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www.fondsprofessionell.de| 1/2017
Signal Iduna
Signal Iduna hatte sich schon etwas früher
dazu entschieden, ein eigenes Haftungsdach
aufzubauen. Signal Iduna Asset Management
startete imApril 2015 mit 161 vertraglich ge-
bundenen Vermittlern, inzwischen sind es
mehr als viermal so viele. Auch den Handels-
vertretern der Signal Iduna ist es noch mög-
lich, ihr Investmentgeschäft über die 34f-
Erlaubnis abzuwickeln. „Wir stellen jedoch
fest, dass immer mehr Außendienstpartner
von den Vorteilen des Haftungsdachs über-
zeugt sind und sich an die Signal Iduna Asset
Management anbinden“, sagt Geschäftsführer
Frank Leinemann. „Daher nimmt die Anzahl
der Außendienstpartner mit 34f-Gewerbe-
erlaubnis stetig ab.“
Sein Unternehmen soll den Vermittlern
nicht nur die Sicherheit geben, jederzeit die
regulatorischen Vorgaben einzuhalten, sondern
sie auch im Fondsgeschäft unterstützen.
„Beispielhaft sind hier Onlinetrainings,
Schulungsvideos, Beratungsleitfäden, in-
vestmentspezifische Publikationen und
Webkonferenzen genannt“, sagt Leine-
mann. Die Haftungsdachvermittler emp-
fehlen ausschließlich ausgewählte Fonds
des konzerneigenen Anbieters Hansainvest.
Das betreute Depotvolumen liege in-
zwischen „im dreistelligen Millionenbe-
reich“, so Leinemann. Die Einführung des
Haftungsdachs wertet er als gute Entschei-
dung. „Insbesondere auch deshalb, weil
Fondsprodukte vor allem jetzt in der Nied-
rigzinsphase eine gute Alternative zu den
klassischen Anlageformen darstellen und
zunehmend nachgefragt werden.“ Leinemann
ist überzeugt davon, dass das Investment-
geschäft weiter an Bedeutung gewinnen wird
– nicht nur die Direktanlage in Fonds, sondern
auch über Fondspolicen. „Die Sachkunde-
ausbildung unter dem Haftungsdach kommt
somit auch dem Investmentvertrieb im Ver-
sicherungsmantel zugute“, sagt er. „Und die
aufsichtsrechtlichen Prämissen unter dem
Haftungsdach stellen bereits eine gute Übung
für zukünftige Vertriebsprozesse von Versi-
cherungsanlageprodukten unter der EU-Richt-
linie IDD dar.“
Insgesamt arbeiten etwa 2.900 Vertreter in
der Ausschließlichkeitsorganisation der Signal
Iduna. Es sei jedoch nicht das Ziel, alle Ver-
mittler unter das Haftungsdach zu holen. „Es
gibt auch Versicherungsvertreter, die keine
Fonds vermitteln möchten“, sagt Leinemann.
„Aktuell denken wir unter anderem über die
Option einer Tippgeberlösung nach, sodass
jeder Vermittler der Ausschließlichkeitsorga-
nisation sein persönliches Geschäftsmodell
wählen kann und allen Kunden der Signal
Iduna der Zugang zu Investmentfonds
möglich ist.“
Gothaer
Die Gothaer startete ihr Haftungsdach
pünktlich zur Einführung des 34f. Seither sind
die Zahl der vertraglich gebundenen Vermitt-
ler und das betreute Vermögen deutlich gestie-
gen (siehe Grafik unten). Gut jeder zweite der
insgesamt 1.500 Vertreter hat sich inzwischen
dem Haftungsdach angeschlossen, dazu kom-
men rund 200 Vermittler mit 34f-Erlaubnis.
„Von jedem neuen Vermittler erwarten wir,
dass er sich entweder dem Haftungsdach an-
schließt oder eine 34f-Erlaubnis mitbringt“,
sagt Rainer Kenner, Geschäftsführer der
Gothaer Invest und Finanzservice. „Denn wir
sind davon überzeugt, dass das Fondsgeschäft
sowohl für die Vermittler als auch für unser
Unternehmen im Sinne einer kundenorien-
tierten Beratung immer wichtiger wird.“
Die Gothaer-Vermittler, die eine eigene 34f-
Erlaubnis beantragt haben, sind diesen Schritt
wohl vor allem deshalb gegangen, um auf
eine breitere Produktpalette zugreifen zu kön-
nen. Die Haftungsdachvermittler haben nur
Zugriff auf sechs hauseigene Publikumsfonds.
Mit Abstand am wichtigsten sind die drei
vermögensverwaltenden Mischfonds der
„Gothaer Comfort“-Serie. Dazu kommen ein
Aktien-, ein Renten- und ein Geldmarktfonds.
Kenner räumt ein, dass nicht alle der rund
760 Haftungsdachvermittler tatsächlich einen
relevanten Umsatz mit Fonds erwirtschaften.
„Bezogen auf das vergangene Jahr würden
wir gut 300 Vermittler als aktiv bezeichnen –
das sind diejenigen, die nicht nur einmal einen
Fonds verkauft haben, sondern regel-
mäßig.“ Im Jahr 2015 sei diese Zahl
noch deutlich höher gewesen. „Mir zeigt
das, dass viele Vermittler beim Thema
Fonds wieder zurückhaltender werden,
sobald es an der Börse volatiler zugeht,
was im vergangenen Jahr ja definitiv der
Fall war. Die Sorge ist häufig: Wenn das
Depot des Kunden mal im Minus steht,
hat dies Auswirkungen auf seinen Ver-
sicherungsbestand bei mir?“
Die Herausforderung für die gesamte
Branche bestehe darin, dass sie jahr-
zehntelang vor allem Sicherheit verkauft
habe. „Jetzt sind wir in der Situation,
dass wir in einer Nullzinswelt von einer
vertrieb & praxis I
haftungsdach
Foto: © Axel Gaube; Signal Iduna
Rainer Kenner, Gothaer: „Wir bieten unseren Vermittlern
auch an, sie beim Kundenbesuch zu begleiten.“
Frank Leinemann, Signal Iduna AM: „Es gibt auch Versi-
cherungsvertreter, die keine Fonds vermitteln möchten.“
Aufwärtstrend
Sowohl die Zahl der Vermittler als auch das im Haftungsdach
betreute Vermögen sind deutlich gestiegen.
Quelle: Gothaer
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2016
2015
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529
Vermittler
21,8
Mio. Euro
Bestand
768
Vermittler
71,8
Mio. Euro
Bestand
Zahl der
Vermittler
Mio.
Euro
Entwicklung des
Gothaer-Haftungsdachs