

– in neun der vergangenen zehn Jahre lagen
wir vor der Benchmark. Wohlgemerkt nach
Kosten, was wir vor dem Hintergrund der
„Aktiv versus passiv“-Debatte der vergange-
nen Jahre schon bemerkenswert finden. Mit
dem DWS Investa bieten wir daneben einen
Fonds für etwas konservativere Anleger. Mit-
unter wird zwar behauptet, der Investa würde
sich nah am Dax orientieren, er hat in den
vergangenen Jahren aber eine sehr solide Per-
formance abgeliefert.
Wenn ein Manager mehrere Fonds be-
treut, ergibt sich ein weiteres Problem:
In welches seiner Portfolios steckt er
seine besten Anlageideen? Nur in einen
Fonds? Oder gleich in alle?
Einmal die Woche findet ein Meeting unseres
Portfolio-Construction-Teams statt, in dem al-
le, die sich mit deutschen Aktien beschäftigen,
ihre Investmentideen austauschen. Stellt ein
Kollege dort einen interessanten Wachstums-
titel vor, wäre das etwas für den Aktien Stra-
tegie Deutschland, vielleicht auch für den
DWS Deutschland, aber eher nicht für den
Investa. Kritisch wird es, wenn ein Titel für al-
le Fonds interessant wäre, die Liquidität am
Markt aber nicht ausreicht, um genügend
Stücke für die verschiedenen Portfolios zu er-
werben. Wir haben den Grundsatz, dass eine
Aktie schon 0,5 Prozent des Fondsvolumens
ausmachen sollte, sonst kann er die Perfor-
mance nicht mehr spürbar beeinflussen. Da-
rum kann es sein, dass wir einen Titel nicht für
den DWS Deutschland kaufen, weil er allein
wegen der Größe des Fonds nicht sinnvoll in
das Portfolio passt. Solche Entscheidungen
müssen wir treffen. Was nicht geht, wäre eine
Haltung nach dem Motto: Das ist mein Lieb-
lingsfonds, den habe ich schon immer gema-
nagt, da kommen die besten Titel rein, und die
anderen Fonds behandeln wir stiefmütterlich.
Das würde auch auffallen – Stichwort Risiko-
management und Compliance. Wir müssen
durchaus aufpassen, dass wir Aktien gerecht
über die verschiedenen Fonds verteilen. Es
geht zum Beispiel auch nicht, eine Aktie erst
für den kleinsten Fonds zu kaufen und später
für den größten. Das wäre nicht erlaubt.
Ein Blick auf die zehn größten Positio-
nen der Fonds zeigt, dass sich fünf
Unternehmen in allen Portfolios in den
Top Ten wiederfinden. Ist das Zufall?
Das ist durchaus Absicht. Wir haben ein
Musterportfolio, das wir in den wöchentlichen
Meetings besprechen. Das ist sozusagen unser
kleinster gemeinsamer Nenner. Der Portfolio-
manager hat die Möglichkeit, davon abzuwei-
chen. Aber da ich für alle vier Fonds verant-
wortlich bin, sollte die Übereinstimmung
schon entsprechend groß sein. Unterschiede
rühren etwa daher, dass zum Beispiel Neben-
werte im DWS Aktien Strategie Deutschland
eine deutlich größere Rolle spielen, weshalb
mancher Standardwert in diesem Fonds eher
untergewichtet wird. Aber wir müssten immer
eine gewisse Schnittmenge haben. Wenn ein
Dax-Wert im Investa mit acht Prozent vertre-
ten wäre und imAktien Strategie Deutschland
überhaupt nicht, wäre irgendwas falsch gelau-
fen. Wie groß die Übereinstimmung tatsäch-
lich ist, lässt sich anhand der zehn größten
Positionen ohnehin nicht so ohne Weiteres er-
mitteln. Weil wir auch Derivate einsetzen,
sind die „wahren“ Gewichtungen nicht immer
auf den ersten Blick ersichtlich.
Interessant ist auch ein Blick auf die Per-
formance. Die Deutschlandfonds Ihres
Hauses konnten den Vergleichsindex in
den vergangenen Jahren meist hinter
sich lassen. Im Jahr 2011 verloren aber
alle vier Fonds deutlich mehr an Wert
als der Markt und der Kategoriedurch-
schnitt. Sind Sie in guten Börsenjahren
vorn dabei, büßen diesen Vorsprung in
schlechten Jahren aber wieder ein?
Nein, das kann man so nicht sagen. In diesem
Fall ist es einfach: Der Markt hatte unrecht.
Bitte?
Man sollte natürlich vorsichtig sein, so etwas
zu sagen, aber in diesem Fall war es wirklich
so. Der Markt spielte 2011 verrückt, damals
gab es die Grexit-Debatte, ein Auseinander-
fallen der Eurozone wurde diskutiert. Wir wa-
ren recht zyklisch positioniert und hatten viele
Automobilaktien und Nebenwerte in den Port-
folios. Die Angst ging um, dass Lehman 2.0
Tim Albrecht: „In den vergangenen Jahren war ungefähr die Hälfte der Small Caps aus dem DWS Deutschland auch
im Aktien Strategie Deutschland zu finden. Es gab also eine große Schnittmenge, nur die Gewichtung war anders.“
markt & strategie I
tim albrecht | deutsche asset management
92
www.fondsprofessionell.de| 1/2017
»
Mit dem DWS Deutschland
haben wir in allen
Marktphasen eine schöne
Outperformance erreicht.
«
Tim Albrecht, Deutsche AM
Foto: © Christoph Hemmerich
Tim Albrecht
Tim Albrecht stieg 1991 bei der Deutschen Bank ein –
als Azubi in Bonn. Nach der Ausbildung studierte der
Bankkaufmann Betriebswirtschaftslehre in Würzburg. Mit
dem Diplom in der Tasche heuerte er im Jahr 2000 bei
einer Tochterfirma seines Ausbildungsbetriebs an, der
DWS, die inzwischen Deutsche Asset Management heißt.
Dort leitet er heute das Team DACH Equities mit acht
Portfoliomanagern, Analysten und Produktspezialisten.
Seit Juli 2002 verantwortet Albrecht den DWS Deutsch-
land, 2012 folgte der Deutsche Invest I German Equities,
die Luxemburger Version des Portfolios. Im November
2016 übernahm er zudem das Management des DWS
Aktien Strategie Deutschland und des DWS Investa.