Die Kosten bei Lebensversicherungen bleiben ein heikles Thema: Eigentlich Bestandteil jedes Vertrags und aus Sicht der Unternehmen transparent, jedoch für viele Versicherungsnehmer immer wieder überraschend bei genauerem Hinsehen. Das zeigt sich in einer neuen juristischen Initiative des Vereins für Konsumenteninformation (VKI), der praktisch die gesamte Versicherungswirtschaft auffordert, Kosten zurückzuzahlen.

Die Versicherungen hätten im Bereich Leben Abschluss- und Verwaltungskosten sowie Stornoabschläge verrechnet, die auf Basis höchstgerichtlicher Grundsatzentscheidungen aus den Jahren 2007 und 2008 nicht erlaubt seien, so der VKI. Der Verein hat dazu "in letzter Zeit vermehrt Anfragen und Beschwerden" erhalten.

Sammelaktion ausgedehnt
Aufgrund der zahlreichen Meldungen hat der VKI nun eine Sammelaktion aus dem Mai, die ursprünglich gegen sechs Versicherer gerichtet war und bei der sich bisher gut 3.000 Kunden angemeldet haben, auf 19 weitere Unternehmen ausgedehnt. Teilnehmen können Kunden, die eine klassische oder fondsgebundene Lebensversicherung im Zeitraum vom 1. Jänner 1997 bis 31. Dezember 2006 abgeschlossen oder eine Lebensversicherung vorzeitig rückgekauft (aufgelöst) haben.

Etliche Versicherungen waren bei einer Anfrage der Redaktion nicht erreichbar. Die Sprecherin des Versicherungsverbands VVO sagte, eine kurzfristige Stellungnahme sei nicht möglich. Die FWU-Versicherung hatte bereits bei der ersten Sammelaktion betont, dass man über das neuerliche Vorgehen des VKI erstaunt sei und man sich um eine Lösung bemühe.

Das ewige Kostenthema
Oft sei den Konsumenten die Gebührenbelastung bei Abschluss der Lebensversicherungen unklar, teilt der VKI mit. Kunden würden erst bei Ablauf oder vorzeitigem Rückkauf der Lebensversicherung Fragen stellen, wenn Auszahlungssummen geringer sind als einbezahlte Prämien. Nach Rechtsauffassung des VKI müssten die auf Basis unzulässiger Klauseln eingehobenen Beträge zurückerstattet werden. Das Handelsgericht Wien als Berufungsgericht habe diese Rechtsansicht bereits bestätigt. Aus Sicht des VKI geht es in vielen Fällen um mehrere Tausend Euro pro Vertrag.

Bei der ersten Aktion (Teilnahme ist weiter möglich) geht es um die Unternehmen Wiener Städtische, Uniqa, Allianz, Generali, FWU (vormals Skandia) sowie die Nürnberger (nunmehr von der Merkur übernommen). Nun kommen folgende Versicherungen dazu: APK, Bawag P.S.K. Versicherung, Donau, Ergo, Grazer Wechselseitige, HDI Leben, Helvetia, Hypo, Kärntner Landesversicherung, Merkur Leben, Merkur Versicherung, Niederösterreichische, Österreichische Beamtenversicherung, Oberösterreichische, Sparkassen Versicherung (nunmehr Wiener Städtische Versicherung AG VIG), Tiroler Versicherung, Vorarlberger Landes-Versicherung, Wüstenrot Versicherung, Zürich Versicherung. (eml)