Österreichs Versicherungen haben sich in den vergangenen Jahren intensiv mit Nachhaltigkeit auseinandergesetzt. Das mussten sie zum einen aufgrund regulatorischer Vorgaben – so verlangt die Aufsicht etwa, dass Versicherer ihre Klimarisiken bewerten. Und bekanntlich muss auch den Kunden offengelegt werden, wie man es mit ESG-Themen (Umwelt, Soziales, Governance) hält.

Zum anderen setzten die Assekuranzen aber auch aktiv deutliche Signale. Viele haben den Ausstieg aus der Kohle eingeleitet, und Neuerungen bei der Produktpalette sind ebenso ein klares Zeichen für den Wandel. Dazu gehören PV-Anlagen-Versicherungen ebenso wie Tarife, die bei Gebäude- oder Haushaltspolizzen nachhaltige Aspekte berücksichtigen, und natürlich fondsgebundene Lebensversicherungen, bei denen bewusst veranlagende Kunden strengste ESG-Kriterien erwarten können. Doch welches Unternehmen bietet welche nachhaltigen Angebote an? Die Arbeiterkammer (AK) hat 19 der wesentlichen Versicherungen analysiert und einen knapp 140-seitigen Bericht erstellt.

Umfassende Studie
Die Studie beinhaltet sowohl rechtliche Grundlagen als auch eine Analyse des Marktes und der Tarife samt Positiv- und Negativbeispielen. Außerdem werden die ESG-spezifischen Leistungen der einzelnen Unternehmen tabellarisch dargestellt.

Bei den Sachpolizzen finden Kunden momentan im Bereich Kfz, Gebäudeversicherungen oder Haushalt bereits grüne Angebote. Einige Beispiele: Es gibt heute unter anderem Ökorabatte auf die Prämie für Hybrid- und Elektrofahrzeuge (etwa Niederösterreichische Versicherung) oder "Pay as you drive"-Tarife, bei denen sich die Prämie an der Fahrleistung orientiert, womit ein umweltfreundlicheres Fahrverhalten gefordert wird. Generali plant Zuschüsse für E-Mobilität und erneuerbare Energien in der Kfz-Versicherung. In der Haushaltsversicherung bietet Uniqa einen Zuschuss für Reparatur statt Neukauf von Elektrogeräten an. Die Wiener Städtische wiederum gewährt einen Prämienrabatt für klimafreundliches Bauen und Sanieren im Rahmen der Gebäudeversicherung.

Fondsgebundene mit ESG-Tarifen
In der klassischen Lebensversicherung stellten die Studienautoren fest, dass die Deckungsstöcke nicht nach ESG-Kriterien ausgerichtet sind. Anders sieht es bei fondsgebundenen Lebensversicherungen aus, wo die dahinter liegenden Fonds häufig nach ESG-Kriterien zusammengestellt werden können. Aktuell gibt es zehn fondsgebundene Lebensversicherungen, die nach dem strengen Österreichischen Umweltzeichen (UZ-49) zerti­fiziert sind. Darüber hinaus existieren weitere Möglichkeiten. Uniqa bietet etwa im Rahmen ihres "Hybrid Green Bond"-Produkts eine Anlagemöglichkeit in Klima- und Umweltschutzprojekte weltweit an.

Mit der Transparenz und der Nachhaltigkeitsberichterstattung könnte es laut den Studienautoren besser aussehen. "Die Berichterstattung und Offenlegung von Nachhaltigkeitskennzahlen ist bei vielen Versicherern lückenhaft", heißt es. Ziele, Daten und Maßnahmen zur Nachhaltigkeit finden sich laut den Angaben kaum auf den Webseiten der Versicherer. Ernüchternd: In weiten Teilen waren die Studienautoren auf die eigene Onlinerecherche angewiesen. Von den 19 angefragten Versicherungen füllten nur Uniqa, Helvetia, Merkur, Zürich, Wüstenrot und Vorarlberger Versicherung den dafür vorgesehenen Fragebogen aus. Allianz Elementar, Oberösterreichische und Niederösterreichische Versicherung sowie HDI gewährten wenigstens ein persönliches Gespräch. Alle anderen verweigerten beides. (eml)


Die Studie gibt es hier zum Download (externer Link).