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www.fondsprofessionell.de| 1/2017
Daenert, Leiter Produktmanagement Wertpa-
pier bei der Commerzbank. „Darum hat unser
Haus ganz bewusst Depotmodelle entwickelt,
bei denen der Kunde eine jährliche Pauschal-
gebühr bezahlt – unabhängig von der Zahl der
Transaktionen. Wir glauben, dass sich solche
Modelle durchsetzen.“ Und tatsächlich: Das
sogenannte „Premium-Depot“ kommt an.
Ende 2016 lagen etwa 97 Milliarden Euro in
den Wertpapierdepots der Commerzbank-Fi-
lialkunden. Rund 17 Milliarden Euro davon
entfielen auf das 2013 eingeführte „Premium-
Depot“. „Das hat letztlich den Ausschlag ge-
geben, mit dem ‚Premium-Fonds-Depot‘ ein
ähnliches Preismodell für eine breitere Kun-
dengruppe zu starten, die ausschließlich in
Fonds investieren will“, erklärt Daenert.
Flatrate-Angebote
Auch andere Filialbanken haben Pauschal-
modelle auf den Markt gebracht. „Wir stellen
fest, dass Anlagekunden immer preisbewuss-
ter agieren“, berichtet Tom Engel, Bereichs-
leiter Investmentprodukte bei der Targobank.
„Was beim Mobilfunk schon seit Jahren Usus
ist, ist mittlerweile auch imAnlagebereich ein
Trend: Flatrate-Angebote. Entsprechend groß
ist der Run auf unser im letzten Jahr einge-
führtes ‚Plus-Depot‘.“ Die Hypo-Vereinsbank
berichtet ebenfalls über großes Interesse an
ihrem „HVB Depot Global“. Anders dagegen
Santander, die kein Flat-Modell am Schalter
bietet. „Im Filialvertrieb spielt das Agio bei
Fonds noch immer eine Rolle. Denn Santan-
der berät seine Kunden intensiv entlang einer
breiten Produktpalette. Neben den eigenen
Fonds bieten wir Fremdfonds an – alle mit
dem gleichen Agio“, heißt es von dem Geld-
haus. Mit dem neu gestarteten Robo-Berater
„Sina“ bietet das Institut nun zumindest online
ein Pauschalmodell an.
Auch das Lager der Volks- und Raiffeisen-
banken bewegt sich. So kommen die milliar-
denschweren Dickschiffe der Genossen-Grup-
pe, die Multi-Asset-Portfolios der „Privat-
fonds“-Serie, ohne Aufgeld daher. „Das war
der Wunsch der Banken, denn sie wollten
Produkte, die sich einfach vertreiben lassen“,
sagt Hans Joachim Reinke, Vorstandschef von
Union Investment. „Im Jahr 2010, als wir die
Privatfonds entwickelt haben, passte ein Agio
einfach nicht mehr in die Zeit.“ Nunmehr bie-
tet Union 82 Publikumsfonds mit und 52 ohne
Ausgabeaufschlag an. Auch die Deka, der
zentrale Wertpapierdienstleister der Sparkas-
sen, hält Anteilsklassen mit und ohne Aufgeld
vor. Dem Institut zufolge entfielen 2016 vom
Fondsabsatz acht Prozent auf Tranchen ohne
Ausgabeaufschlag. 2015 lag dieser Anteil mit
13 Prozent jedoch noch deutlich höher.
Rating ohne Agio
Zuletzt trug eine weitere Institution der
schwindenden Bedeutung des Agios Rech-
nung: Morningstar. Seit Herbst 2016 fließt der
Ausgabeaufschlag nicht mehr in die Berech-
nung des Sterne-Ratings ein. Zuvor wurde
meist das laut Prospekt maximal mögliche
Aufgeld berücksichtigt. Mit der Umstellung
trage Morningstar dem Umstand Rechnung,
dass alternative Vertriebskanäle zur Verfügung
stehen und dass das Agio oftmals verhandel-
bar sei, hieß es zur Begründung. Das Sterne-
Rating soll eben nicht so enden wie einst die
Dinos.
SEBASTIAN ERTINGER, BERND MIKOSCH |
FP
vertrieb & praxis I
ausgabeaufschlag
Foto: © Targobank, Comdirect
Torsten Daenert, Commerzbank: „Wir halten einen
Ausgabeaufschlag für nicht mehr zeitgemäß.“
Tom Engel, Targobank: „Wir stellen fest, dass Anlage-
kunden immer preisbewusster agieren.“
Fondsanbieter senken die Preise
Trend:
Seit einiger Zeit erhalten Finanz-
berater vermehrt Meldungen, dass ein
Asset Manager das maximale Agio eines
Fonds oder einiger Anteilsklassen ge-
senkt hat. Die Tabelle zeigt ausgewählte
Produkte.
Beispiel:
Blackrock hat im vergange-
nen Jahr den Ausgabeaufschlag für
mehrere seiner Fonds gesenkt. „Fünf
Prozent Agio passen bei konservativen
Renten- oder Mischfonds nicht mehr in
die Zeit – vor allem im Hinblick auf
die Niedrigzinsphase“, sagt Christian
Machts, Leiter für das Retailgeschäft von
Blackrock in Deutschland, Österreich und Osteuropa.
„Im Sinne unserer Anleger haben wir das maximal
mögliche Agio daher entsprechend
angepasst.“
Begründung:
Vermittler und Banken
können Ausgabeaufschläge von sich aus
rabattieren, um das Investment für ihre
Kunden attraktiver zu gestalten – eine
Senkung durch den Fondsanbieter wäre
dann gar nicht nötig. Doch das tun nicht
alle Vertriebe. „Insbesondere Direktban-
ken und kleinere Institute übernehmen
die Höhe des Ausgabeaufschlags oft
eins zu eins von den Kapitalverwaltungs-
gesellschaften“, berichtet Machts. „Um
sicherzugehen, dass auch Kunden die-
ser Banken von den verringerten Gebühren profitieren, ha-
ben wir uns für die Absenkung des Agios entschieden.“
Ausgewählte Fonds mit reduziertem Agio
Fonds
ISIN
Typ
Agio* früher Agio* heute
Allianz Fondsvorsorge 1967–1976 DE0009797233
Laufzeitfonds
4,00 %
3,00 %
Blackrock Euro Bond Fund
LU0050372472
Rentenfonds
5,26 %
3,09 %
Blackrock Europ. Select Strategies LU1271725100
Mischfonds
5,00 %
3,00 %
H&A Prime Values Income
AT0000973029
Mischfonds
5,00 %
3,00 %
HP&P Euro Select UI Fonds
DE0009790766
Mischfonds
5,00 %
4,00 %
Sarasin-Fairinvest-Universal-Fonds DE000A0MQR01
Mischfonds
5,00 %
3,00 %
* max.; Quelle: Anbieter, Fondsplattformen
Christian Machts, Leiter des
Retailvertriebs bei Blackrock