Pensionslücke und Altersarmut waren in den vergangenen Jahren keine Themen, die sich in Luft aufgelöst hätten. Im Gegenteil: Im Jahr 2050 müssen nach Schätzungen von Agenda Austria nur 1,3 Erwerbstätige einen Pensionisten finanzieren. Doch trotz dieser betrüblichen Aussichten bei der staatlichen Pension strauchelte die private Vorsorge in der vergangenen Dekade. Abzulesen ist das am Lebensversicherungsbereich, der in Österreich die private Individualvorsorge dominiert: Statt mehr vorzusorgen, taten das die Menschen immer weniger. Diesen Trend beleuchtete die Redaktion in einem Artikel, der in voller Länge in der neuen Printausgabe von FONDS professionell erschienen ist.

Nach Zahlen der Finanzmarktaufsicht (FMA) nahmen die österreichischen Lebensversicherer im Jahr 2022 etwa 5,3 Milliarden Euro an Prämien ein. Das ist gut eine Milliarde weniger als noch im Jahr 2013, als es über 6,4 Milliarden Euro waren. Rechnet man die Inflation mit ein, müssten die Versicherungen heute eigentlich sogar um drei Milliarden Euro mehr Prämien im Bereich Leben einnehmen, wie etwa Wiener-Städtische-Vorstand Manfred Bartalszky unlängst im Interview mit der Redaktion hervor hob. Natürlich war in den vergangenen Jahren die Tief- und Negativzinslandschaft, die für sichere Anlagen keine Renditen bot, ein Klotz am Bein der Assekuranzen.

Staatliche Vernachlässigung
Doch es gibt auch eine politische Dimension, die dafür sorgt, dass Lebensversicherungen auf dem Vorsorgemarkt den Rückzug angetreten haben: Der Staat hat die zweite (betriebliche Vorsorge) und dritte Säule (private Vorsorge) massiv vernachlässigt. In der betrieblichen Vorsorge etwa sieht man das an der berühmten Zukunftssicherung nach § 3/1/15a EStG: Arbeit­geber können jährlich 300 Euro steuerbefreit für die Vorsorge ihrer Mitarbeiter einzahlen (KESt-frei). Ein Betrag, der seit fast 50 Jahren nicht erhöht wurde.

Und das ist nicht der einzige Bereich, in dem sich die Republik mit der regelmäßigen Wartung ihrer Fördermaßnahmen überfordert zeigt. Der Prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge (PZV) geht es ganz ähnlich: Im Jahr 2003 als Meilenstein in der dritten Säule der Altersvorsorge eingeführt, wird die PZV heute nur noch von vier Versicherern angeboten, die im Vorjahr gerade einmal 6.000 Neuverträge abschließen konnten. Die meisten der einst rund zwei Dutzend Anbieter warfen wegen der engen Veranlagungsvorschriften und der ebenso beschränkenden Garantievorgaben das Handtuch. Trotz langjähriger Kritik hat bisher keine Regierung das System auf tragfähigere Beine gestellt. Kurz: Die Absicherung der Bevölkerung über die zweite und dritte Säule könnte weit höher sein – allein durch die regelmäßige Pflege von PZV und Arbeitgebermodellen.

Kommunikation der Versicherungen gefragt
Es gibt hier aber auch für die Versicherer noch Hausaufgaben zu erledigen. Man müsse es schaffen, den Kunden klarzumachen, dass Versicherungen nicht in erster Linie Veranlagungsmöglichkeiten mit Renditeschwerpunkt sind, sondern, dass solche Produkte wie keine andere Vorsorge fixe Zahlungen im Alter ermöglichen, heißt es etwa bei Uniqa und Wiener Städtischer Versicherung.

In diesem Kommunikationsaspekt liegt eine schwierige Aufgabe. Denn der Trend in der Bevölkerung ging zuletzt ganz klar in die andere Richtung. Bei einer Finanzvorsorgestudie, die von der Uniqa in Auftrag gegeben wurde, sagen mehr als zwei Drittel (71 Prozent) der Befragten zwischen 16 und 60 Jahren, dass sie finanzielle Vorsorge für wichtig halten. Gleichzeitig jedoch sinkt der Anteil der Personen, die wirklich Maßnahmen treffen. 2021 lag dieser noch bei 44 Prozent, 2022 bei 41 Prozent und 2023 nur noch bei 37 Prozent. (eml)


Den gesamten Text inklusive zahlreicher Grafiken finden Sie in der neuen Printausgabe 4/2023 von FONDS professionell oder im E-Magazin.