es gibt keine
Gedankengrenzen, und die Gruppen erhalten
auf Anforderung jede Information, die in der
Sparkasse zur Verfügung steht. Dem Vorstand
war es wichtig, dass alle Mitarbeiter wissen,
was in ihrem Unternehmen los ist. Das
schließt auch die Offenlegung der betriebs-
wirtschaftlichen Zahlen mit ein.
Habe ich das richtig verstanden: Die
Idee, mehrere Kleinstfilialen zu schlie-
ßen, kam aus Ihrem Mitarbeiterkreis?
Ja, das stimmt. Die am Projekt beteiligten
Mitarbeiter haben anhand der betriebs-
wirtschaftlichen Auswertungen erkannt,
dass es sowohl aus Kunden- als auch aus
Sparkassensicht keinen Sinn mehr ergibt,
diese vier Ein-Mann-Filialen aufrechtzu-
erhalten. Stattdessen haben wir Ende Ja-
nuar ein Kundenservicecenter eröffnet, in
dem sich sechs langjährige Mitarbeiterin-
nen unseres Hauses zentral über Telefon,
E-Mail und Chat um die Servicefragen
unserer Kunden kümmern – und das von
8 bis 20 Uhr. Dadurch können sich unsere
Beraterinnen und Berater intensiver der
Kundenberatung widmen.
Welche weiteren konkreten Ergebnisse
brachte das Projekt?
Peter Schulte: „Dass wir uns von vier Filialen trennen werden, hat der Vorstand nicht allein im stillen Kämmerlein
beschlossen. Es war eines der Ergebnisse eines Ende 2015 gestarteten Mitarbeiterprojekts.“
bank & fonds I
peter schulte | sparkasse meschede
296
www.fondsprofessionell.de| 1/2017
»
Die Politik mischt sich bei
uns nicht in die Geschäftspolitik
ein. Die Aufgabenverteilung
ist auch im Sparkassengesetz
klar geregelt.
«
Peter Schulte, Sparkasse Meschede
Foto: © Janine Schulte
Gemächliches Wachstum
Bilanz und Geschäft des Instituts wachsen. Das Verhältnis von
Aufwand zu Ertrag bleibt recht stabil.
Quelle: Sparkasse Meschede
607
622
634
988
1.003
1.057
69,4 %
70,6 %
70,3 %
69 %
70 %
70,5 %
69,5 %
0
200
400
600
800
1.000
1.200
Mio. Euro
2014
2015
2016
Bilanzsumme
Kundengeschäftsvolumen
Cost-Income-Ratio