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www.fondsprofessionell.de| 1/2017
markt & strategie I
nordea
Foto: © Joe Mortensen
A
ls Anbieter von Investmentfonds hat
man viele Probleme, aber das mit Ab-
stand ärgerlichste ist die Tatsache, dass
man Fonds, die besonders erfolgreich sind,
früher oder später für neue Gelder schließen
muss. Was bei Konsumgütern der Traum je-
des Herstellers ist, ist für Fondsgesellschaften
ein Albtraum: Die Kunden wollen kaufen,
und man verärgert sie, weil man ihr Geld
nicht nehmen kann; nicht nehmen darf, weil
zu viel Kapital bekanntlich die Chance, wei-
terhin erfolgreich investieren zu können, senkt
und damit die „Altanleger“ schädigt. Der
jüngste Fall dieser Art betraf den skandina-
vischen Fondsanbieter Nordea. Nachdem
FONDS professionell ONLINE Anfang Sep-
tember die Nachricht veröffentlichte, dass der
Flaggschifffonds Nordea Stable Return Fund
keine Anteile mehr an neue Anleger rausgibt,
bekamen die Verantwortlichen einiges zu hö-
ren – sowohl von Mitbewerbern wie auch von
Medien und Ratingagenturen.
Nicht zuletzt deshalb, weil Fondsmanager
Asbjørn Trolle Hansen in einem Interview in
unserer Ausgabe 4/2015 noch erklärt hatte,
man könne in dem Fonds „ohne Mühe ein
Volumen von 20 Milliarden Euro managen“.
Dass man nun doch schon bei knapp 18 Mil-
liarden Euro die Reißleine zog, bescherte den
Skandinaviern einige böse Kommentare.
Schon im Vorfeld der Schließung hatte Mor-
ningstar-Analyst Thomas Lancereau moniert:
„Auch wenn die hohen Zuflüsse die Fähigkei-
ten des Teams, Mehrwert zu schaffen, bisher
nicht eingeschränkt haben, würden Anleger
von klareren Aussagen zur Kapazitätsgrenze
des Fonds profitieren.“ Vielleicht hätte Fonds-
manager Trolle Hansen sich im Interview den
Zusatz „ohne Mühe“ einfach sparen sollen.
Kritik, die Dan Sauer, Geschäftsführer von
Nordea Fonds Service, nur sehr bedingt nach-
vollziehen kann, wenn er erklärt. „Wie lange
hätten wir denn bei einem Fonds, dem zeit-
weise 100 Millionen Euro täglich neu zuge-
flossen sind, noch warten sollen?“
Auf dem Radar
Doch damit nicht genug, der Stable Return
blieb auch im Nachgang auf dem Radar-
schirm der Branche. Morningstar mutmaßte
im September gar, Nordea werde bald einen
vollständigen Annahmestopp von Investoren-
geld verkünden müssen. Das Soft Closing
habe faktisch die Sogwirkung eines „Last
Call“ ausgelöst, wie man das aus britischen
Pubs kurz vor der Sperrstunde um 23 Uhr
kenne. Dazu ist es aber nie gekommen, unter
anderem, weil die Fondsgesellschaft schon bei
der Ankündigung des Soft Closing mitgeteilt
hatte, man werde zum Schutz bestehender
Anteilsinhaber ab 1. Oktober 2016 eine Ober-
grenze für tägliche Zeichnungen von einer
Million Euro pro Anleger einführen. Und
auch zu einer Art „Stable Return 2.0“, wie
von manchem Marktteilnehmer erwartet, ist
es nicht gekommen. „Wenn man als Fonds-
gesellschaft die Zuflüsse in eine Strategie be-
grenzt, weil man befürchtet, dass bei weiteren
Mittelzuflüssen eine effektive Verwaltung des
Portfolios nicht mehr möglich sein wird, dann
macht es natürlich keinen Sinn, eine Art Klon
aufzulegen“, erklärt dazu Dan Sauer.
Stattdessen haben die Verantwortlichen bei
Nordea das ihnen entgegengebrachte Interesse
geschickt genutzt, um mit der Auflage eines
neuen Fonds namens Nordea Flexible Fixed
Income Plus eine Lücke in ihrem Angebot
von Multi-Asset-Lösungen zu schließen. Der
neue Fonds liegt mit einer Zielrendite von
Cash plus drei Prozent und einer erwarteten
Schwankungsbreite zwischen drei und sechs
Prozent nämlich genau zwischen dem
Flaggschiff Stable Return und dem nach sei-
ner Auflage Anfang Mai 2013 inzwischen
auch schon auf über drei Milliarden Euro an-
gewachsenen Nordea Flexible Fixed Income,
was die Ertragserwartung und die Volatilität
angeht.
Fondsmanager des neuen Produkts ist Kars-
ten Bierre, der auch bereits die Geschicke der
beiden Nordea-Fonds Flexible Fixed Income
und Alpha 15 leitet. Der Däne, der nach dem
Studium der Wirtschaftswissenschaften an der
Uni Kopenhagen 1994 seine ersten Gehver-
suche als volkswirtschaftlicher Assistent bei
der Danske Bank gemacht hat, arbeitet seit
2001 für Nordea, zunächst in der Bank, zwei
Jahre später wechselte er zu deren Investment-
Tochter Nordea Asset Management. Bierre
gehört zu dem insgesamt 40-köpfigen Multi-
Asset-Team von Nordea, das unter der Lei-
tung von Asbjørn Trolle Hansen inzwischen
Die Fondsgesellschaft Nordea hat die Schließung ihres Flaggschifffonds dazu genutzt,
die Produktpalette zu justieren. Der Absatzerfolg lässt noch auf sich warten.
Fein
tuning
Asbjørn Trolle Hansen leitet das 40-köpfige Multi-Asset-Team von Nordea, das inzwischen ein Gesamtvolumen von
mehr als 80 Milliarden Euro betreut. Fast ein Viertel davon entfällt auf den Flaggschifffonds Stable Return.