

Katelhoen:
Wir kennzeichnen sehr deutlich die
Produkte, die wir nicht geprüft haben. Ganz oft
rufen die Emissionshäuser an und fordern uns
auf, diesen Warnhinweis von der Internetseite zu
entfernen.
Endlweber:
Warum nehmen Sie denn diese
Produkte überhaupt auf Ihre Internetseite,
wenn Sie die gar nicht prüfen und eventuell
gar nicht haben möchten?
Katelhoen:
Das Listing der Produkte generiert
Traffic auf unserer Internetseite. Aber ich nehme
sie mit dem Warnhinweis „Risiko“ in Form
eines roten Banners auf. Wie machen Sie das bei
Jung, DMS & Cie.?
Schulz-Jodexnis:
Das Poolmodell sieht vor, dass
unsere Partner alles bei uns abwickeln können.
Wir sind ein technischer Abwickler und stellen
dem Vertriebspartner in seinem Portfolio alles
dar, was er haben möchte, außer es ist ethisch
anrührig oder aus anderen Gründen bedenklich.
Auf der nächsten Ebene versuchen wir ein
Portfolio anzubieten, das wir prüfen können. Da
stellen wir dem Partner eine Dienstleistung,
nämlich eine Plausibilitätsprüfung, zur Ver-
fügung.
Endlweber:
Empfehlen Sie diese Produkte
Ihren angeschlossenen Beratern?
Schulz-Jodexnis:
Das ist keine Produkt-
prüfung mit Empfehlungscharakter. Das
wird uns sehr oft so ausgelegt, ist aber nicht
so. Bei all unseren Plattformen gibt es bei
allen Produkten ein Banner mit der Auf-
forderung „Unterziehen Sie dieses Produkt
vor dem Vertrieb einer eingehenden Prü-
fung“. Das hat eher etwas mit dem B2B-
Geschäft und dem Schutz des Vermittlers zu
tun, der das rechtlich schuldet. Es besteht
zivilrechtlich der Anspruch des Kunden,
dass der Vermittler eine Plausibilitätsprüfung
vornimmt.
Endlweber:
Die Qualität der Produkte ist
für das Listing bei Ihnen also nicht so
wichtig?
Schulz-Jodexnis:
Wir sind bis jetzt nicht
missionarisch oder regulierend unterwegs,
weil wir nicht der Verbraucherschutz sind.
Bei uns stellt sich die Frage, ob der Partner
ein Produkt beziehen kann oder nicht. Na-
türlich reden wir aber mit unseren Partnern,
und wenn mich jemand fragt, sage ich ihm
meine persönliche Meinung. Und bei vielen
Emissionen sind wir nicht dabei. Wir können
uns das wirtschaftlich erlauben.
Soltau:
Herr Katelhoen, Sie sind ja genau wie
wir auch im Endkundenbereich aktiv. Wenn Sie
vereinzelt so ein Banner einschalten, impliziert
das, dass Sie die anderen Produkte alle prüfen.
Katelhoen:
Nein.
Soltau:
Für den Interessenten sieht es auf Ihrer
Internetseite aber so aus, als hätten Sie die Pro-
dukte ohne diesen Hinweis geprüft.
Katelhoen:
Zum Teil werden die Angebote auch
geprüft.
Soltau:
Dieses Risiko gehen Sie ein?
Katelhoen:
Ja. Ich habe von Anbietern wie S&K
oder Astoria Zeichnungsscheine nicht einge-
reicht, obwohl sie bei mir auf dem Tisch lagen.
Da mache ich nicht mit.
Endlweber:
Dafür haben Sie die Direktinvest-
ments des Containermanagers Magellan ver-
kauft, der 2016 in die Insolvenz geriet.
Katelhoen:
Ich habe einige Zeichnungsscheine
zu Magellan, das ist ein Problem. Wir hatten
viele P&R-Kunden, aber P&R hat, um es
einmal so zu nennen, aus meiner Sicht ein un-
faires Geschäft gemacht. Deshalb konnte und
durfte ich P&R nicht mehr weiter anbieten, und
die Kunden haben dann etwas anderes gekauft.
Das sind zwar nicht so viele, aber trotzdem ist
das ein Problem. Ich passe aber auf jeden Fall
auf.
Soltau:
Das ist gefährlich. Wir sind zwar
Vertrieb und prüfen kein Produkt. Natürlich sehe
ich den Markt, und ich weiß, was wo läuft und
worauf man achten muss. Wir haben sicher auch
Produkte auf der Plattform gehabt, die frag-
würdig waren. Das muss man schon sagen.
Aber, und das ist der Punkt: Wo fängt es an, und
wo hört es auf? Wenn ich wissentlich informiert
bin, dass das Produkt nicht gut ist oder der
Anbieter Probleme hat, muss ich konsequent
handeln. Das machen wir auch. Das Produkt ist
zwar dann nicht von der Plattform, aber es ist
„platziert“, oder es gibt eine „Warteliste“ und es
ist keine Abwicklung möglich. Dieses Thema
haben wir derzeit mit einem Anbieter aus
Hamburg, bei dem wir so vorgehen. Ich wäre
mit so einem Warnhinweis wie bei Ihnen aber
vorsichtig bei der normalen Platzierung. Denn
es ist schwierig, aus eigenem Ermessen zu
beurteilen, ob ein Produkt in der Tiefe gut ist,
weil man die Zukunft nie vorsehen kann.
Schulz-Jodexnis:
Unser Anspruch ist, dass wir
den Vertrieb bei der Plausibilitätsprüfung unter-
stützen, weil diese allein sehr schwierig zu
bewerkstelligen ist. Wenn man alle Unterlagen
ernsthaft prüft, hat man eine ganz schön große
Aufgabe als Einzelkämpfer. Und wir bringen
hier Entlastung.
Heuser:
Wie sehen Sie die Position des Ver-
triebs, Herr Brunke?
Brunke:
Ich glaube schon, dass der Vertrieb
der Flaschenhals ist, und zwar nicht der Teil,
Helmut Schulz-Jodexnis, JDC: „Wir sind bis jetzt nicht mis-
sionarisch oder regulierend unterwegs, weil wir nicht der
Verbraucherschutz sind.“
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www.fondsprofessionell.de| 1/2017
roundtable I
sachwer te
Fotos: © Christoph Hemmerich
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Die Kunden müssen in die
Verantwortung genommen
werden und nicht nur der Vertrieb.
Man kann schon einschätzen,
ob ein Produkt mit acht Prozent
Rendite realistisch ist.
«
Thomas Soltau,
Fondsdiscount.de