Die Allianz Leben vollzieht im Zuge der Zinswende einen Strategiewechsel bei ihrer Anlagepolitik. Der deutsche Branchenprimus, der rund 260 Milliarden Euro für Kunden verwaltet, setzt wieder verstärkt auf Rentenpapiere. Alternative Investments wie Private Equity und Private Debt, aber auch Beteiligungen an Infrastruktur, Wind- und Solarparks sowie Immobilien werden nicht weiter erhöht. Auch bei Aktien ist der Versicherer skeptisch, wie Katja de la Vina, Vorstandschefin der Allianz Leben, im Gespräch mit dem "Handelsblatt" berichtete. 

Die alternativen Beteiligungen waren ein Stützpfeiler der Performance in den Jahren von Null- und Negativzinsen. Auf insgesamt ein gutes Drittel des Gesamtvolumens hat die Allianz den Anteil dieser Assets ausgebaut. "Wir haben uns durch den Wandel zu alternativen Anlagen wettbewerbsfähig gemacht", sagte de la Vina der Zeitung. Nun aber haben sie und ihr Team die Bremse gezogen. Der Anteil an alternativen Investments soll vorerst nicht ausgebaut werden. 

Back to Bonds
Stattdessen sind nun die Favoriten von einst wieder beliebt: Unternehmens- und Staatsanleihen. "Am kurzen Ende sind wir bei vier Prozent, da gehen wir verstärkt rein", so de la Vina zum "Handelsblatt". Sie erwartet, dass die Leitzinsentwicklung am oberen Rand angelangt ist und dort wohl in nächster Zeit auch bleiben werde. 

Dabei steht die Allianz Leben unter Druck. Die Inflation lag in Deutschland zuletzt bei 4,5 Prozent. Das hat der Versicherer trotz steigender Zinsen nicht erwirtschaftet. Der Branchenprimus bietet für das laufende Jahr 3,5 Prozent – und lag damit im oberen Bereich aller Anbieter. 2024 wird die Allianz aber wohl mehr bieten müssen.

Beware of shares
Trotz des Renditedrucks sei es weiter wichtig, Risiken zu vermeiden. Allianz Leben sieht diese am Aktienmarkt. "Bei Aktien nehmen wir uns derzeit etwas zurück", sagte de la Vina. Sie verweist gegenüber dem "Handelsblatt" unter anderem darauf, dass an vielen Ecken der Welt politisch etwas passieren könnte. So blieben Aktien zwar Teil des Kernportfolios, man agiere im Moment aber vorsichtiger. 

Renditedruck erzeugen weiterhin vor allem auch hochverzinsliche Altverträge im Portfolio. Mitbewerber wie die Generali haben diese Bestände daher an Run-off-Plattformen abgegeben. Das ist für die Allianz aber laut de la Vina kein Thema. "Allianz Leben ist der finanzstärkste Lebensversicherer Europas", sagte sie. Deswegen sei für das Unternehmen die Diskussion um einen möglichen Run-off nicht relevant. (jb)