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www.fondsprofessionell.de| 1/2017
folgen wir keiner Benchmark.“ Womit also
die Performance vergleichen, wenn es keine
Benchmark gibt? March selbst führt, obwohl
benchmarkfrei, den MSCI World Local Cur-
rencies ins Feld. Genau der Vergleich mit die-
sem Index relativiert jedoch den Anspruch des
Hauses, der Fonds sei „gut wie ein Rioja“.
Zumindest wenn man die Performance als
wichtigstes Kriterium definiert. Nimmt man
nämlich den Total Return des Fonds seit Erst-
auflage am 16.12.2010, kommt man zu Re-
daktionsschluss zwar auf ein Plus von rund
48 Prozent, der betreffende MSCI hat im sel-
ben Zeitraum jedoch ein Plus von etwa 55
Prozent geschafft. Hier wäre ein passives In-
vestment also vorteilhafter gewesen.
Besser sieht es aus, wenn man den Fonds
mit der aktiven Konkurrenz vergleicht. Zieht
man zu diesem Zweck das einschlägige City-
wire-Ranking zu Rate, dann kommte der
Fonds in der Kategorie „zyklische Konsum-
güter“ auf Platz sieben von 35, schafft es also
in die Top-20-Prozent. Dazu muss
man außerdem darauf hinweisen, dass
es die beiden Fondsmanager gut ver-
standen haben, den Schwung der
Märkte nach der Trump-Wahl mitzu-
nehmen. In der Zeit bis zum Redakti-
onsschlus ist es im Bloomberg-Ver-
gleich gelungen, einen Total Return
von mehr als 9,3 Prozent zu erwirt-
schaften und den MSCI um einen
knappen Prozentpunkt hinter sich zu
lassen.
An dieser Stelle wollen wir einen
Blick auf die Gebührenstruktur wer-
fen. Diese liegt für den Retailbereich bei 2,0,
für institutionelle Kunden bei 1,25 Prozent.
Das ist nicht wirklich überdurchschnittlich
teuer, in den gegenwärtigen Zeiten muss man
sich aber mit der Konkurrenz passiver Invest-
ments auseinandersetzen und sich fragen, ob
die Gebühren beziehungsweise Kosten sinn-
voll verwendet werden oder möglicherweise
das eine oder andere Mal auch zweckfremd
versickern. Bei Vini Catena kann man im
Brustton der Überzeugung sagen, dass enorm
große Anstrengungen beim Research auf allen
Ebenen unternommen werden.
Wein-Weisenrat
Der Investmentprozess ist tatsächlich hoch-
und nicht quasiaktiv. Man orientiert sich nicht
versteckt an irgendwelchen Indizes, sondern
wählt die Aktien sorgfältig, quasi von Hand,
aus. Hinzu kommt, dass das Know-how auf
eine Art und Weise akkumuliert wird, als hätte
man es tatsächlich mit einem Sachwert-Vehi-
kel zu tun. Denn Silvestre und Fernandez ha-
ben zur besseren Einschätzung des physischen
Weinmarktes eine Art Weisenrat zusammen-
gestellt. Darunter befinden sich Víctor de la
Serna, Gründer der spanischen Tageszeitung
„El Mundo“, der laut Silvestre „mehr als 30
Jahre lang über Wein geschrieben hat“, eben-
so wie Enrique Valero, CEO des Weinguts
Abadía Retuarta, von dem Fernandez nahezu
ehrfurchtsvoll erzählt, wie er „sein ganzes
Leben der Weinproduktion gewidmet hat“.
Abgerundet wird das Experten-Bouquet durch
preisgekrönte Sommeliers und Betreiber von
Wein-Stores, wie sie im deutschsprachigen
Raum vielleicht weniger bekannt sind, aber
vom Konzept her mit Weinketten wie Öster-
reichs Wein & Co. oder Deutschlands Wein-
veritas vergleichbar sind.
Insgesamt argumentiert das Management
jedenfalls, dass der Fonds trotz seiner exoti-
schen Anmutung auf einen Megatrend setzt.
Denn obwohl der Weinkonsum in den tradi-
tionellen Märkten wie Frankreich, Spanien
und Italien stagniert, ist er in der größten
Volkswirtschaft der Welt im Wachsen begrif-
fen. Dasselbe gilt für dynamische Schwellen-
länder, allen voran China. Aber auch in Russ-
land bildet sich eine Schicht von Konsumen-
ten heraus, die sich – abgesehen vom un-
umstrittenen Spitzenreiter Wodka – auch gern
einmal ein Glas vergorener Weinbeere zu
Gemüte führen.
Ein eher defensives Produkt
Der Fonds stellt ein langfristiges, eher de-
fensives Produkt dar, das für Anleger gedacht
ist, die global investieren und für das eigene
Portfolio nach einer Diversifizierung des Ri-
siko-Ertrags-Profils suchen. Im Vergleich zur
von Bloomberg ausgehobenen Peergroup
schneidet der Vini Catena hervorragend ab.
So ist die Sharpe Ratio mit 1,83 deutlich hö-
her als die der Konkurrenz, die bei dieser
Kennzahl auf 1,38 kommt; die Volati-
lität lag zuletzt bei 9,38 zu 11,57 – der
Fonds weist also merkbar geringere
Schwankungsbreiten auf als der Mit-
bewerb. Auch unter Renditegesichts-
punkten konnte das Team zuletzt über-
zeugen. Die Hausse der letzten Mona-
te nutzte der Fonds besser als der
Benchmark-Index – der Weinfonds be-
ruhigt die Nerven des Anlegers somit
ebenso gut wie ein guter Rioja. Wobei
es wohl nicht im Sinne der Manager
wäre, dass deshalb der Weinkonsum
zurückgeht.
HANS WEITMAYR |
FP
markt & strategie I
march vini catena
Foto: © Raquel Alvarez; March Vini Catena
Antonio López Silvestre firmiert bei March A.M. als
Head of Spanish and European Equities.
Francisco Javier Pérez Fernández sucht als Head of
Global Equity nach einem weltweit validen Ansatz.
March Vini Catena: Top-10-Assets
Name
Sektor VC
Land Assets
Pernod Ricard
Spirituosen
Frankreich
4,18 %
Diageo Plc
Spirituosen
Großbritannien 4,17 %
LVMH SA
Champagner
Frankreich
3,64 %
Barón de Ley SA
Wein
Spanien
3,62 %
Hawesko Holding AG Distribution
Deutschland
3,54 %
Owens Illinois Inc
Glasbehälter
USA
3,26 %
Sapporo Holding Ltd Spirituosen
Japan
3,11 %
Treasury Wine Estates Wein
Australien
3,10 %
Brown-Forman Corp Spirituosen
USA
2,92 %
Bucher Industries AG Industriemaschinen
Schweiz
2,89 %
Prinzipiell spielt der Fonds zwar in der Nische – mit Werten wie Diageo
zeigt man sich aber auch Blue Chips gegenüber aufgeschlossen.
Quelle: Fonds