

200
www.fondsprofessionell.de| 1/2017
vertrieb & praxis I
haftungsdach
Foto: © Fotolia | stockphoto-graf
I
n Deutschland dienen mehr als 180 Ban-
ken und Finanzdienstleistungsinstitute als
Haftungsdächer, haben also einzelne Be-
rater oder Firmen angebunden, die in ihrem
Auftrag und auf ihre Rechnung Finanzpro-
dukte vermitteln. Sieben dieser Haftungsdä-
cher werden von Versicherern betrieben oder
exklusiv genutzt. Gemessen an der Zahl der
Institute spielt die Assekuranz auf dem Markt
der Haftungsdächer also keine bedeutende
Rolle. Mit Blick auf die Zahl der vertraglich
gebundenen Vermittler sieht das freilich an-
ders aus: Insgesamt weist das Bafin-Register
gut 34.000 „Tied Agents“ aus, und von die-
sen entfallen mehr als 29.000 auf die Versi-
cherer (siehe Grafik rechts).
Grund genug, sich diesen Markt einmal
näher anzuschauen. Fast alle Anbieter be-
antworteten die Fragen, die FONDS pro-
fessionell ihnen gestellt hatte. Nur die
LVM, die die konzerneigene Augsburger
Aktienbank als Haftungsdach für fast
1.700 LVM-Vertreter nutzt, wollte keine
Stellung nehmen.
Früher wickelten die meisten Versiche-
rungsagenten ihr Fondsgeschäft mit einer
Erlaubnis nach Paragraf 34c Gewerbeord-
nung (GewO) ab. Haftungsdachlösungen
waren eher die Ausnahme. Doch seit der Um-
stellung auf Paragraf 34f GewO zu Jahres-
beginn 2013, die den Aufwand für die Ver-
mittler im Investmentgeschäft deutlich erhöht
hat, haben die Haftungsdächer Auftrieb. Ein
solches Modell vereinfacht die Administration
für den einzelnen Vertreter deutlich – und
beschert ihm mehr Rechtssicherheit.
DEVK
Zuletzt ging diesen Schritt die DEVK aus
Köln, die seit Jahresbeginn ein Haftungsdach
anbietet. Die 34f-Einführung hatte dazu ge-
führt, dass sich immer weniger DEVK-
Vermittler an Fonds heranwagten, berichtet
Thomas Zieger, Leiter der Abteilung Vertrieb
Vermögensanlagen. „Gleichzeitig macht es
das Niedrigzinsumfeld zwingend notwendig,
das Fondsgeschäft als Geldanlagelösung für
den Vertrieb der DEVK zu stärken.“
Rund 100 von insgesamt etwa 2.800
DEVK-Vertretern haben sich dem Haftungs-
dach schon angeschlossen. „Unser Ziel ist es,
diese Zahl kontinuierlich zu steigern“, so
Zieger. Aktuell arbeiten noch rund 350
DEVK-Vermittler mit 34f-Erlaubnis.
„Aufgrund der einfachen Prozesse und
der attraktiven Kos-
tenstruktur gehen wir
aber davon aus, dass
sich viele dieser Vermittler zukünftig für
das Haftungsdach entscheiden werden“,
sagt Zieger. Die Produktpalette der Haf-
tungsdachvermittler ist eingeschränkt –
wie bei allen Versicherern. Derzeit kön-
nen die DEVK-Berater 35 Investment-
fonds des Anbieters Monega, an dem der
Versicherer beteiligt ist, vermitteln. Hin-
zu kommt der offene Immobilienfonds
Hausinvest der Commerzreal.
Mehr als 29.000 Versicherungsvermittler wickeln ihr Fondsgeschäft über
Haftungsdächer ab. FONDS professionell hat mit den Anbietern gesprochen.
Modische
Schirme
Schirme sind derzeit angesagt – zumindest in der Assekuranz. Viele Versicherer haben sich dazu entschlossen, Haftungsdächer aufzubauen, um ihren Vertretern das Investment-
geschäft zu erleichtern. Zuletzt startete die DEVK eine entsprechende Lösung, und die Ergo prüft zumindest einen solchen Schritt.
Große Unterschiede
Die Fondsdepot Bank stellt das Haftungsdach für die Allianz, die
Augsburger Aktienbank für die LVM.
Quelle: Bafin | Stand: 27.2.2017
0
5.000
10.000
DEVK AM
Signal Iduna AM
Gothaer AM
Augsburger Aktienbank
Wüstenrot Bank
Axa Bank
Fondsdepot Bank
19.907
Vermittler
3.110
Vermittler
3.099
Vermittler
1.672
Vermittler
764
Vermittler
666
Vermittler
99
Vermittler
Zahl der
vertraglich
gebundenen
Vermittler