

116
www.fondsprofessionell.de| 1/2017
als Folge davon fangen Value-Aktien an, bes-
ser zu performen.“
Ähnliches berichten die Experten von Can-
accord Genuity. Der kanadische Finanzdienst-
leister weitet den Erklärungsansatz jedoch zu-
sätzlich auf die Firmenergebnisse aus. Dem-
nach schlägt sich Value vergleichsweise gut,
wenn die Unternehmensgewinne zulegen. Ein
solches Umfeld stelle sich dann ein, wenn das
globale Wachstum anzieht und die Rohstoff-
preise zusammen mit den Anleihenrenditen
steigen. So lange, bis die Analysten mit einer
starken Eintrübung oder gar einem Rückgang
der Firmengewinne rechnen, dürften Anleger
auf ein besseres Abschneiden von Value ge-
genüber Growth setzen, so Canaccord.
Die Analysten der Bank of America Merrill
Lynch (BofAML) rechnen für dieses Jahr mit
einem anziehenden Gewinnwachstum – und
erwarten deshalb ebenfalls eine anhaltende
Value-Outperformance. Diese These klingt
auch deshalb plausibel, weil das momentane
Umfeld allgemein dafür spricht, dass Investo-
ren Bewertungsaspekte wieder verstärkt be-
rücksichtigen. Markus Hampel, Deutschland-
chef der französischen Fondsgesellschaft
Metropole Gestion, verweist vor dem Hinter-
grund der Konjunkturaufhellung und des
Inflationsanstiegs auf die allmähliche Norma-
lisierung der Geldpolitik und der langfristigen
Zinssätze. Aus seiner Sicht eröffnet das sogar
die Chance auf einen neuen Outperformance-
Zyklus von Value-Anlagen.
Es gibt noch viele Value-Aktien
Eine solche Entwicklung kann sich auch
Jean-Charles Mériaux vorstellen, der Chef-
stratege der französischen Fondsboutique
DNCA. Aus seiner Sicht ist die Bewertungs-
differenz zwischen Substanz- und Wachs-
tumstiteln immer noch sehr groß. In diesem
Zusammenhang sind von BofAML errechnete
Performancedaten erwähnenswert. Demnach
legten US-Wachstumsaktien in den fünf Jah-
ren bis Ende 2016 um stolze 111 Prozent zu,
während globale Value-Aktien nur auf ein
Plus von zwei Prozent kamen. Eine Folge die-
ses Performanceunterschieds: Im Februar
2016 waren US-Growth-Titel im Schnitt mit
dem 4,2-Fachen ihres Buchwerts bewertet,
während dieses Verhältnis bei globalen Value-
Aktien gerade mal bei eins lag.
Nach der jüngsten Value-Rally ist die
Bewertungsdifferenz inzwischen zwar nicht
mehr so groß, aber noch vorhanden. Die gute
Nachricht: Selbst nach acht Jahren Bullen-
markt finden sich immer noch genügend
günstig bewertete Aktien. Im Januar hat Sean
Darby, Aktienstratege der US-Investmentbank
Jefferies, alle Titel mit mehr als 500 Millionen
Dollar Börsenwert untersucht. Sein Ergebnis:
23 Prozent dieser Aktien wiesen ein Kurs-
Buchwert-Verhältnis von unter 1,25 aus, und
das Kurs-Gewinn-Verhältnis stand bei jedem
dritten Titel unter 15.
Die Tatsache, dass es noch genügend
moderat bewertete Aktien gibt, ist natürlich
noch keine Garantie für eine anhaltende
Value-Renaissance. Wie schnell sich der Wind
drehen kann, zeigte sich im Januar, als Value-
Aktien zumindest vorübergehend einen Gang
zurückschalteten. Wer im Performancewett-
kampf zwischen Value und Growth in diesem
Jahr die Nase vorn haben wird, liegt nicht
zuletzt auch an der Entwicklung von Wirt-
schaftswachstum, Inflation, Anleihenrenditen
und Unternehmensgewinnen.
Im Endeffekt sind Timing-Überlegungen
markt & strategie I
value-fonds
Foto: © Frank Blümler/Fidecum, Axel Gaube
Growth ganz klein
2016 war ein schlechtes Jahr für US-Growth-Aktien: Der entsprechende Index hinkte
seinem Value-Pendant um acht Prozentpunkte hinterher.
Quelle: Russell, BofA Merrill Lynch
-30 %
-20 %
-10 %
0 %
10 %
20 %
30 %
40 %
’16 ’14 ’12 ’10 ’08 ’06 ’04 ’02 ’00 ’98 ’96 ’94 ’92 ’90 ’88 ’86 ’84 ’82 ’80
26 %
-8 %
15 %
-29 %
Russell 1000 Growth Index vs. Russell 1000 Value Index,
relative Performance
Gefragte Werte
Seit Herbst vergangenen Jahres sind plötzlich Value-ETFs gefragt. Zuvor vertrauten
Anleger diesen Fonds kaum Geld an.
Quelle: Lyxor, Bloomberg
-100
0
100
200
300
400
500
600
700
800
Dez
Nov
Okt
Sept
Aug
Juli
Juni
Mai
April
März
Feb
Jan
Mio. Euro
Nettomittelaufkommen von Value-ETFs
in Europa
Fidecum-Manager Hans-Peter Schupp hält sich strikt an
die Regeln von Investorenlegende Benjamin Graham.
Frank Fischer von Shareholder Value Management bezieht
die Marktstimmung in seine Entscheidungen ein.