

Geheimnis aus ihrer ETF-
Sparte Comstage.
Comstage ist auch das einzige
positive Beispiel, das ich kenne.
Versuchen Sie einmal, auf den für
Privatanleger bestimmten Web-
sites der Sparkassen einen ETF zu
finden. Die Deka, die Fondsge-
sellschaft der Sparkassen, hat 46
solcher Produkte aufgelegt. Aber
weder unter
www.sparkasse.denoch auf dem Privatanlegerportal
der Deka selbst tauchen die ETFs
auf. Klar: Aktiv gemanagte Fonds
bringen satte Provisionen. Warum
sollte man den Anleger also mit
der Nase auf ETFs stoßen?
Provisionen dienen aber nicht
primär der Bereicherung der
Bank, sondern der Finanzie-
rung einer Anlageberatung.
Wer sollte die Beratung gera-
de kleinerer Kunden finanzie-
ren, wenn es keine Provisio-
nen mehr gäbe? Ein Honorar
wollen viele nicht zahlen. Und
ist ein Aktienfonds, der dem
Markt etwas hinterherhinkt,
für den Kunden langfristig
nicht besser, als wenn das
Geld auf dem Sparbuch ver-
sauert?
Ich kritisiere nicht die Bezahlung
der Finanzberatung, sondern den
Interessengegensatz, den das Pro-
visionssystem zwischen Berater
und Kunden schafft: Der Provisionsberater
muss tendenziell teure Produkte vermitteln,
da kostengünstige keine oder minimale Pro-
visionen bringen. Der Kunde braucht aber
günstige Produkte, um eine gute Rendite zu
erzielen. Wenn der Markt transparenter und
den Kunden klar wäre, wie viel Geld für Ge-
bühren und Provisionen weggeht, dann wür-
den sie auch verstehen, dass sich Honorarbe-
ratung nicht unbedingt erst ab einer Anlage-
summe von 50.000 Euro aufwärts rechnet.
Aktive Asset Manager fällenAllokations-
entscheidungen und sorgen so dafür,
dass gute Unternehmen belohnt und
schlechte aussortiert werden. ETFs pro-
fitieren von diesen Entscheidungen.
Wenn es nur noch ETFs gäbe, wären die
Märkte nicht mehr effizient. Wünschen
Sie sich tatsächlich eine solche Welt?
Ich finde dieses Argument ziemlich konstru-
iert. Natürlich muss es Analysten geben, die
die Unternehmenskennzahlen bewerten und
den Markt effizient machen. Aber warum soll
ein Anleger ein schlechtes Gewissen haben,
wenn er sich in einem solchen Markt rational
verhält, indem er passiv investiert? Im Übri-
gen sind wir ja noch weit davon entfernt, dass
die Märkte aufgrund von zu viel Indexing
ineffizient sind. Sobald das der Fall wäre,
könnten die Fondsmanager ja sofort leicht den
Markt schlagen – und hätten eine wunderbare
Daseinsberechtigung.
Sie gehen in Ihrem Buch auch mit den
Ratingagenturen hart ins Gericht. Aus
welchem Grund?
Weil die meisten Ratings der Agenturen
Rückwärtsbetrachtungen ohne Prognosekraft
sind. Ob man nun das quantitative Sterne-Ra-
ting von Morningstar nimmt oder die „Lipper
Leaders“, sie bewerten die Entwicklung von
Fonds in der Vergangenheit. Eine solche Be-
wertung hat jedoch keine Aussagekraft für die
Zukunft, was zum Beispiel Morningstar und
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www.fondsprofessionell.de| 1/2017
n keine Spitzenmanager“
»
Die meisten
Ratings der Agentu-
ren sind Rückwärts-
betrachtungen ohne
Prognosekraft.
Trotzdem werben
Banken und Fonds-
gesellschaften damit
für ihre Produkte.
«
Michael Ritzau,
Honorarberater und Autor