Im ersten Halbjahr 2023 stieg das Prämienvolumen der österreichischen Versicherungen um rund eine halbe Milliarde Euro auf 11,89 Milliarden Euro (plus 4,48 Prozent zum Halbjahr 2022). Dabei stach besonders die Schaden- und Unfallversicherung mit einem Plus von 8,79 Prozent auf 7,84 Milliarden Euro hervor. Die noch kleinere Sparte Krankenversicherung, in die die Assekuranzen große Hoffnung legen, wuchs ebenfalls kräftig um 7,02 Prozent auf 1,42 Milliarden Euro. Einen negativen Beitrag lieferte hingegen das Lebensversicherungsgeschäft mit einem Minus um 7,69 Prozent auf 2,62 Milliarden Euro. Das zeigt der neue Quartalsbericht zur Versicherungswirtschaft der Finanzmarktaufsicht (FMA).

Bei den Lebensversicherungen war es nach Recherchen der Redaktion das schwächste erste Halbjahr seit mindestens einem Jahrzehnt. Getrieben wurde der Rückgang von den schwachen fonds- und indexgebundenen Lebensversicherungen: Mit ihnen nahmen die Versicherer im ersten Halbjahr 2023 Prämien in Höhe von nur 704 Millionen Euro ein, was einen Rückgang um rund 14,5 Prozent zum ersten Halbjahr 2022 bedeutet. Damit setzt sich der Abschwung im Segment Leben fort: Vor zehn Jahren hatte diese Sparte noch fast 39 Prozent am gesamten Prämienvolumen ausgemacht, im ersten Halbjahr 2023 waren es gerade einmal 22 Prozent (Basis: FMA-Zahlen, Berichte der Vorjahre).

Signifikant verbesserte Ertragslage
Geschäftlich läuft es jedoch heuer insgesamt für Österreichs Versicherungen gut. Laut FMA hat sich die Ertragslage "signifikant" verbessert. Beim versicherungstechnischen Ergebnis gab es im Halbjahr nahezu eine Verdoppelung zum Vorjahreszeitraum, das Finanzergebnis legte um gut 76 Prozent zu. Dadurch stieg das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) um ebenfalls gut 76 Prozent auf 986,44 Millionen Euro.

Bei den veranlagten Assets sieht man hingegen noch deutlich die Marktverwerfungen des Vorjahres – durch den russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 kam es zu Abwertungen am Aktienmarkt genauso wie bei den Anleihenkursen, die stark unter den Zinssteigerungen der Notenbanken litten. Der Marktwert (ohne Kapitalanlagen der fonds- und indexgebundenen Lebensversicherung) der Assets der Versicherungsunternehmen liegt zu Jahresmitte 2023 bei rund 105 Milliarden Euro und damit noch immer um rund eine Milliarde tiefer als vor einem Jahr – immerhin aber um rund zwei Milliarden höher als Ende 2022.

Bewertungsreserven mager
Mager schaut es dementsprechend auch noch immer bei den Bewertungsreserven aus, die teils den Versicherten zustehen. Die stillen Reserven der Kapitalanlagen (ohne fonds- und indexgebundene Lebensversicherung) haben sich zwischen Ende 2021 und Ende 2022 von 24,1 auf 10,8 Milliarden Euro mehr als halbiert. Mittlerweile gab es wieder einen Anstieg auf 12,04 Milliarden Euro.

Insgesamt wackelt trotz der in letzter Zeit turbulenten Umgebung nichts: Die Solvabilität der österreichischen Versicherungsunternehmen ist weiterhin hoch. Rund neun von zehn Versicherungsunternehmen wiesen zur Jahresmitte einen SCR-Solvabilitätsgrad von über 200 Prozent aus; sie verfügen also über doppelt so hohe Eigenmittel als der Regulator vorschreibt. Das ist ein deutlicher Anstieg zum Jahr davor. Im Median liegt der Solvabilitätsgrad zum 30. Juni 2023 bei 257,20 Prozent. (eml)