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www.fondsprofessionell.de| 1/2017
markt & strategie I
march vini catena
Foto: © Fotolia | Lionel Flusin
S
pätestens seit dem Skandal um Bor-
deaux Fine Wines ist klar: Sachwertin-
vestments in Wein tragen nicht nur ein
inhaltliches Risiko – und zwar im Wortsinn
bezüglich der Weinqualität –, sondern auch
ein existenzielles, im Sinne von: Gibt es die
Flaschen überhaupt? Im Fall von Bordeaux
Fine Wines lautete die Antwort für die mut-
maßlichen Eigentümer von zumindest 1.750
Kisten hochqualitativen Weins am Ende ihres
Investments: Nein, gibt es nicht.
Abgesehen von betrugsbedingten Totalaus-
fällen, vor denen man letzten Endes
bei keinem Investment zu 100 Prozent
gefeit ist, gibt es bei physischen Wein-
investments eine Menge Risiken, die
von der Verkorkung über die Einhal-
tung der Kühlkette bis zu hohen
Liquiditätsrisiken reichen – und wir
reden hier nicht von der Gefahr, dass
der erworbene Wein zu trocken sein
könnte.
Wie also in Wein investieren, und
das idealerweise ohne ausufernde Ri-
siken und vielleicht sogar halbwegs
demokratisch – also geeignet sowohl
für den institutionellen Investor als auch für
den Retailkunden? Dieser Problemstellung ha-
ben sich die Manager der Fondsboutique
March A.M. angenommen – und sie für sich
in Form des March Vini Catena (ISIN:
LU0566417696) gelöst. Bei dem Produkt
handelt es sich laut Francisco Javier Pérez
Fernández „um den einzigen Aktienfonds, der
in Wein investiert“.
Der berechtigte Einwand an dieser Stelle
würde lauten: Das Anlageuniversum ist deut-
lich eingeschränkt. Was korrekt wäre. Deshalb
haben die Fondsmanager nicht nur Weinpro-
duzenten an sich, sondern die gesamte Wert-
schöpfungskette in ihr Investmentuniversum
aufgenommen. Es wird also nicht nur in reine
Weingüter wie die auch einem breiteren Pu-
blikum bekannte chilenische Concha y Toro
investiert, sondern auch in die deutsche Ha-
wesko Holding, die im Bereich Distribution
tätig ist, oder in Owens Illinois, einen
Flaschenhersteller aus den USA. Die Produk-
tionskette definiert man bei March wie folgt:
Landwirtschaft (allgemein), Hilfssektoren
(Hersteller von Glas, Kork, Fässern etc.), die
Weinproduktion an sich (Winzer, Weinkeller),
Alterungsprozess (Fässer, Container) und
schließlich die Distribution (Groß- und Ein-
zelhandel).
Liquiditätsrisiken umschiffen
Ebenfalls skeptisch könnte man den Punkt
„Liquidität“ anführen, der ja auch ein Haupt-
risiko bei physischen Investments darstellt.
Spezialisten wie die bereits erwähnte Concha
y Toro bringen eine Marktkapitalisierung von
gerade einmal einer Milliarde Euro auf die
Waage. Diesem Einwand entzieht sich das
Management, indem es auch Blue Chips im
Portfolio hat, die nicht ausschließlich, sondern
unter anderem Wein in ihrem Sortiment füh-
ren beziehungsweise vertreiben. Dazu gehö-
ren etwa die britische Diageo oder die fran-
zösische Pernod Ricard.
Der Fonds erweckt somit vom Bouquet her
einen reifen Eindruck, stellt sich die Frage, ob
er auch performancetechnisch überzeugen
kann. Da sieht es an sich nicht schlecht aus.
Seit der Auflage im Dezember 2010
hat man ein Plus von knapp 55 Pro-
zent erwirtschaftet. Um diese
Leistung korrekt einzuordnen,
braucht es aber Vergleichs-
werte. Und hier wird es auf-
grund des Exklusivitätsansatzes ein
wenig schwierig. Denn wie Antonio
López Silvestre, bei March Leiter
Spanish and European Equities und
gemeinsam mit Fernández für den
Fonds verantwortlich, sagt, investiert
das Team nur, „wenn wir von einem
Wert wirklich überzeugt sind. Dabei
Die spanische Fondsboutique March A.M. verbindet das Angenehme mit dem
Nützlichen – und verwaltet den einzigen Wein-Aktienfonds der Welt.
In Vino
Renditas
Mit dem Vini Catena beackert die spanische March A.M. auf globaler Ebene die gesamte Wertschöpfungskette der
Weinwirtschaft. Versteht man sein Gesamtportfolio als Cuvée, stellt der Fonds eine interessante Komponente dar.
Weinkonsum weltweit
Name
Trend
Konsum
USA
32 Mio. hl
Frankreich
32 Mio. hl
Deutschland
20 Mio. hl
Italien
20 Mio. hl
Spanien
20 Mio. hl
China
15 Mio. hl
Russland
10 Mio. hl
Großbritannien
10 Mio. hl
Argentinien
10 Mio. hl
Australien
5 Mio. hl
Mit den USA und großen Emerging Markets lässt der globale Weinmarkt
die Hoffnung auf langfristige Wachstumsraten durchaus zu.
Quelle: Fonds