Die Donau Versicherung schärft eineinhalb Jahrhunderte nach der Gründung ihr Profil in eine – am Zeitgeist gemessen – durchaus mutige Richtung. Während die meisten anderen Versicherer mit Online-Versicherungsabschlüssen experimentieren oder diese schon anbieten, schließt die Donau das komplett aus.

Zwar bekommen die Kunden auf der neuen Homepage via Live-Chat schnelle Antworten und Schadensfälle kann man nun digital melden, doch: "Ein einfacher Online-Produktverkauf kommt bei uns nicht in Frage", sagt Generaldirektor Peter Thirring bei einer Pressekonferenz anlässlich des Jubiläums. "Digitalisierung heißt für uns in erster Linie, dass wir interne Prozesse und die Kommunikation mit den Kunden digitalisieren aber ganz klar nicht, dass wir Produkte ohne Beratung als Selbstversicherung verkaufen. Wir wollen die physische Nähe zum Kunden unbedingt aufrecht erhalten".

Näher am Kunden
Man könne sich als Versicherung nicht über das Produkt differenzieren, sondern nur über die Qualität der Beratung, wie man sich im Schadensfall verhält und darüber, dass man die spezifischen regionalen Bedürfnisse kennt und bedienen kann. Dementsprechend bekenne man sich weiterhin zu den neun Landesdirektionen, die dort eigenständige regionale Entscheidungen treffen, wo sie mit der entsprechenden Kompetenz ausgestattet sind. Nur so könne man im Bewerb mit größeren Anbietern und mit den internationalen Konkurrenten, die in den Markt drängen, mithalten. "Wir orientieren uns ausschließlich an dem, was der österreichische Markt braucht", bekennt Thirring Mut zum Fokus. Die Donau Versicherung ist gemäß Eigenangaben der fünftgrößte Versicherer im Land und zählt 750.000 Kunden.

Um der Positionierung in der Kundenberatung Nachdruck zu verleihen, laufen derzeit eine Ausbildungsoffensive sowie ein Einstellungsprogramm. "Personal ist kein Kostenfaktor, sondern ein Wettbewerbsvorteil", sagt Thirring.


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Neues Digital-System für Berater
Zu den 700 Außendienstmitarbeitern kommen heuer 95 dazu. "Dieser Zuwachs soll in den kommenden zwei Jahren fortgesetzt werden", sagt Vorstandsdirektor Harald Riener. "Es geht in der Versicherug um existenzielle Risiken. Eine 'Selbstmedikation' ist da ein Schritt in die falsche Richtung. Unsere Strategie heißt 'regional vor digital' “, argumentiert er die Online-Abstinenz punkto Vertragsabschluss. Die Donau-Berater werden aktuell mit einer neuen Software ausgestattet, die sie durch die Beratung und den Regulierungsdschungel führt, wie Riener gegenüber FONDS professionell ONLINE sagte.

Von der Politik wünscht sich die Donau erstens, dass es eine Pflichtversicherung für Naturgefahren gibt – ein lang geforderter Wunsch der gesamten Branche: "Die Schäden in der Vergangenheit haben gezeigt, dass viele Kunden nicht ausreichend versichert sind. Es muss eine Lösung mit Beteiligung des Staates geben. Eine Kombination aus Erst- und Rückversicherung plus staatlicher Haftung, verbunden mit Versicherungspflicht", so Thirring. Man habe bei den vergangenen Naturereignissen gesehen, dass ein Katastrophenfonds nicht ausreichend ist: "In einem Katastrophenfonds ist der Kunde nur Bittsteller. Da kommt es nie zur vollen Ersatzleistung".

Zukunftsvorsorge liberalisieren
Zweitens fordert Thirring einmal mehr, dass die strengen Veranlagungsvorschriften bei der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge (PZV) liberalisiert werden. Die sieht bekanntlich eine verpflichtende Aktienquote und gleichzeitig eine Kapitalgarantie vor. Viele Versicherungen haben von der PZV bereits Abstand genommen. "Die verpflichtende Aktienquote führt dazu, dass bei fallenden Aktienmärkten der Manager immer mehr Aktien zukaufen muss, um die Quote zu halten, was widersinnig ist. Aus unserer Sicht wäre das Problem leicht lösbar, wenn man die PZV auch für Infrastruktur oder Wohnen öffnet", so Thirring.

Auch bei der Gehaltsumwandlung, wo Beiträge zur PZV bis zu 300 Euro pro Jahr von der Einkommensteuer befreit sind, müsse es eine Anpassung geben. "Dieser Betrag ist nicht einmal hinsichtlich der Inflation valorisiert worden. Insgesamt sehen wir einen begünstigten Betrag von 1.200 Euro pro Jahr als sinnvoll an. Nur mit einem höheren Betrag kann man wirklich zu einer spürbaren Zusatzrente kommen. Es muss mehr Incentivierung für die private Vorsorge geben", so Thirring.

Lebensversicherungen: "Ewiger Rücktritt wegen Formalfehlers ist absurd"
Der politische Wille ist in diesen Themen ebenso offen, wie beim polarisierenden Thema der Rücktritte bei den Lebensversicherungen. Ein Gesetz, das "ewige Rücktritte" ausschließt, scheiterte unlängst. Die Branche hat sich nun mit dem Verein für Konsumenteninformation (VKI) verglichen und zahlt Millionenbeträge an 700 Inhaber von Lebensversicherungen, die sich beim VKI gemeldet haben. Der Hintergrund: Weil viele Versicherungen schlecht laufen, machen Kunden lang zurückliegende Fehler in der Rücktrittsbelehrung geltend und fordern die Prämien samt vierprozentiger Verzinsung zurück. Nun streiten Rechtsexperten über die Konsequenzen aus einem EuGH- und einem OGH-Urteil, in Richtung eines ewigen Rücktrittsrechts.

"Es ist völlig absurd, dass man wegen eines Formalfehlers ein ewiges Rücktrittsrecht geltend macht. Aus unserer Sicht deckt das OGH-Urteil diesen Fall nicht wirklich ab, und das EUGh-Urteil wird in der Berichterstattung falsch interpretiert", sagt Thirring. Die Versicherer hätten sich mit dem VKI verglichen, weil sie sich nicht in einen Rechtsstreit begeben wollten. Die Donau wiederum habe bei diesem Vergleich mitgemacht, "weil es, um es diplomatisch auszudrücken, Teil einer Branchenlösung war. Wir waren nur mit 100 Fällen betroffen. Aber wir würden eine weitere Klage mit allen Mitteln bekämpfen", sagt Thirring. "Man muss auch klar sagen, dass das ja nicht die Versicherung zahlt. Was im Rahmen des Vergleichs ausbezahlt wird, geht zulasten der anderen Kunden", so der Donau-Chef.

"IDD kann kommen" – Pools kein Problem
Während die nun verschobene IDD-Richtlinie die Versicherungsbranche in den vergangenen Monaten auf eine harte Probe gestellt hat, zeigt man sich bei der Donau Versicherung gelassen: "Wir sind auf die IDD vorbereitet, sie kann von uns aus morgen kommen", sagt Riener.

Dass sich durch den Regulierungsdruck immer mehr Makler an große Pools anhängen und so die Verhandlungsmacht der Makler gegenüber den Versicherungsunternehmen steigen könnte, sieht er nicht als Problem. "Zusammenschlüsse können Sinn machen. Für den einzelnen Makler wird es definitiv herausfordernd in Zukunft. Ich sehe es nicht so, dass Pools für uns gefährlich sind, wir sind es gewohnt, mit großen Maklerpartnern zu arbeiten. Hinter den Pools steht ja auch Know-how, das ist auch eine Schnittstellenthematik, die wir entspannt sehen", so Riener.

Viel Neues 2018
Innerhalb der Donau-Versicherung gibt es kommendes Jahr einige Änderungen. Thirring wechselt ab Juli 2018 in den Vorstand der Vienna Insurance Group. Der jetzige Donau-Finanzvorstand Ralph Müller nimmt seinen Platz ein und wird neuer Donau-GD.

Außerdem gibt es eine Umschichtung in den Eigentumsverhältnissen. Mehrheitseigentümerin der Donau ist derzeit die S-Versicherung, die wiederum zu 74 Prozent der VIG-Tochter Wiener Städtische gehört. Die S-Versicherung will nun aber mit der Städtischen fusionieren.

Im Zuge dessen soll die Donau zur VIG wechseln und eine direkte, fast 99-prozentige Tochter werden. Die FMA müsse noch zustimmen. Personelle oder operative Änderungen gebe es dadurch nicht, wie Thirring sagt. Aus seiner Sicht sei auch die Mehrmarkenstrategie der VIG in Stein gemeißelt, so Thirring zu FONDS professionell ONLINE. (eml)