Die Münchener FWU AG hat am 19. Juli 2024 aufgrund von Überschuldung einen Insolvenzantrag gestellt. Noch am selben Tag wurde vom Amtsgericht vorläufige Insolvenz angeordnet. Wie heute bekannt wird, zieht das auch Folgen für die Gesellschaft in Österreich nach sich. Die FWU Life Austria (FLA) muss ihr Neugeschäft einstellen. Vorerst bis September. Darauf hat dem Vernehmen nach die Finanzmarktaufsicht FMA gedrängt.

Wie von mehreren Seiten zu hören ist, geht es der FMA in der aktuellen Situation vor allem darum, sicherzustellen, dass die Hintergrundsysteme, die FWU Life Austria von der deutschen Mutter – etwa im IT-Bereich – bezieht, trotz deren Insolvenz reibungslos funktionieren. Die FMA äußerte sich gegenüber der Redaktion nicht direkt dazu. Man sei im Gespräch mit dem Unternehmen, sagte ein Sprecher. Kapitalmäßig sei die FLA jedenfalls gut aufgestellt. Ein Blick in den Geschäftsbericht zeigt, dass die Solvenzquote der Österreich AG mit knapp 271 Prozent (Ende 2023) weit über den aufsichtsrechtlich geforderten 100 Prozent liegt.

Sondervermögen
"Es ist wichtig zu betonen, dass die FWU Life Austria nicht von der Insolvenz der Muttergesellschaft FWU AG (Deutschland) betroffen ist", so das Unternehmen in einer Stellungnahme gegenüber der Redaktion. Hauptsächlich vertreibt FWU fondsgebundene Lebensversicherungen. Versicherer müssen die Fonds rechtlich für ihre Kunden im Deckungsstock aufbewahren. Es handelt sich um Sondervermögen, das im Insolvenzfall den Kunden zusteht und nicht zur Gläubigerbedienung herangezogen werden kann.

FWU Austria betont, dass außerdem eigenständige Systeme vorhanden seien, die einen Geschäftsbetrieb unabhängig von der Situation in Deutschland ermöglichen. Alle Services für bestehende Kunden und Geschäftspartner würden wie gehabt bestehen bleiben. Während der Aussetzung des Neugeschäfts wolle FWU Life Austria "die neue Situation bewerten und eine klare Strategie entwickeln".

Wenig Neugeschäft
Ohnehin hatte die FWU Life Austria in den vergangenen Jahren nur noch vereinzelt Neugeschäft. Die deutsche FWU hatte 2015 die Skandia Versicherung Österreich übernommen und daraus FWU Life geformt. Der Markt der Lebensversicherungen blieb aber schwach. Das FWU-Geschäft kam nicht richtig in die Gänge. Momentan kommt die FWU Life Insurance Austria AG auf einen Anteil am österreichischen Lebensmarkt von rund 1,3 Prozent (laut VVO-Ranking).

Zum Insolvenzverwalter der Münchener FWU AG wurde Ivo-Meinert Willrodt (Kanzlei Pluta) bestellt. Die FWU AG selbst hat laut Unternehmensangaben keine Versicherungsverträge mit Kunden, die Polizzen werden von den Töchtern vertrieben. Die Gruppe betreibt das Versicherungsgeschäft in Europa über die Töchter FWU Life Insurance mit Sitz in Luxemburg sowie über die FWU Life Austria. FWU Life Lux (FLL) hat bereits zum 3. Juli 2024 das Neugeschäft eingestellt.

"Optionen prüfen"
CEO Manfred Dirrheimer betont in einer Aussendung, man werde das vorläufige Insolvenzverfahren nutzen, "um im Interesse der Kunden und Mitarbeiter der FWU AG, FWU Life Lux, FWU Invest und FWU Life Austria den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und alle Optionen zu prüfen".

FWU wurde 1983 von Manfred Dirrheimer gegründet. Die Gruppe mit Hauptsitz im deutschen Grünwald ist in Europa in Italien, Spanien, Frankreich, Belgien, Luxemburg und Österreich aktiv. Außerhalb der EU ist die FWU auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien, Kuwait, Pakistan, Malaysia und Indonesien vertreten.

1,9 Milliarden Euro an Kundenvermögen
Das Unternehmen beschäftigt rund 420 Mitarbeiter und unterhält nach Eigenangaben zehn Standorte. In Europa bedient die Gruppe rund 285.000 Kunden mit 1,9 Milliarden Euro AUM (Assets under Management) und einer Beitragssumme in Höhe von neun Milliarden Euro. (eml)