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www.fondsprofessionell.de

| 1/2017

die Ausgabeaufschläge branchenweit längst

nicht mehr so hoch wie vor zehn oder 20 Jah-

ren“, nimmt Jan Enno Einfeld, Leiter Inves-

ting der Comdirect Bank, für seinen Bran-

chenzweig eine Rolle als Revoluzzer in

Anspruch. Tatsächlich bieten die hierzulande

aktiven Direktbroker fast durchgängig einen

Rabatt von 50 Prozent auf das Agio. Bei

Kooperationen zwischen Bank und Anbieter

entfällt das Agio manchmal auch ganz. An-

sonsten bleibt den Kunden noch der Börsen-

handel von Fondsanteilen – wobei sich das

Modell der Direktbanken an Selbstentscheider

richtet und natürlich die Beratung entfällt.

Dieser Rabattdruck hat aber auch die Welt

der freien Berater erreicht. Dies zeigt eine

Umfrage unter Maklerpools und Fondsplatt-

formen (siehe Grafik). „Grund-

sätzlich geht der Trend ja bereits

seit einigen Jahren verstärkt zu

Fondsverkäufen ohne Ausgabe-

aufschlag“, berichtet Georg Korn-

mayer, Geschäftsführer des Mak-

lerpools Fondsnet. Bei seinem

Haus liege das Verhältnis seit zwei

Jahren ziemlich konstant bei fünf

zu eins. „Das heißt: 80 Prozent

aller Transaktionen werden inzwi-

schen ohne Agio gebucht“, sagt

Kornmayer. Bei der Augsburger

Aktienbank (AAB) sehen noch 72

Prozent der Wertpapierdepots

einen Ausgabeaufschlag vor. Der

Rest entfällt auf Vermögensver-

walter und Honorarberater, die

ohnehin kein Aufgeld verlangen.

Aber: 54 Prozent der Orders in den Agiode-

pots werden rabattiert – die genaue Höhe ließ

sich jedoch nicht ermitteln. „Tendenziell geht

der durchschnittliche Rabatt in Richtung 50

Prozent, bei größeren Orders teilweise auch

deutlich darüber hinaus“, sagt Gabriel von

Canal, Generalbevollmächtigter der AAB.

Ganz ausgestorben scheint das Aufgeld

aber noch nicht. „In der Tat hat das Thema

‚Rabatt‘ in den letzten Jahren einen starken

Einfluss auf das Kaufverhalten der Kunden

gehabt“, sagt Oliver Lang, Vorstand des Mak-

lerpools BCA. „Trotzdem ist der Ausgabeauf-

schlag eine relevante Größe geblieben, die in

den Ertragsmodellen der Berater durchaus

noch eine Rolle spielt“, so Lang. „Ich arbeite

seit 1994 in der Fondsbranche und habe seit-

her schon häufig gehört, dass das Agio ver-

schwindet. Eine gewisse Bedeutung hat der

Ausgabeaufschlag aber nach wie vor“, meint

auch Peter Nonner, Geschäftsführer der Fide-

lity-Fondsbank FFB. „Seit einiger Zeit ist aber

unverkennbar, dass sich zahlreiche unabhän-

gige Finanzberater damit auseinandersetzen,

wie sie ein dauerhaft tragfähiges Geschäfts-

modell aufbauen können. Im Zuge dessen

führen viele von ihnen Servicegebühren ein

oder stellen auf Vermögensverwaltungskon-

zepte um. In solchen Modellen verliert der

Ausgabeaufschlag deutlich an Bedeutung.“

Letzter Zufluchtsort gefallen

Nonner zufolge arbeiten bereits 15 Prozent

aller FFB-Kooperationspartner mit Service-

oder Vermögensverwaltungsgebühren. Im

Neugeschäft liege dieser Anteil schon bei 30

Prozent. „Ein wichtiger Treiber hinter dieser

Entwicklung ist die EU-Finanzmarktrichtlinie

Mifid II, die für volle Transparenz in der Ver-

gütung sorgen wird.“ Ähnlich sieht das Hans-

Jürgen Bretzke, Vorstand des Maklerverbunds

Fondskonzept aus Illertissen bei Ulm. Er ver-

weist darauf, dass ab Inkrafttreten von Mifid

II für den Kunden eine konkrete und qualita-

tiv messbare Dienstleistung mit Provisionen

verbunden sein müsse. „Diese hat sich nicht

nur auf den Kaufzeitpunkt von Fondsanteilen,

sondern auf die gesamte Haltedauer zu bezie-

hen“, erläutert Bretzke. „Daher kann ab 2018

die Umstellung auf eine jährliche Service-

gebühr geboten sein.“ Der Fokus rückt dann

von Abschlüssen und Umschichtungen auf

eine laufende Betreuung der Kunden.

Das Regulierungsumfeld vertreibt das Agio

mittlerweile sogar aus seinem letzten Zu-

fluchtsort, den Filialbanken. Diese

leiden zudem seit der Finanzkrise

unter einem schmerzlichen Ver-

trauensschwund. Tief sitzt der Ver-

dacht der Endkunden, dass in der

Beratung nur das angeboten wird,

was die üppigste Provision ver-

spricht. Dem versuchen die Insti-

tute mit geänderten Abrechnungs-

modellen entgegenzutreten. Pau-

schale statt Provision lautet nun

das Motto. Dies soll signalisieren,

dass keine Anreize zu Fehlbera-

tung gegeben werden.

„Wir halten einen Ausgabeauf-

schlag für nicht mehr zeitgemäß,

auch mit Blick auf sinkende Ka-

pitalmarktrenditen und die Null-

zinspolitik der EZB“, sagt Torsten

vertrieb & praxis I

ausgabeaufschlag

Foto: © Axel Gaube

Gabriel von Canal, Augsburger Aktienbank: „Tendenziell

geht der Rabatt in Richtung 50 Prozent.“

Geiz ist geil

Die Zahlen der Maklerpools und Fondsplattformen zeigen, dass die Mehrheit der

Fondskäufe ohne oder zumindest mit rabattiertem Agio abgewickelt wird.

1

Basis: 72 Prozent der Wertpapierdepots, die als Abrechnungsgrundlage noch ein Agio aufweisen; Rest:

Vermögensverwaltung und Honorarberatung |

2

Inkl. Jan./Feb. 2017 |

3

Nur Retailbereich, gerundete Angaben |

4

Repräsentative Stichprobe |

5

Mehrere Millionen Transaktionen

Quelle: Anbieter

0 %

20 % 40 % 60 % 80 %

100 %

Fondsnet

5

Fondskonzept

4

Fondsdepot

Bank

3

FFB

2

Ebase

BCA

Augsburger

Aktienbank

1

Volles Agio Rabattiertes Agio Ohne Agio

%

24

%

47

%

45

%

11

%

44

%

58

%

18

%

24

%

60

%

10

%

30

%

62

%

14

%

24

%

79

%

21

%

54

%

46

%

Oliver Lang, BCA: „Trotz Rabatten ist der Ausgabeauf-

schlag eine relevante Größe geblieben.“