Als August Zillmer im 19. Jahrhundert das nach ihm benannte Verfahren zur Bestimmung des Werts eines Versicherungsvertrags entwickelte, ging es nicht in ­erster Linie um Provisionen oder Vertrieb, sondern um die versicherungsmathematisch korrekte Ermittlung der Deckungsrückstellungen. Vor Einführung seiner Methode waren diese häufig zu hoch oder zu niedrig angesetzt.

Es ist also nicht so, dass die Abschlusskosten wegen der Zillmerung zu Beginn der Vertragslaufzeit ­anfallen, sondern umgekehrt so, dass eine Vorabzahlung der Provision in der Berechnung des Versicherungswerts berücksichtigt wird. Diese Vorgangsweise war nie unumstritten, in den letzten Jahren geriet die Vorabverprovisionierung aber so sehr ins Kreuzfeuer der Kritik, dass sie nun immer häufiger durch Alternativen ersetzt wird. 

Transparenz nimmt zu 
Vor allem die IDD-Umsetzung und die seit Anfang des Jahres eingeführten Produktinformationsblätter erhöhen die Transparenz für Kunden, was die Versicherer unter Zugzwang bringt. Immer mehr Fondspolizzenanbieter reagieren mit Umstellung beziehungsweise dem zusätzlichen ­Angebot von ungezillmerten Tarifen. Manche sehen dies sogar als Chance, im schwierigen Lebensversicherungsgeschäft Boden gutzumachen. Ob hier generell umgeschwenkt wird oder ob wir es mit einer Mode zu tun haben, ist allerdings noch nicht klar.

So verkündete etwa die Allianz Versicherung bereits im ­Vorjahr die Einstellung ihres ungezillmerten Tarifs. Zwar erklärt Allianz-Lebensversicherungsexperte Ernst Schneckenleitner, dass man die Einschätzung, dass ungezillmerte ­Tarife deutlich an Bedeutung gewinnen werden, mittelfristig teile, einen durchgehenden Schwenk in Richtung ungezillmert sehe man derzeit allerdings noch nicht: "Wesentlich ist dabei auch, wie rasch unsere Vertriebspartner den Umstieg vornehmen wollen", erklärt der Allianz-Experte. Während im Bereich der klassischen Lebensversicherung aktuell nur drei Versicherungen ungezillmerte Tarife anbieten, sind es bei der FLV derzeit insgesamt zehn Anbieter. 

Neue ungezillmerte Fondspolizzen
Allein drei Gesellschaften haben in den vergan­genen Monaten neue Produkte vorgestellt, bei denen die Abschlusskosten über die Laufzeit verteilt werden. Jüngstes Beispiel ist die Uniqa Versicherung, die ihre FLV "FlexSolution" völlig überarbeitet hat und nun nur noch mit einem ungezillmerten Tarif auf dem Markt vertreten ist. Dabei fällt auf, dass es im Zuge der Umstellung zu einem Kahlschlag der angebotenen Drittfondspalette kam.

Hatte die Versicherung zuvor 231 Fonds von 47 Anbietern im ­Angebot, so sind es aktuell nur noch 32 plus fünf ETFs von acht ausgewählten Investmentge­sellschaften. Zu diesen zählen Franklin Templeton, iShares, Fidelity, Blackrock, Carmignac, Ethenea, RCM und Invesco. Innerhalb der neuen Polizze kann gleichzeitig in bis zu zehn Einzelfonds investiert werden beziehungsweise können diese auch mit den vier Uniqa-Portfolios kombiniert werden.

Vom neuen Produkt überzeugt ist auch Versicherungs­makler Wolfgang Staudinger. Mit seiner Firma fynup bietet er eine Software an, die fondsgebundene sowie klassische Lebensversicherungen und Wertpapierdepots auf Ebene der Gesamtkosten vergleichbar macht. Mit seinem "fynup-Selektor" kann analysiert werden, welche von den Versicherern ange­botenen Investmentfonds oder Dachfonds­portfolios in der Kombination aus Produkt-, Veranlagungskosten und tatsächlichen Ren­diten besser sind.

Die neue FlexSolution-Polizze schneidet hier nicht schlecht ab. Staudiger: "FlexSolution bietet enorme Kostenvorteile bei Fremdfonds, vor allem durch die Möglichkeit, in die institu­tionellen Tranchen zu investieren. Das ­leidige Kickback-Thema gibt es nicht mehr, der Tarif ist sauber und schlank kalkuliert. Diesen Tarif sollte jeder Berater beachten, vor allem die selbstständigen, bei denen Best ­Advice ein Thema ist. Mit den Dachfonds ist das Produkt im oberen Drittel in der Kos­tenanalyse All-in zu finden, die Performancewerte der Vor­gängerportfolios liegen am Ende des ersten Drittels." (gp)


Den gesamten Artikel finden Sie in der aktuellen Heftausgabe 1/2018 von FONDS professionell, die Ende März erscheint.