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ED I TOR I A L

www.fondsprofessionell.de

| 1/2017

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„Schwingende“ Fonds-

preise: Eine gute Idee

In großen Teilen der Politik

gilt folgender Dreiklang:

Nach der Finanzkrise wur-

den erst die Banken regu-

liert, dann die Versicherer –

jetzt sind die Asset Manager

an der Reihe. Die Logik da-

hinter: Die Branche verwal-

tet weltweit grob 77 Billio-

nen US-Dollar, schon wegen

dieser schieren Größe muss

sie systemrelevant sein,

also gehört sie strenger reguliert. Das ist offensicht-

licher Unfug. Fondsanbieter verwalten treuhänderisch

das Geld ihrer Kunden, riskieren also kein eigenes

Geld. Gehen sie dennoch pleite, ist nur das Kapital

ihrer Eigentümer vernichtet, nicht aber das der

Fondsanleger. Dennoch musste sich die Lobby der

Vermögensverwalter jahrelang dagegen wehren, als

Schattenbanken eingestuft zu werden. Letztlich mit

Erfolg: Im jüngsten Bericht des Finanzstabilitätsrats

(Financial Stability Board, FSB), dem Vertreter der

Notenbanken, Finanzministerien und Aufsichtsbehör-

den aus den G20-Ländern angehören, taucht der

Schattenbank-Begriff nicht mehr auf.

Die von der Branche ausgehenden „Systemrisiken“

möchte der FSB dennoch besser überwacht wissen.

Er zielt unter anderem auf die Liquiditätsrisiken ab:

Ziehen sehr viele Anleger gleichzeitig ihr Geld ab,

sind Fonds womöglich zu Notverkäufen gezwungen –

was einen Preisrutsch an den Märkten verschärfen

würde. Die Fonds sollen darum Instrumente an die

Hand bekommen, um ihre Liquidität besser steuern

zu können. Das ist sinnvoll, nicht nur in Krisenzeiten.

Diskutiert wird beispielsweise das „Swing Pricing“,

das in manchen Jurisdiktionen, etwa in Luxemburg,

schon gang und gäbe ist. Der Anbieter muss den

Nettoinventarwert dann nicht eins zu eins an den

Wertpapieren des Fonds festmachen, sondern fixiert

den Preis an einem Tag, an dem viele Anleger einstei-

gen, leicht darüber, und an Tagen mit hohen Abflüssen

leicht darunter. So werden die Transaktionskosten

den Investoren aufgebürdet, die ein- oder aussteigen,

und nicht wie sonst üblich dem Fonds, also allen

Anlegern. Gerade bei Rentenfonds kann das sehr

sinnvoll sein, weil die Liquidität am Anleihenmarkt in

den vergangenen Jahren stark zurückgegangen ist.

Deutschen Fonds ist es noch nicht möglich, die Preise

„schwingen“ zu lassen, doch das ließe sich mit weni-

gen Änderungen im Gesetz schnell ändern. Hoffent-

lich passiert das, bevor die nächste Krise kommt.

Ihr

Bernd Mikosch

Chefredakteur