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www.fondsprofessionell.de| 1/2017
„Fortbildungen dienen dazu, Fachkenntnis-
se aufrechtzuerhalten, zu erweitern und zu ak-
tualisieren“, erklärt Juretzek. Die Seminare
enden nicht mit einer Prüfung, die Veranstalter
stellen aber eine Teilnahmebescheinigung aus.
„Damit können Anlageberater bei Banken be-
legen, dass sie im laufenden Jahr ihre Sach-
kunde aufgefrischt haben“, sagt der Experte.
Der Wirtschaftsprüfer leitet die Bescheinigung
an die Bafin weiter, und die Sache ist erledigt.
„Bei Weiterbildungen hingegen erwerben
die Teilnehmer eines Lehrgangs ganz neue
Kenntnisse und zusätzliche Qualifikationen“,
erklärt Juretzek. Weiterbildungen dauern da-
her meist länger, sie werden mit einer Prüfung
abgeschlossen. Je nach Anbieter und Lehr-
gang erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat.
Mifid II und Investmentsteuer
„In der Fortbildung geht der Trend derzeit
ganz klar zu Steuer-, Rechts- und Volkswirt-
schaftsthemen“, weiß Thomas Kohrs. Das
Interesse an Wirtschaftsinhalten sei seit dem
Brexit und dem Sieg von Donald Trump bei
den US-Präsidentschaftswahlen deutlich ge-
stiegen. Noch wichtiger sei es Finanzberatern,
sich mit den Regelungen zu beschäftigen, die
Mifid II bringen wird. Der zweite Themenbe-
reich, in dem Finanzprofis sich verstärkt fort-
bilden, ist das Investmentsteuerreformgesetz.
EAFP-Geschäftsführer Juretzek bestätigt
die Beobachtungen seines Kollegen von der
Frankfurt School. „Zwar werden auch Fort-
bildungen zu Produkten wahrgenommen,
Mifid II und die Investmentsteuer stehen aber
klar im Vordergrund“, sagt er. Angesichts der
Komplexität der EU-Finanzmarktrichtlinie
und der neuen Besteuerung von Fonds und
ihren Anlegern seien Fortbildungen in diesen
Bereichen auch dringend anzuraten.
Und wie sieht es in der Weiterbildung aus?
„Wir erkennen hier einen Trend weg von
transaktionsorientierten Themenfeldern wie
dem Portfoliomanagement“, berichtet Profes-
sor Rolf Tilmes, wissenschaftlicher Leiter des
PFI Private Finance Institute an der EBS
Finanzakademie der EBS Business School in
Oestrich-Winkel. Stattdessen nehme das
Interesse an beratungsorientierten Lehrgängen
wie Nachlass- oder Ruhestandsplanung zu.
„Das kann eine Reaktion auf die Gefahren der
Digitalisierung sein oder aber ein Ansatz, um
zusätzliche Provisionen oder Beratungserlöse
zu generieren“, vermutet Tilmes.
Auf ältere Kunden setzen
Mit einer Ausbildung zum Certified Finan-
cial Planner erschließen Berater sich schon
seit einigen Jahren zusätzliche Kundengrup-
pen und Einnahmequellen. In jüngster Zeit
werden jedoch Berufsbilder beliebter, die in
der einen oder anderen Weise auf den demo-
grafischen Wandel und eine immer älter wer-
dende Gesellschaft reagieren. „Wir haben im
vergangenen Jahr zum Beispiel den ersten
Jahrgang des Kompaktstudiums Ruhestands-
planung lanciert“, sagt Tilmes.
Ruhestandsplaner betrachten gemeinsam
mit dem Kunden gezielt die individuelle
finanzielle Absicherung vom Renteneintritt bis
zum Lebensende. „Das ist etwas anderes als
die klassische Altersvorsorge, die sich darauf
konzentriert, während des Arbeitslebens
Kapital für die Rentenzeit anzusparen“, erklärt
der Experte. Mit der Ruhestandsplanung
vertrieb & praxis I
weiterbildung
Foto: © Frankfurt School of Finance & Management, Fotolia | rashadashurov
Thomas Kohrs, Frankfurt School of Finance & Manage-
ment: „Mifid II ist ein großes Thema in der Fortbildung.“
Weiterbildung zum Nachlassplaner (Estate Planner)
Berufsbild:
Nachlassplaner oder Estate
Planner durchleuchten meist sehr kom-
plexe Vermögen wohlhabender Kunden.
Sie leiten alles in die Wege, damit das
Gesamtvermögen nach dem Tod des
Mandanten steuerlich optimiert und mög-
lichst zur Zufriedenheit aller Beteiligten auf
die Erben übergeht. Dafür benötigen
Nachlassplaner einen tiefen Einblick in die
Vermögens- und Familienstrukturen ihrer
Kunden. Sie lernen meist die
Kinder, Enkel und weitere Fa-
milienmitglieder des Mandan-
ten kennen.
Warum empfehlenswert?
Angesichts des demografi-
schen Wandels bietet sich eine Ausbil-
dung zum Estate Planner an. Berater
können sich durch den Kontakt zur Fami-
lie des Kunden über seinen
Tod hinaus eine vermögende
Klientel für die Zukunft si-
chern.
Weiterbildungsmöglich-
keiten u.a.:
Europäische
Akademie für Finanzplanung (EAFP), Bad
Homburg; Europäisches Institut zur Siche-
rung der Vermögensnachfolge EWIV (EU-
SV), Bochum; Frankfurt School of Finance
& Management, Frankfurt; Private Finance
Institute/EBS Finanzakademie (PFI/EBS),
Oestrich-Winkel; Gene Institut, München
Dauer der Weiterbildung:
zwischen
sechs und 18 Tagen
Kosten:
zwischen 590 und 8.950 Euro
zzgl. MwSt., z. T. MwSt.-befreit
Weiterbildung zum Generationenberater
Berufsbild:
Generationenberater betrach-
ten gemeinsam mit dem Kunden, wie sein
Vermögen strukturiert ist und ob die
Anlagen zur Lebenssituation passen. Sie
nehmen unter die Lupe, ob ein Kunde für
mögliche Risiken wie Langlebigkeit,
Krankheit oder Pflege vernünftig vorge-
sorgt hat. Sie prüfen, ob er für den Fall,
dass selbstbestimmte Entscheidungen
nicht mehr möglich sind, die richtigen
Verfügungen getroffen hat. Zudem über-
legen die Generationenberater mit ihrem
Kunden, ob Familienangehöri-
ge oder nahestehende Men-
schen auch gut abgesichert
sind, wenn er selbst nicht
mehr für sie sorgen kann.
Warum empfehlenswert?
In einer Zeit, da Menschen
immer älter werden, steigt der Bedarf an
Beratung über vernünftige Modelle zur
Absicherung. Mit einer Weiterbildung zum
Generationenmanager können sich Bank-
berater, Finanzanlagenvermitt-
ler und Versicherungsmakler
die immer größer werdende
„Generation 50plus“ als neue
Klientel erschließen. Oft ent-
steht auch ein guter Kontakt
zur Familie des Kunden.
Weiterbildungsmöglichkeiten u.a.:
Deutsche Makler Akademie (DMA), Wies-
baden; Europäische Akademie für Finanz-
planung (EAFP), Bad Homburg; Euro-
päisches Institut zur Sicherung der Ver-
mögensnachfolge EWIV (EU-SV), Bo-
chum; Gene Institut, München; Institut für
Generationenberatung (IGB), Mannheim;
Private Finance Institute/EBS Finanzaka-
demie (PFI/EBS), Oestrich-Winkel.
Dauer der Weiterbildung:
zwischen
zwei und zwölf Tagen
Kosten:
zwischen 590 und 8.950 Euro
zzgl. MwSt., z. T. MwSt.-befreit