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www.fondsprofessionell.de

| 1/2017

könnten Berater gezielt die wachsende Ziel-

gruppe der „Generation 50plus“ ansprechen.

Ein weiteres Themenfeld, das sich großer

Beliebtheit erfreut, ist die Nachlassplanung,

auch Estate Planning genannt. Dabei fokus-

sieren sich Finanzberater auf eine ältere Klien-

tel, die ihr meist erhebliches Vermögen so auf

die Erben übertragen möchte, dass sich alle

fair behandelt fühlen. „Diese Weiterbildung

kann sich wirklich lohnen“, findet Experte

Kohrs. „Denkt man zum Beispiel daran, wie

viele Patchwork-Familien es heute gibt, in de-

nen eine faire Aufteilung eines großen Vermö-

gens nicht einfach ist“, sagt er.

Estate Planner dürfen zwar keine Testa-

mente aufsetzen oder Steuerlasten endgültig

berechnen, aber sie können mit Rechts- und

Steuerexperten in einem Netzwerk zusam-

menarbeiten. „Außerdem sorgen sie beim

Kunden für das gute Gefühl, dass seine Nach-

folge zu aller Zufriedenheit geregelt ist“, sagt

Tilmes. Weitere Trends in der Weiterbildung

für Berater sieht er im Generationenmanage-

ment und in der Testamentsvollstreckung.

Keine Lust auf Lernen

„Das sind alles sehr wichtige Themen“,

sagt Klaus Dieter Girnt, Geschäftsführer des

Europäischen Instituts zur Sicherung der

Vermögensnachfolge EWIV (EU-SV) in

Bochum. „Aber ich habe den Eindruck, dass

gerade jüngere Berater heute kein Interesse an

Weiterbildung mehr haben.“ Und wenn, laute

gleich die zweite Frage immer, wie lange ein

Seminar denn dauere.

„Unsere E-Learning-Plattform wird zwar

sehr gut genutzt“, berichtet Girnt. Es sei aber

unverzichtbar, neue Kenntnisse nicht nur

theoretisch zu erwerben, sondern sie auch

gleich in der Praxis auszuprobieren. Das

EU-SV bietet daher duale Seminare an. Aber

diese seien bei Weitem nicht so beliebt wie

die Online-Plattform.

„Das ist sehr bedauerlich“, sagt Girnt.

Fundierte Weiterbildung sei heute enorm

wichtig, Berater müssten sich möglichst zu

„Allroundern“ entwickeln. Denn: „Die Zeiten,

in denen man einfach Fonds vermittelte und

Provisionen einnahm, werden nicht mehr

wiederkommen“, erklärt Girnt.

ANDREA MARTENS

|

FP

vertrieb & praxis I

weiterbildung

Foto: © Marcus Kaufhold, Fotolia | rashadashurov

Rainer Juretzek, EAFP: „Man muss zwischen Fort- und

Weiterbildung klar unterscheiden.“

Weiterbildung zum Testamentsvollstrecker

Berufsbild:

Testamentsvollstrecker wer-

den von einem Erblasser ernannt und füh-

ren seine letztwilligen Verfügungen aus.

Dies setzt fundierte Kenntnisse im Erb-

und Steuerrecht voraus. Testamentsvoll-

streckungen dürfen auch von Finanz-

dienstleistern übernommen werden.

Warum empfehlenswert?

Generatio-

nenberater und Nachlassplaner haben

durch ihre Tätigkeit ohnehin

engen Kontakt zu ihren Kunden

und deren Familien. Sie ken-

nen die Vermögensverhältnisse

des Mandanten und wissen

meist, welchen Personen er

nach seinem Tode welche

Werte zukommen lassen

möchte. Sie können den Erben in einer

schwierigen Phase zur Seite stehen. So

sichern sie sich die Nach-

kommen des Mandanten oft

auch als neue Kunden.

Weiterbildungsmöglich-

keiten u.a.:

Europäische

Akademie für Finanzplanung

(EAFP), Bad Homburg; Euro-

päisches Institut zur Sicherung der

Vermögensnachfolge EWIV (EU-SV),

Bochum; Frankfurt School of Finance &

Management, Frankfurt; Private Finance

Institute/EBS Finanzakademie (PFI/EBS),

Oestrich-Winkel

Dauer der Weiterbildung:

zwischen

fünf und 18 Tagen

Kosten:

zwischen 590 und 4.250 Euro

zzgl. MwSt., z. T. MwSt.-befreit

Weiterbildung zum Ruhestandsplaner

Berufsbild:

Ruhestandsplaner kümmern

sich darum, dass ihre Kunden bis an ihr

Lebensende finanziell sorgenfrei sind.

Dafür ermitteln sie zunächst, wie der Man-

dant seine Ziele erreichen kann, die er

sich bis zum Ruhestand gesetzt hat. Da-

nach stellen sie fest, was dem Klienten im

Alter ganz besonders wichtig ist. Unter

Berücksichtigung der üblichen Inflations-

rate berechnet der Ruhestandsplaner im

nächsten Schritt, welche Summe dem

Kunden monatlich zur Verfügung stehen

muss, damit er den gewünschten Lebens-

stil verfolgen kann. Dann prü-

fen sie, wie viel Kapital bis zur

Rente insgesamt eingesetzt

werden kann, damit die Wün-

sche im Alter in Erfüllung ge-

hen. So ergibt sich im letzten

Schritt die Rendite, die das

anzulegende Kapital erzielen muss.

Warum empfehlenswert?

Gerade in

Zeiten dauerhafter Niedrigzinsen benötigen

immer mehr Menschen gute Konzepte,

um mit einem ausreichenden Kapital-

polster in die Rente gehen zu

können. Doch das ist nicht

alles: Sie brauchen auch eine

Strategie, mit der der gesamte

Ruhestand bis zum Tod finan-

ziell abgesichert ist.

Weiterbildungsmöglichkeiten u.a.:

Berater und Vermittler finden vielzählige

Seminare und Lehrgänge, etwa beim Pri-

vate Finance Institute an der EBS Finanz-

akademie (PFI/EBS), Oestrich-Winkel. Das

Konzept, das hinter dem oben beschrie-

benen Berufsbild steckt, hat jedoch die

Deutsche Gesellschaft für Ruhestands-

planung mit Sitz in Altötting entwickelt.

Diese gründete 2009 auch den Bundes-

verband der Ruhestandsplaner Deutsch-

land (BDRD) mit Sitz in Berlin. Der Ver-

band bietet Zertifikatslehrgänge an.

Dauer der Weiterbildung:

ein Monat

Kosten:

Die Zertifikatslehrgänge sind kos-

tenfrei, der Beitrag für die Mitgliedschaft im

BDRD beläuft sich auf 1.000 Euro jährlich.

Rolf Tilmes, EBS Business School: „Der Trend geht zu

beratungsorientierten Themenfeldern.“