Die globale Versicherungsbranche vollführt derzeit einen Richtungswechsel. In den vergangenen Jahren galt aufgrund der durch Minizinsen und regulatorischen Vorgaben geschrumpften Renditen das Eingehen höherer Risiken als Königsweg, um diesem Trend entgegenzuwirken. Nun steht das Optimieren des Risiko-Rendite-Verhältnisses im Vordergrund, wie die sechste jährliche Befragung von Blackrock in Kooperation mit dem britischen Wirtschaftsmagazin "Economist" unter 300 Spitzenmanagern der Assekuranz zeigt.

"Versicherer stehen zunehmend unter Druck, ihre Gewinnmargen vor dem Hintergrund zunehmender geopolitischer Unsicherheit, niedriger Zinsen, regulatorischer Einschränkungen und eines intensiven Wettbewerbs um Abschlüsse zu verbessern", berichtet Patrick M. Liedtke, Leiter des Bereiches Asset Management für Versicherer bei Blackrock in Europa. Der weltgrößte Asset Manager sieht daher, dass Anlageportfolios und Wertentwicklung als Quelle der Gesamtprofitabilität größere Aufmerksamkeit erfahren. Die Bereitschaft, höhere Risiken in Kauf zu nehmen, habe im vergangenen Jahr aber abgenommen. Stattdessen schauen die Versicherer, wie sie Risiken optimieren können.

Mehr Privatplatzierungen
Trotz ihres Wunschs, das Gesamtrisiko nicht zu verändern, schauen die Versicherer daher in Richtung alternativer Renditequellen einschließlich illiquider Vermögenswerte – gemäß des Mottos: Wenn ich schon Risiken eingehen muss, um Renditen zu erzielen, dann sollten sich diese lohnen.

Eine überwältigende Mehrheit der Teilnehmer (84%) gab an, Privatplatzierungen oder alternative Anlageklassen seien künftig Kernelemente, um die Profitabilität ihrer Anlageportfolios zu steigern. Etwa zwei Fünftel (39%) der Befragten wollen dabei Privatplatzierungen stärker nutzen. 2016 waren es nur 16 Prozent gewesen. Etwas mehr als ein Drittel (34%) beabsichtigt, Eigenkapitalengagements im Bereich Gewerbeimmobilien auszubauen – mehr als bei allen anderen Anlageklassen im Bereich Privatplatzierungen. Es folgen Eigenkapitalinvestitionen im Bereich Infrastruktur (33%) und Private Equity (33%).

"Eines der Kernthemen der diesjährigen Umfrage ist, wie Versicherer mit ihren Gesamtrisikoprofilen und Liquiditätsniveaus umgehen", so Liedtke weiter. Es sei klar, dass sie ihre Risiken nicht erhöhen wollen. Gleichzeitig setze sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass Vermögenswerte im Bereich Privatplatzierungen ein höheres Renditepotenzial als traditionellere Anlageklassen haben. "Die richtigen Vermögenswerte ausfindig zu machen, wird einer der Schlüssel sein, um dieses Potenzial zu heben."

Weniger Zinspapiere
Als weitere Maßnahmen nannten die Assekuranzen höhere Aktienquoten (35%) und höhere Durationen innerhalb der Anleihenportfolios (26%). Zudem zeigen die Anlagetrends eine Abkehr von Zinspapieren. Nur neun Prozent der Teilnehmer beabsichtigen, ihre Staatsanleihen-Quoten zu erhöhen. 2016 waren es 47 Prozent. Gleichzeitig ist der Anteil derer, die ihr Engagement in diesem Bereich zurückfahren wollen, auf 31 Prozent gestiegen – von drei Prozent im vergangenen Jahr.

Municipal Bonds stoßen ebenfalls auf deutlich schwächeres Interesse: Nur neun Prozent wollen in diesem Segment aufstocken, während es im vergangenen Jahr 42 Prozent waren. 16 Prozent der Teilnehmer planen, Hochzinsanleihen stärker zu gewichten – weniger als die 29 Prozent im vergangenen Jahr. 33 Prozent wollen ihre Quoten in diesem Bereich zurückfahren. (jb)