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ie Sparkasse Meschede, im idylli-
schen Hochsauerlandkreis gelegen,
gehört zu den kleineren öffentlich-
rechtlichen Kreditinstituten in Deutsch-
land. Mit einer Bilanzsumme von rund
630 Millionen Euro und 133 Mitarbeitern
lag sie im vergangenen Jahr auf Platz 356
der Rangliste deutscher Sparkassen.
FONDS professionell traf Vorstandschef
Peter Schulte zum Gespräch.
Herr Schulte, Sie sind seit rund andert-
halb Jahren Vorstandsvorsitzender der
Sparkasse Meschede. Welche Vorteile
bietet dieser Job gegenüber dem Chef-
posten bei einer Großbank?
Peter Schulte:
Schwierig zu beantworten, da
ich noch nicht Chef einer Großbank war und
dies auch definitiv nicht anstrebe. Ich denke,
die Nähe zu unseren Kunden in einem klar
abgegrenzten Geschäftsgebiet ist in einer ver-
gleichsweise kleinen Sparkasse sicher deutlich
größer und für mich persönlich ein großes
Plus. Wir treffen keine abstrakten Entschei-
dungen in Frankfurt, sondern versuchen die
konkrete Situation in unserem Ge-
schäftsgebiet für unsere Kunden und
alle Bürger laufend zu verbessern.
Unsere Steuerzahlung vor Ort und
unsere Spenden- und Sponsoring-
Praxis kommen allen 40.000 Ein-
wohnern in Meschede und Eslohe zu
Gute. Und wir machen keine Geschäfte,
die wir oder unsere Kunden
nicht verstehen. Auch das
unterscheidet uns in
meiner aktuellen Wahr-
nehmung sicher von
einer Großbank.
Ihr Geschäftsge-
biet liegt im länd-
lich
geprägten
Raum. Hier ma-
chen viele Holländer
und das halbe
Ruhrgebiet gern
Urlaub. Trotz der Idylle dürfte der Ban-
kenmarkt aber auch hier umkämpft
sein. Wer sind Ihre größten Konkurren-
ten vor Ort? Und wie grenzt sich Ihr
Haus von den Wettbewerbern ab?
In unserem Geschäftsgebiet sind wir Markt-
führer im Privat- und Firmenkundengeschäft.
Im gewerblichen Bereich engagieren wir uns
stark imMittelstand mit einer breiten Streuung
an Unternehmen und Dienstleistern. Dabei be-
gleiten wir auch echte „Hidden Champions“
aus der Industrie. So gehört beispielsweise der
weltweit führende Anbieter von Schraubwerk-
zeugen zu unseren Kunden. Als Marktführer
spüren wir von vielen Seiten Druck. Beson-
ders im Privatkundengeschäft spielen
die Genossenschaftsbanken in unse-
rem Raum eine Rolle. Auch die Privat-
banken versuchen über Quersubvention –
Stichwort kostenloses Girokonto oder
Kampfkonditionen – aktiv Kunden abzu-
werben. Aus unserer Sicht glücklicherwei-
se mit nur sehr geringem Erfolg. Wir ver-
suchen uns mit einer einfachen Strategie
vom Wettbewerb abzugrenzen: Kunden-
zufriedenheit und Kundennähe.
Kundennähe schreiben sich bekanntlich
viele Banken auf die Fahnen. Aber wie
kann man diese konkret leben?
Mit den meisten unserer Kunden arbeiten wir
seit Jahren vertrauensvoll zusammen, da kön-
nen wir, wenn einmal Not am Mann ist, auch
schnell helfen. Wir sind beispielsweise im
mittelständischen Firmenkundengeschäft
innerhalb von 24 Stunden in der Lage, eine
Kreditentscheidung zu treffen, selbstverständ-
lich unter Einhaltung aller regulatorischen
Vorgaben. Dies ist auch bei einem hochvolu-
migen Kredit möglich.
Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus
fließen den Banken aus der Fristentrans-
formation nicht mehr so hohe Erträge
zu. Womit verdient man heutzutage als
kleineres Institut noch Geld?
Ja, das stimmt: Wir verdienen kaum noch im
Einlagengeschäft, dafür aber weiter im dyna-
misch wachsenden Kreditgeschäft mit unseren
privaten und gewerblichen Kunden. 2016
konnten wir ein deutliches Kreditwachstum
von 8,6 Prozent erzielen. Gleichzeitig wollen
wir Kunden auch in der aktuell zinslosen Zeit
eine Anlage mit Rendite ermöglichen. Daher
setzen wir sehr stark auf die Wertpapierbera-
tung und hier auf das Fondsgeschäft und das
regelmäßige Ansparen über Wertpapierspar-
verträge. Sehr erfolgreich sind wir seit mehr
als 15 Jahren mit unserer eigenen Versiche-
rungsagentur unterwegs. Für die Provinzial
sind wir ein wichtiger Vertriebspartner, vor
allem im Sachversicherungsgeschäft.
Bankgeschäfte müssen mit immer mehr
Peter Schulte
Seit Mitte 2015 führt Peter Schulte als Vor-
standsvorsitzender die Geschäfte der Spar-
kasse Meschede. Schulte verbrachte sein
gesamtes bisheriges Berufsleben bei dem
sauerländischen Kreditinstitut.
Er begann seine Lehre im
Jahr 1981 und hat nach
einer Kreditausbildung
mittelständische Firmen-
kunden beraten. Nach
Stationen als Leiter Kre-
dite und Bereichsleiter
Firmenkunden erfolgte
im Jahr 2010 die Beru-
fung zum stellvertreten-
den Vorstandsmitglied. Als
Vorstandsvorsitzender verant-
wortet der 55-Jährige nun die
Bereiche Marktfolge, Strategie,
Recht und Personal.
bank & fonds I
peter schulte | sparkasse meschede
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Foto: © Janine Schulte
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Wenn einmal Not am
Mann ist, können wir
auch schnell helfen.
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Peter Schulte, Sparkasse Meschede
Peter Schulte
, Vorstandsvorsitzender der eher kleinen
Sparkasse Meschede
, über die
aktuellen Herausforderungen im Niedrigzinsumfeld, die
Bedeutung
des Fondsgeschäfts,
Fusionen im Sparkassenlager – und die Vorteile einer überschaubaren Betriebsgröße.
„Vom
Azubi
zum
Vorstands