Anfang des Jahres übernahm Manfred Rapf den Posten des Generaldirektors der S Versicherung von seinem Vorgänger Heinz Schuster, der in den Ruhestand trat. Was das Timing betrifft, hätte es Rapf besser treffen können, denn im Vorjahr musste die Versicherung ihre langjährige Marktführerschaft als Lebensversicherer an die umstrukturierte Uniqa Österreich abgeben. Aber auch abseits solcher Marktanteilsscharmützel sind die Zeiten für den Chef einer Lebensversicherung hart. Neben der Zinslandschaft beschäftigen Rapf, regulatorische Themen, der Druck zu mehr Digitalisierung und die Tatsache, dass die Prämieneinnahmen sinken. 

Im Gespräch mit FONDS professionell erklärt Rapf, dass er am bisherigen Geschäftsmodell und dem Vertrieb über die Erste Bank und Sparkassen in Zukunft festhalten will. "Natürlich müssen wir uns an die neuen Marktgegebenheiten anpassen, die regulatorischen und auch die ökonomischen Herausforderungen werden ja nicht geringer. Gerade durch die Niedrigzinsphase haben sich die Rahmenbedingungen, insbesondere für Garantieprodukte, deutlich verändert. Daher muss man heute die Hand am Puls der Zeit haben, um technologische Entwicklungen nicht zu verschlafen. Der Versicherungsmarkt in Österreich ist sehr gut ausgebaut, dementsprechend hoch ist der Konkurrenzdruck. Man muss in immer rascheren, kürzeren Produktzyklen auch mit neuen Produktideen auf den Markt kommen", erklärt der Vorstandsvorsitzende. 

Niedrigzinsphase wird vorüber gehen
Trotz des Niedrigzinsumfeldes sieht er die heimischen Lebensversicherungen allerdings nicht in massiven Schwierigkeiten. Zwar gibt er zu, dass es eine Herausforderung für die Lebensversicherungen darstellt, wenn sich die Zinsen, die letztlich über die europäische Zentralbank gesteuert werden, längere Zeit auf einem historisch niedrigen Niveau bewegen und de facto bei null Prozent liegen. Von massiven Problemen ist man in Österreich allerdings noch weit entfernt. "Ich gehe nicht davon aus, dass die Niedrigzinsphase für alle Zeiten anhalten wird. Natürlich wissen wir nicht genau, wann das ökonomische Umfeld wieder dreht, ich bin allerdings optimistisch, dass das in den nächsten drei bis fünf Jahren der Fall sein wird", gibt sich Rapf zuversichtlich. 

Was möchte der Kunde?
Im aktuellen Umfeld ist es laut Rapf allerdings wichtiger denn je zu wissen, was der Kunde möchte. "Im Bereich der Lebensversicherung sehen wir, dass, wenn man Kunden befragt, im Zweifelsfall der Sicherheit immer gegenüber der Rendite der Vorzug gegeben wird. Das heißt, unsere Kunden verzichten, wenn es darauf ankommt, lieber auf – sagen wir einmal – ein Prozent Rendite, wenn sie dafür mehr Sicherheit haben." Als Lebensversicherung will er den Kunden daher auch bei niedrigen Zinsen letztlich immer noch Garantien versprechen können, da aus seiner Sicht eigentlich nur Garantien eine langfristige Planung möglich machen. So erklärt er weiter: "Gerade im Bereich der Altersvorsorge reden wir von sehr langen Zeiträumen. Und über lange Zeiträume Sicherheit zu bieten, heißt heute, dass man die Renditeerwartung eben auch nur auf geringerem Niveau ansetzen darf, wenn man nicht falsche Erwartungen wecken möchte."

Während andere Lebensversicherungen mittlerweile vollständig auf Garantien verzichten schließt die S Versicherung diesen Weg somit derzeit aus. Auch wenn der Garantiezins in der Lebensversicherung seit Jahresbeginn bei nur noch einem halben Prozent liegt muss man sich laut Rapf letztlich die Frage stellen: Bei welcher Veranlagungsform bekomme ich überhaupt noch irgendeine Form von Garantie? "Selbst eine Null-Prozent-Garantie ist nichts, was man heute bei einem üblichen Finanzprodukt erhalten kann. Natürlich kann ich sagen, da lege ich es halt auf’s Sparbuch, da kann es zumindest nicht weniger werden, real wird es da aber mit Sicherheit weniger. Wer Geld auf’s Sparbuch legt, kann zuschauen, wie es weniger wird. Wenn ich es in eine langfristige Lebensversicherung einzahle, habe ich zumindest die Chance, mit dem anspringenden Zinsmarkt auch wieder mehr Rendite zu bekommen. Und letztlich ist damit das, was wir heute verkaufen, ein Floor – eine Grenze nach unten. Die tatsächlichen Leistungen liegen in aller Regel deutlich über den bei Vertragsabschluss garantierten Leistungen und das wird auch in Zukunft so sein. Die S Versicherung bietet ihren Kunden derzeit eine Gesamtverzinsung von 2,5 Prozent." (gp)


Das vollständige Interview finden Sie in der aktuellen Heftausgabe 2/2017 von FONDS professionell, die Abonennten dieser Tage zugestellt wird.